53
 

Bürgerwehr? Schußverletzungen

Vorfall Nollendorfstr. zwischen Froben- und Zietenstr. ca. 22 bis 22.30 Uhr:

"Beim Weglaufen vor dem Tränengas ging ich mit mehreren Leuten in Richtung Meßmannstr. Ich habe dabei einen Schlag in den Rücken erhalten. Erst zuhause bemerkte meine Freundin eine runde Platzwunde. Am nächsten Tag ging ich in ein Krankenhaus, der behandelnde Arzt meinte, daß es eine Schußwunde von einem 6 mm Geschoß, Querschläger sei."

Um 21.30 Uhr wurde ein Teilnehmer am Schweigemarsch auf der Kreuzung Froben/Ecke Bülowstr. mit einem Luftgewehr beschossen und getroffen. Das Projektil traf ihn an der oberen rechten Brust und hinterließ einen 5 mm große Einschußstelle. Nach diesem Vorfall verließ er die Demo und versuchte, bei einem Fahrer einer Funkstreife Anzeige zu erstatten. Er schildert: "Der Beamte erklärte mir, daß er, bzw. sie dafür nicht zuständig seien und verwies mich an den Gruppenführer des direkt an der Ecke stehenden Einsatzkommandos (Mannschaftswagen). Ich wandte mich daraufhin an den 'Gruppenführer', der mir ebenfalls erklärte, nicht kompetent zu sein. Statt dessen sollte ich nach Auskunft dieses Herren 110 anrufen, um mich mit der zuständigen Abschnittsstelle in Verbindung zu setzen. Außerdem wurde ich darauf aufmerksam gemacht, daß, wenn ich nicht genau wüßte, von wo geschossen worden wäre (ich konnte nur angeben, daß ich den Schuß auf mich aus dem an der Kreuzung befindlichen Haus vermutete, wußte allerdings nicht, aus welchem Stockwerk), die Chancen sehr gering seien, dieser Sache nachzugehen."

COOP-Laden Goebenstraße, zwischen 22.00 und 22.30 Uhr

Laut der vorliegenden Protokolle beobachteten mehrere Zeugen am 22.9. zwischen 22.00 und 22.30 Uhr, wie eine ca. 10 Mann starke Polizeikette sich anscheinend zum Objektschutz vor den Coop-Laden Goebenstraße stellten. Dabei sahen mehrere Zeugen, wie einer der Beamten mit dem Knüppel gegen die Scheibe schlug, die kurz darauf zersplitterte. Da keine gegenteilige Aussage vorliegt und laut Aussage eines Zeugen er "auch bei näherem Umsehen ausschließen konnte, daß die Scheibe durch einen Steinwurf zersplitterte", ist anzunehmen, daß die Scheibe durch Polizistenhand zertrümmert wurde. Dieser Vorfall gliedert sich ein in die erkennbare Taktik ' die offensichtlich darauf abzielt, Demonstranten zu provozieren, zu illegalen Handlungen hinzureißen, sie so dem Bürger auf der Straße zu entfremden und damit ihre immer brutaler werdenden Einsätze gegenüber einer kritischen Öffentlichkeit zu legitimieren.

Eine Frau beobachtete aus dem Fenster ihrer Wohnung regelrechte Treibjagden, die die B.... veranstalteten:

"Gegen 22.30 Uhr sahen wir, wie ca. 500 Leute Winterfeldstr. /Ecke Potse versammelt waren. Sie fingen an, Barrikaden zu bauen zwischen Pallasstr. / Winterfeldstr. Plötzlich tauchten aus Richtung Bülowstr. ohne vorherige Ankündigung 6 Wannen in Fahrtrichtung Kleistpark auf. 4 Wannen befanden sich auf der Potsdamerstr., jeweils eine Wanne war auf dem Bürgersteig rechts und links aufgefahren. Die Wannen gaben Gas und fuhren mit 40-50 Std/km in die Menge hinein. Die Leute

 

Seite 52   Seite 54