1.4 Hausbesetzungen bundesweit

Am Anfang der achtziger Jahre - vor allem zwischen 1980 und 1982 - werden bundesweit mehrere hundert Häuser besetzt. Eine wichtige Rolle spielen vor allem die Häuserkämpfe in Berlin, die eine große Ausstrahlung auf BesetzerInnen im gesamten Bundesgebiet haben. In Berlin sind im Jahre 1981 ungefähr 160 Häuser besetzt. Dort tragen die Auseinandersetzungen um besetzte Häuser maßgeblich zum Sturz der SPD-Senats bei. Häuserkampf-Demonstrationen mit mehreren tausend Menschen sind keine Seltenheit. Allerdings ist diese ‘Hochphase’ der Bewegung bereits ab 1982/83 wieder vorbei.
Ab 1981/82 finden auch in der Hamburger Hafenstraße Besetzungen statt, die allerdings erst in den folgenden Jahren eine ähnliche landes- und sogar bundespolitische Bedeutung erhalten, wie die Berliner Besetzungen Anfang der Achtziger.
In diesem Kapitel werden wir sowohl die wichtigsten Entwicklungen in Berlin, als auch die Auseinandersetzungen um die Hafenstraße in Hamburg beschreiben.

1.4.1 Häuserkämpfe in Berlin 1979 - 81

1.4.1.1 Die Situation in Berlin 1980

Um die ab 1980 rasch explodierende Situation in Berlin zu verstehen, sollen hier kurz die wichtigsten Faktoren geschildert werden, die das Aufkommen von massenhaften Hausbesetzungen und einer großen Bewegung begünstigten.
“Berlin verzeichnete 1980 rund 80.000 Wohnungssuchende, davon 18.000 Härtefälle, die vom Landesamt für Wohnungswesen mit einem Wohnberechtigungsschein mit Dringlichkeitsstufe ausgestattet waren .”[841]
Vor allem in Kreuzberg wird massenhaft billiger Wohnraum durch private und senatseigene Wohnungsbaugesellschaften vernichtet. Die Wohnraumvernichtung und Modernisierung werden durch die Politik des Senats [842] begünstigt. “Je zügiger das Haus ‘entmietet’ wird, um so schneller und gesicherter sind die Aussichten, als nächster in das Förderungsprogramm zu kommen, (...) das verwahrloste Haus verspricht Höchstsubventionen ”.[843]
Gleichzeitig existiert, auch das ist nicht zu unterschätzen, in Berlin eine relativ große linke und liberale Öffentlichkeit, die in den Auseinandersetzungen der folgenden Jahre zu einem wichtigen politischen Faktor werden wird.
Außerdem studieren in Berlin mehrere 10.000 StudentInnen, was sich positiv auf die Entwicklung der größten Alternativstruktur in der BRD auswirkt. Eine besonders starke Ansammlung von alternativer Szene gibt es auch vor den Besetzungen schon in Kreuzberg, wo neben zahlreichen ArbeitsmigrantInnen - überwiegend aus der Türkei - vor allem alteingesessene BewohnerInnen, StudentInnen und andere Menschen mit geringem Einkommen wohnen.

1.4.1.2 Erste Besetzungen in Kreuzberg

In dieser Atmosphäre werden am 3. Februar 1979 von der BürgerInneninitiative ‘SO 36’ zwei leerstehende Wohnungen in der als Spekulationsobjekt dienenden Görlitzer Str. 74 in Kreuzberg besetzt. An dieser Stelle taucht erstmals der Begriff der ‘Instandbesetzung’ auf, der die eindeutige politische Richtung der Aktionen zeigt: Es soll primär Protest gegen die Wohnraumzerstörung im Interesse von SpekulantInnen und die Zerstörung gewachsener Stadtteil-(‘Kiez-’)Strukturen durch Abriß erhaltenswerten Wohnraums artikuliert werden. Die besetzten Wohnungen/Häuser werden von den BesetzerInnen wieder hergerichtet - instandgesetzt. Es geht also zu diesem Zeitpunkt nicht etwa um einen Angriff auf das ‘kapitalistische System’, sondern darum, gegen seine Auswüchse demonstrativ zu protestieren. Die Besetzung findet - nur einen Monat vor den Senatswahlen - großen Zuspruch in der Öffentlichkeit und bereits nach kurzer Zeit erhalten die InstandbesetzerInnen Mietverträge und die Zusage für die Sanierung weiterer Wohnungen. [844]
Bis zum Sommer 1980 werden in West-Berlin 10 weitere Häuser besetzt (und nicht geräumt), unter anderem leerstehende Fabrikhallen wie die ehemalige UFA-Kopier-Anstalt in Tempelhof im Sommer 1979. An mehreren Neubesetzungen in Kreuzberg sind Mitglieder der Initiative ‘SO 36’ beteiligt. [845] Die BesetzerInnen der elf Häuser bilden einen ‘Häuserrat’, um ihre Aktionen zu koordinieren und eine gemeinsame Verhandlungslinie abzustimmen. Im Vordergrund steht immer noch der Kampf gegen Spekulation und Wohnungsleerstand. [846]

