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Was vorher passiert ist


31. Juli 1981:

Der CDU-Bausenator Rastemborski kündigt an, in absehbarer Zeit, das heißt nach Ferienende, neun Häuser zu räumen. Folgende Häuser sind davon betroffen:

Die Luckauer Str. 3, im Besitz der gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft (GSG), die Dieffenbachstr. 27, private Besitzer, die Hermsdorfer Str. 4, ebenfalls GSG, die Knobelsdorffstr. 40/42, die Bülowstr. 89, die Winterfeldtstr. 20 /22 /24, die zuletzt genannten Häuser befinden sich alle im Besitz der Neuen Heimat (NH). Gleichzeitig betont Rastemborski, daß die Neue Heimat bereit ist, zeitlich begrenzte Nutzungsverträge für leerstehende Wohnungen abzuschließen, die sich in den Häusern Bülowstr. 52 /54 /55 und in der Blumenthalstr. 13/14/15 befinden sollen. Allerdings sagt er nicht, daß diese Häuser schon längere Zeit besetzt sind.

Ebenfalls kündigt er an, daß er sich am 20.8. einer Diskussion mit Vermittlern und Vertretern des Besetzerrates stellen will.

In den folgenden Tagen werden viele Proteste in der Öffentlichkeit laut. Unterschriftsaktionen werden veranstaltet und Patenschaften für die besetzten Häuser übernommen.

5. August 1981:

Die Besetzer lehnen das von Rastemborski vorgeschlagene Angebot, in die oben erwähnten Häuser zu ziehen, ab. Und eine Idee wird geboren: TUWAT

Ganz Europa ist in Bewegung
Kraaker, Anti-AKWler, Instandbesetzer, AJZ-Kämpfer, Anti-Imperialisten, Feministinnen, Chaoten, Punks, Hippies und Gamler, Schwarze und Indianer, Schwule und Lesben, Alternative und Grüne Radler, Anti-Militaristen, Sozialisten und Antifaschisten, die Autonomie und der Untergrund und überall die Menschen, die für die Freiheit kämpfen......

TUWAT heisst das Spektakel.
Ein Kongress, ein Festival, ein Ausdruck für den Kampf der uns verbindet.

Stattfinden wird das Ganze in BERLIN, dem gespaltenen Arsch der Nationen. BERLIN wo sich der Kalte Krieg der Regierungen in reinster Form offenbart. Ein Krieg, der gegen uns geführt wird.
Die Berliner Regierung hat uns den Kampf angesagt. Sie will 9 besetzte Häuser räumen, deren Bedeutung für uns mehr ist als der bloße Wohnraum. Sie wollen uns unseren Lebensraum und unsere Zusammenhänge vernichten. Wir werden ihnen, stellvertretend für alle Regierungen, die immer noch glauben, daß sie mit uns machen können was sie wollen, zeigen, was davon halten.
Schmeissen wir die Atomwaffen in die Grachten von Amsterdam!
Verbrennen wir die AKW Pläne unter dem Triumphbogen!
Vergraben wir die unmenschlichen Sanierungskonzepte im Gorlebener Salzstock!
Zertrümmern ihren Beton und machen ihn zum Hochzeitsgeschenk der Lady Di !
Wir werden Feste feiern, die die Stadt erzittern lassen!
Wir werden Demonstrationen machen, die ihnen die nackte Furcht lehren wird!!
Und wir werden unterhalten; werden erzählen von den vielen kleinen Kämpfen, von unseren Erfahrungen und unserem Wissen.
TUWAT das sind 4 Wochen in denen die Berliner Strassen von den Musikanten und Gauklern Europas bevölkert werden.
TUWAT heißt etwas tun für uns, und das heißt auch, daß TUWAT nichts fertiges sein wird.
Wir werden Höhepunkte organisieren und die alltäglichen Kleinigkeiten wie Schlafplätze und was zu fressen. Die Zwischenräume werden alle ausfüllen mit ihrer Phantasie und de Ideen. Jeder soll Ausdruck finden für das, was ihn bewegt, soll seine Zusammenhänge zur Diskussion stellen.
Wir fordern die Kulturgruppen aller Länder auf ab dem 25. August 1981 nach Berlin zu kommen.
Ebenso alle politischen Organisationen. Knast- und Friedensgruppen. AKWler und Besetzer und alle anderen....
sprengen wir unsere Isolation. Die Offenheit war schon immer unsere Stärke.

 

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