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Warum wir diese Dokumentation gemacht haben

Daß wir zur Erarbeitung einer Dokumentation der Vorfälle rund um 22. September 1981 länger als einen Monat gebraucht haben, hat seinen Grund vor allem darin, daß wir nach der Räumungsaktion wichtigeres zu erledigen hatten. Unsere erste Sorge galt den Gefangenen in den Berliner Knästen, für die wir Zeugen suchen mußten, um ihnen ihren schweren Stand vor den Haftrichtern wenigstens etwas zu erleichtern.
Da der Berliner Staatsanwaltschaft das starke öffentliche Interesse an einer umfassenden Aufklärung der Ereignisse bekannt ist und da sie unsere Arbeit zur Unterstützung der Angeklagten sehr wohl zu würdigen weiß, war sie der Ansicht, daß uns bei der Information der Öffentlichkeit helfend unter die Arme gegriffen werden muß. So engagierte sie auf Kosten des Steuerzahlers acht Staatsschutzbeamte mit dem Auftrag, unser Material zu sammeln, zu sichten, auszuwerten und für eine Dokumentation zusammenzustellen.
Diesem Treiben konnten und wolIten wir nicht länger tatenlos zusehen, wo wir doch dieselbe Arbeit viel billiger und ohne Pensionsberechtigung aus der unmittelbaren Erfahrung heraus mindestens ebensogut leisten können. Der Inhalt der Dokumentation spricht für sich selbst.
Den Solidaritätspreis bitten wir so zu verstehen, daß sämtliche Überschüsse ausschließlich dazu verwendet werden, unsere Genossinnen und Genossen so schnell wie möglich aus den Klauen dieses BRD-Systems der organisierten Umenschlichkeit zu befreien.
Der Ermittlungsausschuß, im November 1981

Spendenkonto des Ermittlungsausschusses:
Klaus Schmidt, Sonderkonto
Kopischstr. 4
1000 Berlin 61
Postscheckamt Berlin-West
Konto Nr. 20610-106

Offener Brief des Ermittlungsausschusses
An 1. Herrn Lummer
2. Herrn Kittlaus (Chef der Abteilung Staatsschutz)
3. Richter Ebsen am Amtsgericht Tiergarten
4. Polizeipräsident Hübner

Betr.: Durchsuchungsaktion des Mehringhofes in den Morgenstunden des 8. Oktober 1981

Bericht: Am Donnerstag, den 8. Oktober 1981 trafen gegen 8.00 Uhr drei Mannschaftswagen der Berliner Polizei vor den Toren des Mehringhofes ein, brachen ohne weitere Anstalten zu machen das Schloß des ersten Eisentores auf und errichteten eine erste Sperre. Im ersten Hof errichteten sie eine zweite Sperre, offenbar in Erwartung ungebetener Zeugen ihrer Nebelaktion. Die Polizei wagte sich dann weiter vor, brach das zweite Eisentor auf und errichtete im ersten Hinterhof eine dritte Sperre. Sie machte sich nicht die Mühe, die Tür des Handwerkskollektivs Hand & Fuß zu öffnen, sondern zerstörte kurzerhand die Scheibe eines Fensters. Fünf Staatsschutzbeamte in wackerer Kooperation mit drei Sekre-

 

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