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Schwere Vorwürfe gegen die Polizei

Während der Krawalle in Kreuzberg wurde ein 27-jähriger Forstarbeiter von einem Mannschaftswagen der Polizei angefahren und schwer verletzt. Er erstattete Anzeige gegen die Polizei wegen versuchten Totschlags. In einer drei Seiten langen Strafanzeige schildert Rechtsanwalt Dr. Zieger den Ablauf des Geschehens aus der Sicht seines Mandanten.

  "ln der Nacht zum Freitag auf Samstag stand ich gegen 2 Uhr in der Oranienstraße mit dem Gesicht zum Oranienplatz; die Oranienstraße war an der Einmündung zum Oranienplatz, Ecke Erkelenzdamm durch eine Barrikade gesperrt, die aus gebündelten Dachziegeln, einem Kasten und einem Betonblumentrog bestand. Auf dem Erkelenzdamm standen ein paar Wannen. Eine von ihnen fuhr entweder plötzlich los oder kam von weiter hinten herangefahren. Weil der Motor sehr hoch drehte, nehme ich an, daß der Wagen direkt losgefahren ist. Der Wagen hatte eine Geschwindigkeit von etwa 30 Stundenkilometern und fuhr direkt auf die Barrikade zu. Vor der Barrikade standen mehrere Leute, in die der Wagen hineinfuhr. Ich sah, wie einige zur Seite geschleudert wurden. Einer jedoch wurde von dem Wagen gegen den Blumentrog gequetscht. Ich rannte mit zwei anderen hin und sah, daß die Beine offensichtlich gebrochen waren. Den Anblick habe ich nicht gepackt und bin wieder zurückgegangen. Die anderen transportierten ihn ab und zwar durch dicke Tränengaswolken, da in diesem Moment mehrere Tränengasgranaten geworfen wurden. Gleichzeitig stürmten Polizisten knüppelschwingend vor und wir rannten alle weg. Auf dem Heimweg kam ich die Adalbertstraße entlang, als drei Wannen ohne Blaulicht die Straße lang kamen. Sie hielten an, und als ich wegrennen wollte, erwischte mich ein Tritt in die Seite, der mich gegen das Gitter vor einer Fensterscheibe warf. Ich fiel hin und wurde mit Tritten gegen den Kopf und Knüppelschlägen bearbeitet. Dann ließen sie mich liegen und sagten: "Der hat seine Lektion weg."

Es wurden schließlich am Oranienplatz Barrikaden errichtet, wobei ständig Polizeifahrzeuge in großem Tempo aus Richtung Wiener Straße zum Oranienplatz fuhren. Immer wieder stürzten auch Polizeibeamte aus dem Fahrzeug, die dann einzeln Herumstehende oder Fliehende verfolgten, wegbrachten, wobei sie diese sehr unsanft traktierten. Die größte Barrikade wurde in der Oranienstraße, unmittelbar am Oranienplatz, mit größeren Blumenkübeln errichtet. Die Straße war vollständig blockiert. Als die Polizei erneut mit ca. fünf Fahrzeugen in großem Tempo von der Wiener Straße her anrückten, bemerkte sie, daß sie die Straße nicht mehr passieren konnten. Die Fahrzeuge stoppten, wendeten sehr schnell, wobei sie wieder mit einem Steinhagel eingedeckt wurden, und fuhren wieder zurück. Auch in der Dresdener Strasse am Oranienplatz befand sich eine kleine Barrikade. Die Polizei versuchte jetzt mit mehreren Fahrzeugen von dort gegen die Oranienstraße vorzurücken. Dies gelang jedoch nicht allen Fahrzeugen. Nur ein Mannschaftswagen, das erste Fahrzeug in der Kolonne, umfuhr die erste Barrikade, vor der niemand stand, befuhr den linken Bürgersteig, danach fuhr das Auto wieder auf die Straße, wendete vor der Bushaltestelle und fuhr dann plötzlich mit großer Beschleunigung auf die Barrikade in der Oranienstraße zu, vor der eine Menschenkette stand. Alle versuchten fluchtartig die Barrikade zu verlassen, was angesichts der Hindernisse sehr schwierig war.

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