1.4.1.3 Repression und Radikalisierung

Im Mai 1980 kommt es zu ersten Polizeimaßnahmen gegen BesetzerInnen und am 4. Juni wird mit dem Chamissoplatz 3 das erste besetzte Haus geräumt. Die staatliche Repression trägt nicht unwesentlich zur Radikalisierung der BesetzerInnen bei. [847] Erstmals werden Ziele formuliert, die über die bloße Bekämpfung von Wohnungsnot hinausgehen. Im Juni 1980 veröffentlicht der BesetzerInnenrat eine Broschüre mit dem Titel ‘Wir sind dem Staat ein Dorn im Auge’. Dort ist zu lesen: “Wir besetzen nicht nur Häuser. Wir leben in Kommunen oder mehr zusammen als in üblichen Mietshäusern. Wir wollen den Zusammenhang des Lebens erleben und zwar hier und heute. Wir kämpfen gegen Abriß und dazugehörige Abrißformen. Wir wehren uns in Schule und Betrieb gegen Konsumterror und jegliche Form der Unterdrückung.” [848]

1.4.1.4 Die BesetzerInnen im Spiegel von Presse und Polizeibericht

In der Presse werden die BesetzerInnen sehr unterschiedlich dargestellt: Das reicht von Lob (‘Idealisten’, ‘berechtigtes Anliegen’) bis hin zu offener Diffamierung (‘chaotische Zustände’, ‘Rocker und Punker’, ‘nur an Konfrontation mit der Staatsgewalt interessiert’). [849] In einem Interview mit der Berliner Morgenpost am 28. September 1980 beschreibt der Berliner Polizeipräsident Hübner die BesetzerInnen wie folgt: “Für die Hausbesetzer mag es drei Motivgruppen geben: Es sind zum einen politisch motivierte Gruppen, die glauben, durch kalkulierte Rechtsverletzung Änderungen in der Wohnraumpolitik erzwingen zu können. Eine zweite ist sich dadurch verwandt, daß sie sich ohnehin gerne an Aktionen beteiligt, die am Rande der Gesellschaft und außerhalb der gemeinsamen Normen stattfinden. Hierunter dürften auch die meisten zu finden sein, die gerne möglichst kostenlos oder billig, auf jeden Fall aber in einer Gemeinschaft mit eigenen Regeln leben wollen. Die dritte und gefährlichste Gruppe artikuliert sich im ‘Besetzerrat’ und verfolgt das ausschließliche Ziel, auch das Thema ‘Wohnraumnot’ politisch zu besetzen und damit vor allen Dingen das verhaßte System zu treffen. (...) Aus den eigenen Bekenntnissen des Besetzerrates aber und aus den Verknüpfungen ist nicht zu leugnen, daß im Kern der Gruppe, die den Häuserkampf will, für den Terrorismus eindeutig und unverhohlen geworben wird .”[850]
Bereits an diesem Punkt wird also der im Häuserrat organisierte Teil der BesetzerInnen öffentlich diffamiert. Mittels des ‘Terrorismus’-Vorwurfs wird die nun folgende Strategie der verschärften Repression vorbereitet. Gleichzeitig wird von der katastrophalen Wohnungspolitik des Senats und den Machenschaften der SpekulantInnen abgelenkt, die die Besetzungen erst ausgelöst haben.

