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17.00 Uhr - Acht Leute öffnen die Tür des Hauses Fraenkelufer 48, um es instandzubesetzen.

"Wir trafen mit dem Möbelwagen ein und transportierten die Sachen in den dritten Stock. Beim Einzug trafen wir die Mutter und zwei Töchter der Türkenfamilie an, welche in diesem Haus noch wohnte. Eine Tochter rannte trotz Beruhigungsversuchen los, um die Polizei zu alarmieren. Die waren auch fünf Minuten später mit zwei Streifenwagen da, kurz darauf auch zwei oder drei Mannschaftswagen. Wir wurden alle im Haus auf der Treppe gegriffen. Es waren anfangs vielleicht sechs Beamte, die ins Haus kamen. Wir ließen uns widerstandslos nach draußen führen, wo wir an der Hauswand durchsucht wurden. Mit Handschellen versehen wurden wir paarweise in einen Mannschaftswagen verfrachtet und zur Friesenstraße gebracht."

18.00 Uhr - Mittlerweile hatten sich ungefähr hundert Leute vor dem Haus versammelt. Diese liefen zur Admiralstraße, weil das Gerücht umging, die ebenfalIs seit mehreren Wochen besetzte Admiralstraße 20 solle geräumt werden. Vor diesem Haus war bereits eine Barrikade errichtet worden.

18.30 Uhr - Starke Polizeikräfte versammeln sich jenseits der Admiralbrücke. Polizisten stürmten über die Brücke und warfen sofort Tränengas in die Menschenmenge. Die Leute flüchteten die Admiralstraße entlang in Richtung Kottbusser Tor, verfolgt von Polizisten, die bereits hier viele Leute niederknüppelten und einige auch festnahmen.

"Ein Polizist ergriff einen der Gejagten auf dem Bürgersteig vor dem Haus Fraenkelufer 50 und riß ihn zu Boden. Er wurde von hinten in Halshöhe gegriffen. Weitere Polizisten kamen hinzugestürmt und haben ihn verhaftet."

Am Kottbusser Tor hatten sich bereits 50 bis 60 Leute angesammelt, als die Menschen von der Admiralstraße ankamen. Eine ziemliche Panik entstand, weil plötzlich auch am Kottbusser Tor sechs Mannschaftswagen auffuhren. Sie fuhren zum Teil auf den Gehwegen weiter, um kurze Zeit später wieder zurückzukommen. Bei dieser abermaligen Rückfahrt, rücksichtslos, knapp an Passanten vorbei, flogen die ersten Steine gegen ein Polizeifahrzeug und gegen die Commerzbank.

19.00 Uhr - Ein einzelner Polizeiwagen fuhr auf den Gehweg vor das Schaufenster der Commerzbank. Die beiden Beamten, sonst war kein weiterer Polizist in Sicht, sprangen aus dem Wagen und liefen mit gezogener Pistole auf eine 250 - 300 köpfige Menschenmenge zu, die vor Aldi stand. Alle Leute rannten in panischer Angst davon. Während dieses Vorgangs wurde der Polizeiwagen, in dem sich niemand befand, umgestürzt.

"lch stand in einer Gruppe von ca. 50 Leuten Ecke Kottbusser Damm / Reichenberger Straße. Polizisten waren nicht zu sehen, nur gegenüber auf dem Bürgersteig vor der Commerzbank stand mit der Front zu uns ein VW-Bulli mit geschlossenen Türen. Da ich von vorne hereinsehen konnte, sah ich genau, daß niemand drinsaß. Die Scheiben der Commerzbank waren schon zerbrochen. Alles weitere spielte sich in kürzester Zeit ab. Auf dem Bürgersteig vor der Commerzbank kamen aus Richtung Skalitzerstraße zwei Polizisten angerannt, die jemanden verfolgten. Die Verfolger waren schon am Bulli vorbei, als wir losrannten, um dem Verfolgten zu helfen. Als wir auf dem Grünstreifen in der Mitte des Kottbusser Damms

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