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In einer Stellungnahme erklärten die Besetzer dazu folgendes:

"Als wir billige Wohnungen wollten, ließen sie Häuser leerstehen, als wir gemeinsam im Kiez leben wollten, rissen sie ganze Blöcke nieder, bauten sie Betonkästen dorthin, verlangten sie Wuchermieten. Als wir dagegen demonstrierten, ignorierten sie uns. Als wir Häuser besetzten, sagten sie, wir seien kriminell, als wir damals verhandeln wollten, drohten sie mit Räumung. Als wir protestierten, schlugen sie uns mit Knüppeln auf den Kopf, sagten sie, wir seien kriminelle Gewalttäter..."

18. August 1981:

Ein Gespräch im Haus der Kirche zwischen dem regierenden Bürgermeister Weizsäcker und dem Bischof a.D. Kurt Scharf endet mit einer Zusicherung Weizsäckers, daß kein besetztes Haus mehr von der Polizei geräumt werden soll, ohne daß Verhandlungen über das betreffende Haus und das Konzept der Instandbesetzer geführt worden sind. Ein paar Tage später, am 26.8., erfolgt ein Dementi von Weizsäcker, im Rathaus wird das Gespräch als von Scharf falsch interpretiert bezeichnet.

Immer mehr öffentliche Gruppierungen erklären sich solidarisch mit den Hausbesetzern und übernehmen Patenschaften. Selbst eine Gruppe von Unternehmern will bei einer Lösung des Konflikts mitarbeiten.

9. September 1981:

"Neue Heimat-Vertreter posaunten Anfang September unverblümt aus, unverzüglich Räumungsanträge hinsichtlich der Häuser Bülowstr. 89 und Knobelsdorffstr. 40/42 vollziehen zu lassen, sobald es das polizeitaktische Kalkül zuließe." (Die Wahrheit, 9.9.).

SPD fordert Gesamtlösung für besetzte landeseigene Häuser

Die SPD-Fraktion des Abgeordnetenhauses hat den Senat in einem gestern im Parlament eingebrachten Antrag aufgefordert, "umgehend, spätestens aber im Oktober dieses Jahres" eine Gesamtlösung für alle besetzten Häuser vorzulegen, die im Eigentum des Landes Berlin und der - landeseigenen Gesellschaften stehen. Diese Gesamtlösung soll nach Auffassung der SPD-Fraktion von dem Treuhandmodell ausgehen und in intensiven Verhandlungen mit den Beteiligten erarbeitet werden. Für die Dauer dieser Verhandlungen sei weiterhin von Räumungen abzusehen, die rechtlich nicht zwingend geboten seien.

Der Tagesspiegel, 9.9.81

Der Justizsenator Scholz (CDU) gibt eine juristische Rechtfertigung im Voraus, um gegen die Hausbesetzungen vorzugehen.


 

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