1.4.1.5 Der 12. Dezember 1980

Nachdem der Senat Gesprächsbereitschaft signalisiert, wird unter Vermittlung durch das Sozialpädagogische Institut (SPI) der AWO für den 12. Dezember zu einem Gespräch zwischen Senatsbeauftragten und BesetzerInnen eingeladen. Bevor es zu diesem Gespräch kommt, nimmt die Polizei erstmalig Leute fest, die gerade versuchen, ein Haus zu besetzen. Nach Gerüchten über weitere, unmittelbar bevorstehende Räumungen von anderen besetzten Häusern, versammeln sich eiligst mobilisierte BesetzerInnen vor dem Haus Admiralstr. 20 und beginnen, Barrikaden zu errichten. Die Polizei greift daraufhin die BesetzerInnen mit äußerster Brutalität an. Bei Knüppeleinsätzen und wilden Verfolgungsjagden verletzt die Polizei etliche Menschen, auch gänzlich Unbeteiligte, zum Teil schwer. Mehrere Vermittlungsversuche, unter anderem von Mitgliedern der BürgerInneninitiative ‘SO 36’, scheitern. Die Auseinandersetzungen, in deren Verlauf über 60 Menschen verhaftet und etliche Banken und Geschäfte entglast werden, dauern die ganze Nacht über an. Am anderen Morgen hat Berlin eine radikalisierte BesetzerInnenbewegung, die erneuten Gesprächsangeboten des Senats künftig äußerst mißtrauisch gegenüberstehen wird. [851]
Später wird die Vermutung laut, daß konservativ-bürgerliche Kräfte in West-Berlin Interesse an einer Eskalation der Situation haben und deshalb versuchen, “jeden Ansatz einer friedlichen Lösung im Keim zu ersticken .”[852] Genannt werden in diesem Zusammenhang vor allem die Berliner CDU, große Teile des Polizeiapparates, die politische Abteilung der Staatsanwaltschaft am Landgericht Berlin und Teile des Beamtenapparates (insbesondere des Bauwesens). Die Motive dieser Gruppen liegen in der Verquickung führender PolitikerInnen mit den Interessen der Bauwirtschaft, dem Interesse an ‘Ruhe und Ordnung’ und der Befürchtung von Machteinbußen bei größeren Mitspracherechten Betroffener. [853]
Bereits am Tag nach den Festnahmen wird eine erste Solidaritätsdemonstration für die Freilassung der Inhaftierten durchgeführt. [854] Am 20. Dezember gehen in Berlin 15.000 Menschen für diese Forderung auf die Straße und es kommt zu breiten Solidarisierungen bis in bürgerlich-liberale Kreise hinein. Erst nach diesen Demonstrationen und den vorangegangenen Ereignissen tritt die Dimension des Protests der BesetzerInnenbewegung vollends ins Bewußtsein der Öffentlichkeit. [855]

