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habe mich auch aufgerappelt und von den B... die Dienstnummer verlangt. Ich solle doch zum Einsatzleiter gehen, wurde mit gesagt, und auf die Frage, wo er denn sei, höhnisch "da vorne". "Da vorne" gab es an der Potsdamer Straße gerade einen Knüppel- und Tränengaseinsatz. Wir drei sind von mehreren B... bedroht worden: "Haut bloß ab, sonst kriegt ihr einen in die Fresse."Ein anderer Zeuge schilderte den Hergang einer starken Prügelei durch die B..., bei der seine Freundin erhebliche Kopfverletzungen mit einer Schädigung des Sprachzentrums davontrug.

"Am 22.9.1981 nahmen meine Braut und ich an dem Schweigemarsch bis zum Ort des Todesfalls teil. Wir setzten uns in Höhe des Cafe 'Niemandsland' mit vielen anderen Teilnehmern auf die Straße und dachten an den vorangegangenen 'Unglücksfall'. Plötzlich wurde es vor uns (ca. 30m) unruhig. Wir sahen, wie einige Polizeifahrzeuge die stehenden und sitzenden Leute zur Seite schoben. Wir riefen "sitzenbleiben", doch in diesem Augenblick flogen zahlreiche Tränengasbomben in die sitzende Menge. Daraufhin spritzte alles auseinander. Ich griff meine Braut bei der Hand und versuchte aus dem Getümmel zu entkommen. Es gelang uns auch nach längerem Bemühen durch den entstandenen Tumult zu entkommen. Wir fuhren mit dem Motorrad über Grunewaldstraße zur Goltzstraße in ein Cafe. Dort hielten wir uns bis ca. 0.30 Uhr auf. Wir wollten dann nach Hause fahren, fuhren in Richtung Hohenstaufenstraße und wollten über Pallas- und Potsdamer Straße. Wir kamen aber nur bis zur Hohenstaufenstraße, als einige Polizeiwagen aus Richtung Pallasstraße die Straße einnahmen. Wir haben angehalten, weil kein Durchkommen war. PKWs und B..-wanne ließen es im Augenblick nicht zu. Wir stellten das Motorrad ab an Goltz/Ecke Hohenstaufenstraße. Meine Braut sagte, wir werden besser nochmal ins Cafe zurückgehen und noch warten bis es ruhiger wird. Ich schloß das Motorrad ab. In diesem Augenblick sah ich bloß noch Polizisten mit Schlagstock um uns rum losschlagen. Ich schrie, sie solle den Helm wieder aufsetzen und wegrennen. Ich versuchte auch mein Heil in der Flucht. Sie kam nur ein paar Schritte weit. Sie schaffte nicht mehr, ihren Helm aufzusetzen, da sie ihren Nierengurt in dem Helm abgelegt hatte. Sie stürzte und wurde von ca. vier Polizisten mit dem Schlagstock geprügelt. Sie schlugen von allen Seiten auf sie ein. Ich selbst hatte meinen Helm noch auf und bekam dadurch nur Schläge auf Schultern und Rücken. Ein Polizist rief noch: "Schlagt sie nur auf die Beine", was sie dann auch noch taten. Sie hatte mindestens 15 starke Schläge erhalten. Plötzlich rannten die Polizisten weiter in Richtung brennender Barrikade und der Kirche am Winterfeldtplatz. Ich sprang auf und richtete meine Braut etwas auf. Sie sah mich nur an und das Blut lief ihr am Kopf über Brust und Hose. In diesem Augenblick fuhr ein PKW heran und beleuchtete die Stelle, wo ich mit meiner Braut saß. Er bot sich sofort an, uns in ein Krankenhaus zu fahren. Als wir meine Braut ins Auto gelegt hatten, fuhren noch mehr Polizeiwagen aus der Hohenstaufenstraße in Richtung Winterfeldplatz. Wir fuhren ins Wenkebach-Krankenhaus. Dort wurde ein 6 cm langer Riß am Hinterkopf festgestellt und sofort genäht. Sie mußte über Nacht erst einmal auf der Intensivstation bleiben, da Verdacht auf Schädelbruch bestand. Ich fuhr gegen 3.45 Uhr früh nach Hause. Zu der Zeit wurde mir mitgeteilt, daß auch ihr Sprachzentrum nicht mehr richtig funktionierte (näheres siehe Krankenhausbericht).

 

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