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Die ersten dringendsten Schritte nach Verhaftungen von Freunden:

Normalerweise werden festgenommene Leute, falls sie nicht entlassen werden, zwischen 24 und 48 Stunden dem Haftrichter vorgeführt. Erläßt dieser den Haftbefehl, kommen die Frauen noch am gleichen Tag in die Lehrter Straße, da in der Gothaer Str. für Frauen keine Übernachtungsmöglichkeiten bestehen; die Männer kommen meist am nächsten Tag in die U-Haft Moabit, Alt-Moabit 12a.

Was sofern in beiden Anstalten gemacht werden kann, ist die Abgabe der Wäsche (Jeans, Pullover, Unterwäsche etc.). Zwar ist die Wäschemenge nicht begrenzt, sollte sich aber auf einen Koffer beschränken. Gegenstände wie Spiegel, Bürste etc., können nicht reingebracht werden. Die Anstalt ist nur Vormittags geöffnet. Vergeßt den Paß nicht, wenn ihr Sachen abgeben wollt. Bei der Auskunft erfragt ihr am besten die Buchnummer die jeder Gefangene erhält. Gleichzeitig gibt es dort Überweisungen für die Konten der U-Haft. Männer: Postscheckkonto BIn. 7277-1 01 Frauen: Ps. Bln. 41485-100.

Dabei müßt ihr die Buchnr., oder das Geburtsdatum des Gefangenen angeben, sowie natürlich den Namen. Möglichst sofort auf die Post wandern und einzahlen! Alle Gefangenen haben die Möglichkeit für 60 DM Wäsche einzukaufen - bargeldlos -- es wird vom Konto abgebucht. Zu berücksichtigen ist, daß sämtliche Seifen etc., dort gekauft werden müssen.

Dann sollte sofort der Tagesspiegel und möglichst auch andere Zeitungen bestellt werden. Tagesspiegel.: Tel. 2693-1 , sich mit Frau Schweede (oder so ähnlich) verbinden lassen, sie ist zuständig für die Knastabos. Die Lieferungen erfolgen ziemlich schnell! Bei der TAZ solltet Ihr auf Freiabos oder Preisermäßigung pochen. Übrigens bei der RADIKAL gibts für alle Gefangenen Freiabos; Eisenbahnstr. 4, oder auch wenn ihr's öfters versucht über Telephon - 6123037 oder 6127093!

Die Besuchsgenehmigungen beantragt man als erstes bei der zuständigen Staatsanwaltschaft, Tel. 393011 (Zentrale fürs gesamte Gericht und Anstalt). Dort erreicht man auch eine Staatsanwaltschaftliche Sammelstelle, bei der man die zuständige Staatsanwaltschaft und das Aktenzeichen erfährt. Am besten persönlich den Besuch beantragen und auf Dringlichkeit pochen. Gericht und Staatsanwaltschaft befinden sich in der Turmstr. 91, 1 Bln. 21. Kurze Zeit später wird auch der Haftrichter bekannt, über den die Postkontrolle und die Besuchsgenehmigungen laufen. Dies erfährt man auch bei der Staatsanwaltschaft.

Sofort auch einen Anwalt benachrichtigen, der, falls keine Vollmacht vorliegt, sich diese im Knast unterschreiben lassen kann. Sollten die Leute für Iängere Zeit einsitzen, empfiehlt sich, sich um Radio, Fernsehen und Schreibmaschine zu bemühen. Vorher aber bei der Anstalt die Bedingungen erfragen! Es ist lange nicht jedes Gerät zugelassen. Vor allem dann werden auch Stern, Spiegel, Radikal, FR etc. -Abos ganz dringlich.

Tja, und dann schickt Briefe, Telegramme, Küsse und Power über die Mauer! Ach ja, wegen der Bücher die Ihr reinschicken wollt, müßt Ihr bei der Staatsanwaltschaft nachfragen. Da gibt´s Bestimmungen, die sind von Fall zu Fall verschieden.

Also, POWER GEGEN DIE MAUER!

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