tragen. aber auch das ist ziemlich unbeachtet und vergessen geblieben. neben den vielen spaßaktionen gab es 1981 eben auch anträge auf erstattung von demonstrationsschäden in der höhe von 6,85 millionen. oder 20.000 pro tag. 3 millionen davon zahlte der staat. groß angekratzt haben wird ihn das nicht. bei einem haushalt, in dem schon mal löcher von hunderten millionen auftauchen. aber jeder sieht eben, was er sehen will ...

spaßaktionen zur selbstdarstellung der bewegung: hier sind vor allem zahlreiche frühstücke und picknicks auf offener straße zu nennen. oft im zusammenhang mit räumungen. als es im märz '81 in einem aufruf zu einem frühstück auf dem kudamm geheißen hatte 'bringt hartkäse und stangenbrot mit', entschlüsselten die bullen diese worte als 'steine und knüppel'. mit ihrem riesenaufgebot standen sie dann recht blöde da.

zu einer wirksamen selbstdarstellung der bewegung wurde die störung der eröffnung der preußenausstellung am 15.8.81. für dieses preußentrara war eigens der jahrzehntelang verfallene martin gropius-bau direkt an der mauer restauriert worden. 300 meter entfernt steht der 'kuckuck' : seine großen und farbenprächtigen wandgemälde stechen die ruine des anhalter bahnhofs aus, die vorher dem askanischen platz sein frontstadtgepräge gegeben hatte. sie stellen die anarchistischen träume der 81-er bewegung dem gegenüber, was aus der 68-er bewegung geworden ist. am 15.8. wurde nun die preußenausstellung auf dem gelände neben dem gropius-bau eröffnet. mit einem spektakel besonderer art, auf das die 'taz' mit einem kritischen bericht aufmerksam gemacht hatte: auf drei verschiedenen podesten spielten orchester und chöre musik von beethoven, eisler usw. diese darbietungen waren in eine szenenfolge eingebunden, die den preussischen pioniergeist darstellte. die zuschauer befanden sich in der mitte. direkt über den ehemaligen gestapo-folterkammern. tiefe symbolik, wa? die preußen sind keine folterknechte mehr und wieder zum licht emporgestiegen ... als der chor anhub, ging vom dach des 'kuckuck' ein getrommel los. wer sich nach den störern umblickte, konnte einige nackte leute auf dem dach sehen, die mit ihren körpern das wort 'tuwat' bildeten.

dann dröhnten die lautsprecher aus dem 'kuckuck': 'keine atempause, geschichte wird gemacht, es geht voran!' mitten hinein in die feinen pianissimo-stellen bei beethoven.

vielleicht wäre es noch wirksamer gewesen, die störung bis zur auflösung der preußenversammlung zu steigern. aber auch so blieb ein nachhaltiger eindruck zurück. nach dem tod von rattay am 22.9.81 schlugen die wellen der empörung hoch. lummer überstand einen mißtrauensantrag im parlament - die spd war im letzten moment auf rückzug gegangen. trotzdem stimmten zwei ihrer abgeordneten gegen lummer. darunter sogar ein 'rechter' spd- abgeordneter, der seine 'moralische entrüstung' in ein 'taz'-interview umsetzte. und ein 'liberaler' cdu-abgeordneter hatte in der debatte seine bestürzung ausgedrückt. das waren alarmzeichen für den cdu-senat. auch wenn der mißtrauensantrag gegen lummer nur 12 stimmen vereinigt hatte. und nun machte die cdu etwas, was sie kaum je getan hatte: sie ging an die öffentlichkeit. ließ ihre politiker auf parteiversammlungen auftreten. diese auftritte wurden mit plakaten angekündigt und für nichtparteimitglieder geöffnet.

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