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dem sei ein an marktwirtschaftlichen Prinzipien orientiertes Wirtschaftsunternehmen. Auf die Frage, wie ernst es die NH mit den in der Öffentlichkeit kursierenden Gerüchten über sogenannte Umsetzangebote meine, stellten Lahmann und Krämer lapidar fest: Die NH wolle keine längerfristigen Verträge abschließen. Sie sei nicht daran interessiert, Instandsetzungen zu finanzieren, sondern wolle Modernisierungen durchführen. Dies gelte natürlich auch für die als Umsetzangebote ausgewiesenen Häuser.

Spätestens hier muß jedem klar sein, was es mit diesen sogenannten "Angeboten" auf sich hat. Besetzer machen ihre Häuser für die geplante Modernisierung oder den Abriß frei, werden umgesetzt in Häuser, die zu dem Zeitpunkt nicht so lukrativ sind, um in einigen Jahren - nach Belieben der Eigentümer auch hier dann herauszufliegen.

Aber nicht nur an diesen Punkten läßt sich die Unseriösität der "Angebote" aufzeigen. Es wurde auch bewußt gelogen: Die der Öffentlichkeit präsentierten Umsetzwohnungen sind zum größten Teil vermietet bzw. besetzt. Den fälschlichen Eindruck, hier stünden Wohnungen leer, gewann der Berliner Bausenator Rastemborski bei einem nachmittäglichen Spaziergang über die Hinterhöfe der besetzten Häuser im Bülowbogen. Zu einer Hinterhofbesichtigung der angeblich leerstehenden, in Wirklichkeit aber besetzten Häuser in der Schöneberger Blumenthalstraße reichte offenbar die knapp bemessene Zeit nicht mehr aus. Die Besetzer der betroffenen Häuser erfuhren all dies erst aus der Berliner Presse . Alle Versuche, die Öffentlichkeit über die wahren Sachverhalte aufzuklären, schlugen fehl. Stattdessen wiederholten die Verantwortlichen des Senats und der Neuen Heimat diese Lügen auch weiterhin.

Nicht genug, daß der Senat und die Neue Heimat erstunkene und erlogene Begründungen für die Räumungen heranziehen, wollen oder können sie nicht begreifen, daß wir unsere Häuser nicht freiwillig für die geplanten Modernisierungen und Abrisse hergeben. Wir wollen auch nicht für drei oder fünf Jahre in sogenannten Umsetzwohnungen unterkommen, um dann, nachdem wir diese Häuser instandgesetzt und uns dort eingelebt haben, auch dort wieder heraus zu müssen. Uns geht es um den Erhalt von billigem Wohnraum, um eine wirkliche Wende in der Wohnungspolitik. Wenn der Senat und die "gesellschaftlich relevanten Kräfte" wirklich Lösungen aufzeigen wollen, dann darf nicht geräumt werden. Wenn sie nicht genügend Druck auf Wohnungsbaugesellschaften und private Eigentümer ausüben können, daß diese ihre leerstehenden Wohnungen den 80.000 wohnungssuchenden Berlinern zur Verfügung stellen, dann müssen sie anerkennen, daß eben diese Wohnungssuchenden in die leerstehenden Wohnungen gehen und diese instandbesetzen werden!

 

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