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Denn als oben, hoch genug, Blick vorbei an brauner Trasse stillgelegter Hochbahnstrecken, als der Mann mit kleinem Scheitel - irgendwo jammert ein Hund -, ein Gesicht wie hunderttausend, als der Polizeisenator vom Balkon des aufgebrochnen, ausgehobnen, abgeräumten Hauses in der Bülowstraße tritt, um noch mal für den Funk, für die Kameras zu reden, als nach einem Augenblick - kaum Erstaunen, bloß Verblüffung - Stille für den kleinen Mann, denn der hatte einen Zahn, und der Zahn der tat ihm weh, und der Mann sprang in den See, einige mit Eisenstangen auf die dunklen Hochbahnpfeller schlagen, klopfen, roher Rhythmus, Krach, dann Ruhe, danach Rufen: »Daß' das dumme Schwein das wagt - nach der Räumung der acht Häuser!«, schüttelt Jochen sich, die Schultern: weg mit der feuchten Gänsehaut, furchtsames Vieh im Nacken.

Das ist, wird Jochen später sagen, seltsam gewesen: Die Schönheit eines Tages im September, die Häuser, an den Wänden Glas und Chrom. Irgendwer klöppelt im angelehnten Fenster auf so was wie ein kleines Xylophon. Und ich kann, ob,gleich die Einfahrt mit einem Eisengitter versperrt ist, über den sonnenbeschienenen Hof fast bis zum nächsten Häuserblock sehn. Oben, auf dem Gittertor stecken dünne Eisenspitzen. Immer, wenn ich ein derartiges Eisengitter sehe, denke ich unwillkürlich an eine mißlungene Flucht. Jemand stützt sich hoch, rutscht ab, verharrt einen Augenblick unter Aufbietung aller Kräfte und fällt schließlich in die Spitzen, auf denen er hängenbleibt. Ich dachte auch, wird Jochen später sagen, an Manuela, die zwischen Holunder und Flieder erschrocken nach mir ruft.

Und während das stete Trappeln der Stiefel der an den Rändern der Kreuzung aufmarschierenden Polizei fast überdeutlich zu hören ist, denn nur einige der Versammelten beginnen - zuerst

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