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Plünderungen Werner Orlowski, Betroffenenvertreter Sanierungsgebiet Kreuzberg:

Zeichnung "Nach all dem, was ich gehört habe - ich habe mit ca. 100 Leuten gesprochen - was sich durch meine berufliche Tätigkeit zwangsläufig ergibt (Drogist am Oranienplatz), war es der berühmte repräsentative Querschnitt der Kreuzberger Bevölkerung, z.B. völlig unpolitische, gerade aus dem Kino kommend: "Mensch, da bei Aldi ist ja kein Fenster mehr drin. Da ne Stange Zigaretten rausgeholt. Das tut denen nicht weh und mir hilft´s bis zum Monatsende weiter." Womit ich nicht sagen würde, daß ich sowas auch tun würde. Aber in so einer Situation ist so etwas wie eine Eigendynamik mit im Spiel. Da holt jemand die letzten Schallplatten heraus bei Kaisers Drugstore, sogar eine Kundin war dabei, und die, nun erkannt, sagt: "Keine Aufregung, ich schade ja nicht Ihnen, ich schade ja nur Kaisers."

Ich will damit sagen, die einseitige Darstellung die alleinige Schuld an dem Abend hätten die Instandbesetzer, die hätten geplündert, und nur die, so die berühmte Einteilung hier Engel da Teufel, das stimmt nicht. Ohne mehr zu differenzieren, kommt man da überhaupt nicht weiter, und vor allem vergißt man über solche Stories die eigentliche Ursache der Misere im Stadtteil und die CDU steigt natürlich aus durchschaubaren Gründen voll ein. Wir sagen auch, dem ganzen liegt zugrunde die katastrophale Sanierungspolitik in diesem Gebiet, und dazu gibt es einen Passus im Abend: "Solange in Berlin guterhaltene Häuser sinnlos leerstehen, darf sich niemand wundern, daß diese Häuser instandbesetzt und bezogen werden."

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