1.4.1.6 Der neue SPD-Senat

Am 15. Januar 1981 muß der Stobbe-Senat unter dem Druck der Hausbesetzungen und mehrerer Skandale zurücktreten. Der am 23. Januar neu gewählte SPD/FDP-Senat unter Hans-Jochen Vogel [856] signalisiert den BesetzerInnen Verhandlungsbereitschaft. Die von Vogel verkündete ‘Berliner Linie der Vernunft’ sieht vor, Neubesetzungen nach Möglichkeit nicht mehr zu dulden, bereits besetzte Häuser jedoch nur dann zu räumen, wenn vom Eigentümer Strafantrag gestellt wird und dieser einen zügigen (Um)Baubeginn zusichert. Außerdem erfüllt der Senat einige der Forderungen von BesetzerInnen und BürgerInneninitiativen, indem zum Beispiel die Mietpreisbindung verlängert wird. Unter dem Eindruck dieser Erfolge gehen die Hausbesetzungen weiter: “Am 06.02. wird das 50ste; und am 28.02. das 100ste Haus besetzt .”[857]
“Derart mit sich selbst beschäftigt, läßt der [SPD-regierte] Staatsapparat um des lieben Friedens willen die Zügel schleifen. Und die Bewegung läßt die Puppen tanzen. Innerhalb von drei Monaten werden mehr als 100 leerstehende Häuser besetzt. Was vor kurzem noch ein Wagnis für Beherzte war, wird zum allgemeinen Volkssport der jüngeren Generation. Längst sind die Besetzungen aus Kreuzberg nach Schöneberg, Moabit, Charlottenburg, Wedding und Neuköln geschwappt. Selbst im feinen Zehlendorf hängt plötzlich aus der einen oder anderen Villa ein Transparent .”[858]
Nach der Verurteilung von zwei Häuserkämpfern zu teilweise anderthalbjährigen Haftstrafen bricht der Häuserrat Anfang Februar 1981 alle Gespräche mit dem Senat ab. Die Staatsanwaltschaft versucht nun, die Konfrontation zu verschärfen und beantragt - wegen angeblich von dort erfolgter Straftaten - die Durchsuchung des besetzten Hauses Luckauer Str. 3. Polizeipräsident Hübner weigert sich jedoch mit dem Hinweis auf die Verhältnismäßigkeit der Mittel (und mit Rückendeckung durch Innensenator Dahrendorf), die Durchsuchung durchzuführen. Daraufhin leitet die Staatsanwaltschaft ein Strafverfahren wegen des Verdachts der Strafvereitelung im Amt ein. [859] Am 7. April knickt der Senat schließlich ein und läßt die Staatsanwaltschaft das Haus mit einem großem Polizeiaufgebot durchsuchen. Dabei werden 165 anwesende Personen - der gesamte dort tagende BesetzerInnenrat - vorläufig festgenommen. [860]
Bereits im März hatte der Senat ein Treuhandmodell vorgeschlagen, das die Verwaltung aller besetzen Häuser durch eine Treuhandgesellschaft vorsieht, die aus Mitgliedern von MieterInneninitiativen bestehen soll. In den Diskussionen um die Annahme oder Ablehnung dieses Vorschlags bilden sich bei den BesetzerInnen zwei Fraktionen heraus. Die Mehrheit der HausbesetzerInnen - die ‘VerhandlerInnen’ - sieht “in dem Vorschlag einen Schritt zu einer politischen Lösung .”[861] Die kleinere Fraktion - die ‘NichtverhandlerInnen’ - lehnt das Modell als Integrationsversuch ab und fordert außerdem, erst in Verhandlungen mit dem Senat zu treten, nachdem alle verhafteten BesetzerInnen freigelassen worden sind. “Manrique bezeichnet die VerhandlerInnen als ‘die sog. “Reformisten” (das Lager bzw. der Flügel, das/der bereit ist, mit Vertretern systematischer Bereiche in Kontakt zu treten und in irgendeiner Form Verhandlungsbereitschaft zu signalisieren)’ (...). Die NichtverhandlerInnen sind ‘die sog. “Revolutionäre” (diejenigen, welche unter keinen Umständen zu verhandeln bereit oder Kompromisse einzugehen willig sind, da derartige Handlungen einer Unterwerfung unter Machtverhältnisse, letztlich unter das System gleichkommen)’. [862]
Die Gräben zwischen den Fraktionen von VerhandlerInnen und NichtverhandlerInnen werden von nun an immer tiefer. Vor allem angesichts der näher rückenden Senatswahlen, bei denen mit einem CDU-Sieg gerechnet wird, drängen die VerhandlerInnen verstärkt auf einen Abschluß von Verträgen. [863] “Die alternativen und lebensreformerischen Strömungen ergriffen mit dem Abschluß von Mietverträgen verstärkt die Möglichkeit, sich aus einer Auseinandersetzung abzuseilen, die sie nie als bewußte Konfrontation gegen das System und den Staat geführt hatten .”[864]

