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Grund für eine Anklage nach § 114 StGB. Wir wurden dann jeweils einzeln von einem B... aufgefordert, unsere Sachen mitzunehmen und uns "herausführen" zu lassen. Einer der ersten aus dem Haus Geschleppten wurde von zwei B... zu einer Knastwanne getragen, wobei kurz vor der Wanne zwei weitere B... ziemlich hart zugriffen. Der Besetzer wurde dann in die Wanne gezogen, auch durch Griff in die Haare. Dort mußte er nochmals seine Personalien angeben, die Wanne fuhr dann von der Ecke Graefestr. direkt vor das Haus Dieffenbachstr. 27 und der Besetzer wurde wieder herausgelassen.
Einer ließ sich aus den Räumen heraustragen, wobei wir nicht beurteilen können, wie er angepackt wurde, da wir keinen Einblick auf die Treppe hatten. Andere Leute gingen nach Aufforderung, wobei sie sofort ihre Ausweispapiere abgeben mußten. Auf der Treppe wurden die Personalien von der Kripo aufgeschrieben. Wie wir jetzt erfahren haben, wurden, abgesehen von einem Paten, die Aufnahme der Personalien der Paten verweigert. (...) Keiner der Besetzer wurde festgenommen, alle Herausgebrachten befanden sich während der gesamten Räumung vor dem Haus, möglicherweise auch hinter den Absperrungen. Die Räumung war gegen 12.30 Uhr beendet."

Über die Räumung der Bülowstraße 89 berichtet eine Zeugin:

"Ca. zehn Uhr: zwölf Wannen und ein Wasserwerfer fahren vor und machen die Fahrbahn vor dem Haus dicht. Wasserwerfer wird direkt auf uns gerichtet. Wir sitzen mit ca. hundert Leuten im zweiten Stock in einem Raum Richtung Straße zusammen, aneinandergehakt. Die B.... kommen übers Dach auf den Balkon und schlagen mit einer Eisenstange die Balkontür von außen auf (Scherben fliegen durch die Gegend). Sie kommen herein und postieren sich vor die Fenster und die Balkontür. Beim Rausschauen sehen wir fast nur Wannen, B... mit Hunden und Unterstützer hinter der Absperrung - sind noch nicht viele da. Die Cops kommen inzwischen auch von der anderen Seite - durch die aufgebrochene Haustür über die Treppe. Während der ganzen Zeit singen wir alle lauthals und übertönen so die Aufforderung der B..., das Haus freiwillig zu räumen. (...) Später werde ich - nachdem ich nicht von alleine gehe - in den Vorderraum geschleppt. Dort wird mir mein Personalausweis abgenommen. Dann werde ich gefragt, ob ich die Treppe freiwillig runtergehe. Ich verneine und der B... macht irgendwo ein Kreuz auf einem gelben Zettel. Dann werde ich von zwei B... rechts und links gepackt und gehe die Treppe runter - halb laufend, halb von den B... getragen. Im Hausflur ist alles grün vor lauter B.... eine Beamtin nimmt sich meiner an - abtasten. Danach gibts im Hof ein Polaroidfoto. Die ganze Zeit über kommen üble Anmachsprüche von den B...: guck mal, wie die aussieht usw.
Ich stehe neben Pablo mit dem Rücken zur Wanne, wir warten, bis wir eingeladen werden. Die haben ihre Wannen so hingestellt, daß die Leute hinter der Absperrung nicht sehen können, wie wir abtransportiert werden. Gegen 14 Uhr werden wir zu fünft weggefahren. (...) später kommen wir mit drei Frauen aus der Winterfeldt 24 in eine Zelle. Wir durften nicht aufs Klo und nicht telefonieren. Wir haben rumgebrüllt, geklopft und gesungen. Dann werden wir in blauer Wanne zur ED-Behandlung gebracht. (...) Zwischen 20 und 21 Uhr haben die B... uns wieder freigelassen. Wir haben alle Anzeige wegen Hausfriedensbruch und Widerstand bekommen."

 

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