1. Phasen der Stadtentwicklung in Deutschland

Stadtentwicklung verlief niemals linear und gleichmäßig. Bei der Betrachtung jeder beliebigen Stadt fällt ein Neben- und Nacheinander der unterschiedlichsten Städtebau- und Planungskonzeptionen auf, die sich in verschiedenen historischen Perioden im Geflecht der Interessen im städtischen Raum durchgesetzt haben. [58] Von grundlegender Bedeutung für die jeweiligen Phasen städtischer Entwicklung waren und sind stets die in einer spezifischen Epoche vorherrschenden ökonomischen Bedingungen. [59]
Der gesellschaftstheoretische Ansatz der ‘Regulationsschule’ geht davon aus, daß sich in der krisenhaften Entwicklung des Kapitalismus verschiedene Phasen unterscheiden lassen, denen jeweils eine typische Akkumulationsstrategie des Kapitals zugeordnet werden kann. Die Auswirkungen der jeweiligen ökonomischen Phasen für die Entwicklung der Städte wird anhand folgender Kriterien untersucht:

  1. Auswirkungen auf die baulich-räumliche Umsetzung der notwendigen Zeit-Raum-Relation (Standortfragen, Infrastruktur, Verkehr etc.).
  2. Auswirkungen auf die sich verändernde materielle Beziehung zwischen den Klassen (ihre neue Verteilung im städtischen Raum).
  3. Auswirkungen auf die kulturell-architektonischen Ausdrucksformen der herrschenden Klassen. [60]

Im Folgenden beschreiben wir - vor allem anhand der Untersuchungen von Rodenstein (1991) - drei verschiedene, den Akkumulationsphasen entsprechende, Entwicklungsphasen deutscher Städte von 1860 bis heute. Dabei werden wir die verschiedenen - mehr oder weniger umgesetzten - planerischen und städtebaulichen Konzeptionen nur am Rande erwähnen.


[58] Vgl. Rodenstein, M., Städtebaukonzepte; in: Häußermann, H., u.a., Stadt und Raum, S. 31.
[59] Vgl. ebenda, S. 31 ff.
[60] Vgl. ebenda, S. 35.


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