1.4.1.7 Die Wahlen im Mai 1981

Nachdem die CDU die Wahlen am 10. Mai erwartungsgemäß gewinnt, bildet der neue regierende Bürgermeister Richard von Weizsäcker am 11. Juni einen von der Mehrheit der FDP-Fraktion unterstützten Minderheitssenat. Weizsäcker erklärt, er werde die ‘Berliner Linie der Vernunft’ weiterführen, allerdings auch konsequent umsetzen: “Wir haben auch gesagt, daß wir die Rechtssicherheit wieder herstellen werden. Die besetzten Häuser können keine rechtsfreien Räume sein. Wenn die Justiz ein Durchsuchungsverlangen hat, wird dem nachgekommen. Das nennen wir, der Regierende Innensenator Heinrich Lummer und der ganze Senat, eine dem Recht entsprechende Vernunft .”[865]
In den folgenden Monaten finden zwei große Demonstrationen der BesetzerInnen und ihrer UnterstützerInnen statt, die zum Teil von der konservativen Presse heftig angegriffen werden. Während der ‘Amnestiedemonstration’ für die Freilassung gefangener HäuserkämpferInnen am 25. Juni, an der sich 10.000 bis 15.000 Menschen beteiligen, kommt es zu einer Straßenschlacht mit einer - nach Polizeiangaben - “bislang nie dagewesenen Militanz ”.[866] Bei einer Demonstration ins schicke Wohnviertel Grunewald am 12. Juli greifen rund 8.000 BesetzerInnen und andere Menschen den Rat der Berliner CDU auf, “sich mit den Eigentümern der besetzten Häuser in Verbindung zu setzen ”.[867] Zwar gehen lediglich 23 Fensterscheiben zu Bruch und ein Zivilbeamter der Polizei wird vertrieben, [868] aber am nächsten Tag weiß die Berliner Presse, daß da ‘Chaoten’ demonstriert haben, die sie mit ‘SA-Horden’ vergleichen. [869] Dadurch wird ein Klima geschaffen, in dem sich der neue CDU-Senat zum ‘Retter’ der Bevölkerung machen kann, indem er ankündigt, die ‘rechtlosen’ Zustände entschlossen zu beenden. [870]
Nach einer Räumungsankündigung von 9 Häusern durch den neuen CDU-Bausenator Rastemborski erklären BesetzerInnen am 5. August in einer bundesweit bekannt gewordenen Presseerklärung: “Wir nehmen die Kriegserklärung an: 1 Million Sachschaden pro Räumung .”[871] Presse und Senat reagieren heftig auf diese Provokation der BesetzerInnen. Innensenator Lummer stellt den BesetzerInnen der neun Häuser für den 22. September ein Ultimatum und läßt die Häuser tatsächlich am Morgen dieses Tages räumen. Bei einer anschließenden Pressekonferenz Lummers vom Balkon eines der geräumten Häuser eskaliert die Situation, als die Polizei ungefähr 100 DemonstrantInnen in den fließenden Verkehr drängt. Dabei wird der 18jährige Klaus Jürgen Rattay von einem BVG-Bus erfaßt und zu Tode geschleift. Bei anschließenden, mit äußerster Brutalität durchgeführten Einsätzen der Polizei gegen eine Mahnwache am Ort des Geschehens werden weitere Menschen verletzt. Insgesamt werden 66 Personen festgenommen. [872]
Nach dem Tod von Klaus Jürgen Rattay mehren sich die Stimmen von PolitikerInnen, die eine politische Lösung des Konflikts fordern. “Am 7/10/ beschloß die Bezirksverordnetenversammlung Kreuzberg einen vorläufigen Räumungsstop und sprach sich für die Erarbeitung eines wohnungspolitischen Gesamtkonzeptes aus. (...) Nach senatsinternen Auseinandersetzungen und Zögern stimmte der Senat einem Räumungsmoratorium stillschweigend zu .”[873]
Zu diesem Zeitpunkt hat die Bewegung “durch die Unterstützung des gesamten Spektrums der städtischen Linken und der linksliberalen Öffentlichkeit ihre maximale Ausdehnungs- und Mobilisierungsgrenze [874] erreicht. Sie sieht sich vor die Wahl gestellt, zu verhandeln oder mit großer Brutalität Haus für Haus geräumt zu werden. Zudem sind ungefähr 5.000 Menschen von Ermittlungsverfahren betroffen, unzählige wurden bereits zu teilweise hohen Strafen verurteilt. [875] Außerdem geht die Polizei nicht mehr wahllos gegen alle BesetzerInnen vor, sondern kriminalisiert ganz gezielt NichtverhandlerInnen und fördert damit den Zerfall “der Bewegung durch Abwarten mit gezogenem Knüppel und Verteilen dosierter Schläge .”[876] Die VerhandlerInnen-Fraktion gewinnt jetzt endgültig die Oberhand.

1.4.1.8 Das Ende der Bewegung

Am Ende des Jahres 1981 beginnt sich die Häuserkampfbewegung aufzulösen. Den planmäßig aus allen anderen Stadtteilen herausgeräumten BesetzerInnen wird “vom West-Berliner Senat faktisch ein Schlupfloch in Richtung SO 36 [Kreuzberg; d.V.] gelassen, wo weit zurückhaltender geräumt und intensiver legalisiert wurde. Das war mit ein Grund für eine Entwicklung, in der viele Autonome sich in diesen Stadtteil zurückziehen konnten und die schon im Jahre 1983 einen CDU-Bezirkspolitiker davon sprechen ließ, daß Kreuzberg eine ‘Geisterstadt der Chaoten’ sei .”[877]
Im November 1984 schließt das letzte besetzte Haus einen Vertrag ab. Insgesamt bleiben damit 78 legalisierte Häuser mit Miet-, Kauf- und Pachtverträgen ‘übrig’. [878]

