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wunde an der Hand vorzeigte. Hierauf zogen wir ihn in einen vorstehende Hausecke, um ihn dort zu verarzten. Nach ca. drei min. Stille kamen blitzschnell ca. 8 Ordnungshüter auf uns zugestürmt. Schreiend "mitkommen, Steinewerfer, festgenommen", schlugen sie auf unsere Sani-Helme und Schultern ein und drängten uns unter Schlägen in die Wanne. Wir wurden dann sofort in die Kruppstr. gebracht (die B... sichtlich erleichtert, Trophäen ergattert zu haben und in das sichere Revier zu kommen). Dort wurden wir von dem Verletzten getrennt. Unsere Personalien wurden festgestellt, unsere Sachen beschlagnahmt und wir Frauen wurden nackt leibesvisitiert. Nach ca. 2 1/2 Stunden in einer riesigen Zelle mit vier weiteren Frauen wurde ich ohne Verhör entlassen."

Auch während der Mahnwache wurden zwei Sanis bei ihrer Arbeit festgenommen. Ein Zeuge berichtet dazu:

"An der linken Straßenseite saß ein Verletzer und blutete stark. Zwei Sanitäter kamen ihm zu Hilfe und untersuchten ihn. Daraufhin zogen die B.. die Sanis zurück und schlugen auf sie ein. Dann wurden beide zu einer Wanne gebracht. Gleichzeitig kamen die B... wieder auf uns zu."

Ein selbst Festgenommener erlebte ebenfalls die Festnahme eines Sanis:

"Nach dem Befehl 'alle festnehmen' sind zwei B... auf mich losgestürmt und haben mich in eine Wanne gezerrt. Mit einigen Schlägen warfen sie mich auf den Fahrzeugboden. Mir folgten noch fünf weitere Personen, die sich alle übereinander auf den Boden legen mußten. Die dritte Person, ein Sani, wurde von drei bis vier B... brutal geschlagen und getreten und flog kopfvor in die Wanne. Nach kurzer Zeit wurden wieder vier Personen aus der Wanne geholt und in eine andere verladen. Dabei wurde wieder der Sani am brutalsten behandelt, er mußte wieder Schläge und Tritte über sich ergehen lassen. Nach kurzer Pause landeten wir in der Kruppstr."

Einer der beiden Sanis, die in der Nacht noch einen Haftbefehl erhielten, erklärte dazu folgendes:

"Ich bin Medizinstudent und habe auch eine Ausbildung in ärztlicher Nothilfe. Wenn ich als Sanitäter gekennzeichnet zu einer Demonstration gehe, steht für mich von vornherein fest, daß dies eine absolut gewaltfreie Sache für mich ist. Die Bewegung der Demo-Sanitäter versteht sich so, daß sie von sich grundsätzlich keine Gewalt ausübt. Ich würde mir wegen meiner auffallenden Kennzeichnung auch eine zusätzliche Blöße geben, wenn ich Gewalttaten verüben würde. Ich habe zu keiner Zeit des Abends einen Stein in der Hand gehabt. Zur angeblichen Tatzeit, d.h. 23.50 Uhr plus/minus 1/4 Stunde, habe ich meiner Erinnerung nach zusammen mit Frau X. einen Verletzten versorgt. Dies war in der Maaßenstraße, ziemlich dicht am Nollendorfplatz auf einer Fußgängerinsel. Wir haben den Verletzte in ein zufällig vorbeikommendes Taxi gelegt, um ihn abtransportieren zu können, dabei haben noch zwei weitere Sanitäter geholfen. An diesem Abend waren in diesem Bereich um den Nollendorfplatz noch mehrere andere Sanitätergruppen im Einsatz. Wir arbeiten bei den Demonstrationen meistens in Zweiergruppen. Direkt auf dem Nollendorfplatz haben wir dann ca. 15 bis 20 min vor unserer Festnahme drei Sanitäter vom DRK getroffen, die uns mit Verbandszeug aushalfen. Als dann mehrere Polizeifahrzeuge in Richtung Motzstr. fuhren, haben wir, d.h. Frau X und ich, uns in einen Hauseingang gestellt, um nicht in Konflikte mit der Polizei zu kommen, während die DRK-Leute, die rot unifor-

 

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