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waren, stürzte der vordere Polizist. Er blieb mit den Beinen Richtung Kottbusser Damm liegen. Vor der anrennenden Menge zog er mit der rechten Hand seine Pistole. Wir machten sofort kehrt und die Gruppe zerstreute sich in verschiedene Richtungen".

Ein Demonstrant, der mit einer schweren Gehirnerschütterung im Krankenhaus behandelt wurde, traf zufälligerweise den am Bein verletzten Polizisten, der auf Fragen des Arztes aussagte, er wisse nicht genau, wie er zu seiner Verletzung gekommen sei.

    Polizeiversion zu Verletzung 
          

    In einer Presseerklärung hat die Polizei den Zwischenfall, bei dem ein junger Mann während der Krawalle in Kreuzberg vor allem an den Beinen schwer verletzt wurde, aus ihrer Sicht erläu- tert. Eines von vier Polizeifahrzeugen sei bei dem Versuch, einer Straßensperre am Oranienplatz auszuweichen massiv und gezielt mit Steinen bewor- fen worden. Als der Fahrer durch die Scheibe der Wagentür von zwei Pflastersteinen an Kopf und Arm getroffen worden sei, habe er die Gewalt über das Fahrzeug verloren, das gegen eine auf der Fahrbahn befindliche Betonröhre geprallt sei. Beim Zurückfahren unter weiteren Stein- würfen habe der Fahrer bemerkt, daß in der Betonröhre eine Person gesessen habe. Zwei Beamte, die ausstiegen, seien sofort tätlich angegriffen worden und hätten verletzt ins Fahrzeug flüchten müssen. (Tsp)

Kurze Zeit nach diesen Vorfällen kam Verstärkung, die ihre Wagen rund ums Kottbusser Tor parkte. Die Beamten verfolgten sofort eine Menschenmenge in Richtung Reichenberger Straße. Dabei kam es nach übereinstimmenden Aussagen zu wüsten Prügelorgien. Auch unbeteiligte Passanten wurden mit äußerster Brutalität niedergeknüppelt. Etliche Beamte stürmten den U-Bahhhof Kottbusser Tor, wobei es wieder zu Tränengaseinsätzen kam. Bereits zu diesem Zeitpunkt gab es viele Verletzte und etliche Verhaftungen.

Zum selben Zeitpunkt ereignete sich an der Admiralstraße / Ecke Fraenkelufer folgendes: Einige Demonstranten befanden sich noch am Fraenkelufer, als plötzlich Polizisten anstürmten.

"lch verharrte erst einmal in einer Schrecksekunde und rannte dann los, war aber nicht schnell genug und wurde gegenüber dem besetzten Haus niedergestreckt. Ein Bulle trat mir von hinten zwischen die Beine, so daß ich der Länge nach hinstürzte. Zwei bis drei Bullen fielen sofort über mich her und fingen an, mich mit Schlägen und Fußtritten zu attackieren. In meiner Nähe ging eine von der Polizei abgeschossene Rauchbombe nieder. Sie zogen mich an den Armen auf den gegenüberliegenden Bordstein, mit dem Rücken schlug ich dabei gegen den Bordsteinvorsprung. In der Nähe der Hauswand rissen sie mich an den Haaren hoch. Da ich nicht schnell genug Arme und Beine breitmachte, wurde ich schnell noch mit dem Kopf gegen die Hauswand geschlagen und bekam noch einige Fußtritte in Unterleib und Beckengegend, im Polizeigriff wurde ich zu einer Wanne am Fraenkelufer abgeführt. Ich wurde teils in die Wanne gezogen und teils geworfen. Dort mußte ich am Boden liegen. Da waren dann vier Bullen so richtig unter sich ohne Zeugen. Von einem Bullen wurde ich gewürgt, begleitet von den Worten: "Überhaupt werden wir mit euch schon fertig!" Ein anderer Bulle hatte meinen Arm gepackt und drehte ihn genüßlich immer mehr rum und so ging das weiter. Dann fuhr die Wanne los. Wir waren nicht Iänger als drei bis fünf Minuten unterwegs. Nun wurde ich wieder herausgezerrt, von einem Polizisten im Polizeigriff gehalten, ein anderer packte meine Haare und so hielten sie mich mit dem Gesicht

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