1.4.2 Die Hamburger Hafenstraße

1.4.2.1 ‘Schleichende’ Besetzungen

“Angefangen hat’s Sylvester ‘81 und dann sind wir nach und nach rein. Das waren meistens Leute, die ‘ne Wohnung gesucht haben und die’s dann hier in die Ecke verschlagen hat, weil sie gehört hatten, daß hier Häuser frei sind. Teilweise wohnten da noch Leute mit Verträgen und andere Wohnungen waren eben frei. Da sind wir dann mehr oder weniger heimlich ohne viel Aufstand erstmal reingezogen. Am Anfang waren wir vielleicht 20 Leute, und dann hat sich’s so nach und nach zusammengeläppert. (...) Einziehen konnte jeder, der wollte und dadurch wurde das ‘ne äußerst bunte Mischung vom Körnerfresser über Punks und Oberalk bis zum straighten Polit-Fighter ”.[879]
Die ‘schleichenden’ Besetzungen werden erst am 23. Februar 1982 öffentlich gemacht, da sich die BesetzerInnen erst kurz vor den Wahlen zur Bürgerschaft stark genug fühlen, “die Auseinandersetzung um Mietverträge gegen den Senat tragen zu können ”.[880] Die Eigentümerin der Häuser an der Hafenstr. 108-126 und der Bernhard-Nocht-Str. 16-24 im Hamburger Stadtteil St. Pauli, die städtische Wohnungsbaugesellschaft SAGA, stellt sofort Strafantrag und die BesetzerInnen werden von der Polizei geräumt.
Die Wohnungen werden jedoch unmittelbar darauf wieder besetzt. Erst nach einem von Bausenator Lange in Auftrag gegebenen Gutachten, das den guten baulichen Zustand aller Häuser bescheinigt, beschließt der Senat am 19. Oktober 1982, neun der insgesamt zwölf Häuser zu erhalten. [881] Den BewohnerInnen werden Mittel für die Winterfestmachung der Häuser bewilligt.

1.4.2.2 Repression, Räumungspläne und Kriminalisierung

Bereits ab 1982 kommt es zu ersten willkürlichen Durchsuchungen von etlichen Wohnungen (am 5. August und am 27. September) und Festnahmen von 31 Menschen (am 27. Februar 1983) durch die Polizei. Diese Taktik der polizeilichen ‘Nadelstiche’ - gezielte Repression und Provokationen mittels ständiger Hausdurchsuchungen, Teilräumungen, Zerstörungen von Inventar etc. - wird von nun an für ein Jahrzehnt zum Alltag der BesetzerInnen gehören.
Am 29. Juli 1983 stellt der Senat sein erstes Ultimatum: Wenn bis zum Jahresende keine ‘eindeutigen Rechtsverhältnisse’ geschaffen seien (sprich: Abschluß von Verträgen), würden die Häuser geräumt. Meinungsverschiedenheiten bestehen jedoch bei der vom Senat geforderten vollständigen Namensliste aller BewohnerInnen, die die BewohnerInnen aus Gründen der polizeilichen Kontrollierbarkeit ablehnen. Wegen des zunehmenden Drucks stimmen sie schließlich befristeten Mietverträgen bis Ende 1986 zu. [882]
Trotz öffentlich bekundeter Verhandlungsbereitschaft überlegen staatliche Stellen (vor allem: Bausenat, Innensenat, Teile der Polizeiführung und der Bezirksamtsleitung St. Pauli) mindestens seit 1985, wie das Mietverhältnis vorzeitig beendet und die Häuser geräumt werden können. Bekannt wird in diesem Zusammenhang ein Papier, das 1985 bei einem Einbruch im Bezirksamt Hamburg-Mitte entwendet wird und auf dem folgendes ‘Gedankenspiel’ handschriftlich notiert ist:
“Wir wollen -> Abbruch
Dazu kommen wir nur über -> Räumung
V(er)f(ügun)g kann begründet werden mit
Gefahr für Leib & Leben oder -> Unbewohnbarkeit
setzt also voraus, daß Gefahr für Leib und Leben
oder Unbewohnbarkeit vorliegt [883]
Die Stadt plant, die gesamte Hafengegend bis zu den Feierlichkeiten zum 800. Hafengeburtstag 1989 umzugestalten. Teil der Planungen von Senat und SAGA ist der Abriß der besetzten Häuser. [884]
Ab 1985 verstärken Senat und SAGA ihre Bemühungen, die Unbewohnbarkeit der Häuser festzustellen und damit den Abriß zu rechtfertigen. So dringen beispielsweise am 28. März Bauprüfer der SAGA unter massivem Polizeischutz in die drei angeblich nicht erhaltenswerten Häuser [885] ein, ohne jedoch die Unbewohnbarkeit/Baufälligkeit der Gebäude feststellen zu können. Allerdings zerstören Polizisten bei der überfallartigen ‘Überprüfung’ unter anderem Treppengeländer und Elektroinstallationen. Wegen nichtigster Anlässe werden nun in regelmäßigen Abständen Wohnungen durchsucht - dabei werden regelmäßig die Einrichtungsgegenstände zerstört und BewohnerInnen verhaftet. Presse und interessierte Teile des Senats behaupten mittlerweile ohnehin, daß jeder Einbruch und jedes beschädigte PKW in St. Pauli auf das ‘Konto’ der Hafenstraße geht. Die Hafenstraße wird “zum öffentlichen Feind einer ganzen Stadt gemacht ”.[886]
Einen vorläufigen Höhepunkt findet diese Kampagne am 16. Oktober 1985, als der Hamburger Verfassungsschutz-Chef Christian Lochte zum ersten Mal behauptet, daß mutmaßliche RAF-Mitglieder in die Hafenstraße gezogen seien und dadurch dort eine “Struktur der Gewalt [887] entstünde. In den folgenden Jahren wird diese - niemals bewiesene und bei näherer Betrachtung völlig unlogische [888] - Behauptung noch öfter dafür herhalten müssen, die angebliche Gefährlichkeit der BewohnerInnen der Häuser zu ‘belegen’. [889] Damit wird vor allem der nicht-verhandlungswilligen, ‘law and order’-Fraktion in der Hamburger SPD (und natürlich der CDU/FDP) Munition für ihre Diffamierungskampagnen gegen die besetzten Häuser geliefert. [890]
Zu ersten Räumungen kommt es am 28. Oktober 1986. 500 Polizisten vollstrecken Räumungstitel, die die SAGA für insgesamt 13 Wohnungen vor Gericht erwirken konnte. Dabei werden zum x-ten Male die Inneneinrichtungen der Häuser zerstört, CS-Gas versprüht und Möbel sowie persönliche Gegenstände aus den Fenstern in einen bereitstehenden LKW geschmissen. Auch einen Solidaritätsdemonstration mit über 3.000 TeilnehmerInnen, die noch am gleichen Abend versucht, zu den Häusern zu gelangen, wird von der Polizei daran gehindert. Bereits am 9. November finden Wahlen zur Bürgerschaft statt: Die Hamburger SPD versucht offensichtlich, mit dieser ‘entschlossenen Vorgehensweise’ Stimmen bei potentiellen CDU-WählerInnen zu sammeln. [891]

1.4.2.5 Militante Reaktionen

Ganz interessant erscheinen uns in diesem Zusammenhang die Reaktionen der Hafenstraßen-BewohnerInnen bzw. deren politischer UnterstützerInnen: Nach den Räumungen am 28. Oktober machen sie mit mehren militanten Aktionen im gesamten Hamburger Stadtgebiet deutlich, daß eine Räumung der gesamten Hafenstraße beträchtliche Folgen für die Hamburger Banken- und Geschäftswelt haben würde. [892] Die Androhung von militanten Reaktionen löst zwar in der Presse wüste Beschimpfungen aus, wird aber in der Folgezeit offensichtlich von den verantwortlichen PolitikerInnen in ihre Überlegungen mit einbezogen. Es darf davon ausgegangen werden, daß die “Radikalisierung und die Bereitschaft, die Häuser militant verteidigen zu wollen [aufgrund der] permanenten Stigmatisierungs- und Kriminalisierungspraktiken von Polizei, Staat, Bezirksamt und SAGA [893] zunahmen.
Eine wichtige politische Initiative der Hafenstraßen-BewohnerInnen erfolgt am 15. Dezember mit der Gründung des ‘Initiativkreises für den Erhalt der Hafenstraße’, der bereits für den 20. Dezember zu einer Solidaritätsdemonstration aufruft. An dieser Demonstration, auf der es zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei kommt, nehmen 10.000 Menschen teil. Es gelingt den BewohnerInnen, ihre politische Isolation durch eine relativ breit angelegte Bündnisarbeit bis weit in linksliberal-bürgerliche Kreise hinein, zu durchbrechen. [894]

1.4.2.6 1987: Verhandlung und Eskalation

Im Verlauf des Jahres 1987 versuchen prominente UnterstützerInnen der Hafenstraße mehrmals, zwischen Senat und BewohnerInnen zu vermitteln. Bekanntestes Beispiel ist das Angebot des Millionenerben Jan Philipp Reemtsma, die Häuser zu kaufen und einer GmbH zu überschreiben. Der Senat begrüßt diese Angebote in der Öffentlichkeit, erklärt aber gleichzeitig, daß er wegen laufender Koalitionsverhandlungen nicht entscheidungsfähig sei. Reemtsma zieht sein Angebot daraufhin wieder zurück. [895]
Von nun an überschlagen sich die Ereignisse. Der neue SPD-geführte Senat verschärft die Situation, indem er den BewohnerInnen ein Ultimatum zum Abbau der an den Häusern angebrachten Befestigungsanlagen stellt. Bereits am 10. Juli legen Mitglieder des UnterstützerInnenkreises Bürgermeister v. Doh-nanyi einen Vertragsentwurf vor, der ein Stiftungsmodell vorschlägt. V. Doh-nanyi kündigt daraufhin an, einen eigenen Entwurf vorzulegen. [896]
Am 19. Juli werden die im vergangenen Herbst geräumten Wohnungen wieder besetzt. Die Räumung aller Häuser scheint nun unmittelbar bevorzustehen. In dieser Situation reisen mehrere prominente HamburgerInnen nach Sylt, wo
v. Dohnanyi seinen Urlaub verbringt, und versuchen, ihn von einer Räumung abzubringen. Tatsächlich werden die Häuser nicht geräumt und v. Dohnanyi legt am 9. August seinen Vertragsentwurf vor. Die BewohnerInnen stimmen dem zu, werden allerdings bald darauf mit neuen, wesentlich restriktiveren Verträgen konfrontiert, die die ‘hardliner’-Fraktion im Senat mittlerweile hat durchsetzen können.
Alles scheint auf einen großen ‘show down’ im Hafen hinauszulaufen: Für die einen ist die Hafenstraße zu einem “Symbol für antistaatlichen Widerstand [897] geworden. Auf einem Plenum der Hafenstraßen-BewohnerInnen spricht sich die Mehrheit für eine militante Verteidigung aus. An einer großen Demonstration zum Erhalt der Hafenstraße am 31. Oktober beteiligen sich tausende von Menschen aus dem gesamten Bundesgebiet, etliche davon in schwarz, ausgerüstet mit Sturmhauben oder Helmen.
Für die anderen, SAGA und Teile des Senat, stehen finanzielle Interessen und ein Politikverständnis, daß diesen ‘Schandfleck’ am Hafen am liebsten in der Elbe schmeißen würde, im Vordergrund. 6.000 Polizisten aus dem gesamten Bundesgebiet stehen im November 1987 zu einer Räumung bereit. [898]

1.4.2.7 Das ‘Ehrenwort’ v. Dohnanyis

Daß es dennoch nicht zu einer Eskalation kommt, hat viel mit der Person
v. Dohnanyis zu tun, der durch eine persönliche Garantieerklärung [899] in letzter Minute dafür sorgt, daß die Hafenstraßen-BewohnerInnen die vor und an den Häusern errichteten Barrikaden und Befestigungen abbauen. [900]
Die Räumung erfolgt nicht und ein ‘Verein Hafenstraße’ schließt Pachtverträge über die Häuser mit der SAGA ab. Kurz nach diesen Ereignissen tritt
v. Dohnanyi als Regierender Bürgermeister zurück. Sein Nachfolger wird Henning Voscherau - ein erklärter Gegner der Hafenstraße. In den folgenden drei Jahren kommt es trotz Verträgen immer wieder zu Auseinandersetzungen mit der Stadt und der Polizei. Aber auch Überfälle von Skin-Heads und Hooligans bestimmen den schwierigen Alltag der Menschen in der umstrittenen und umkämpften Straße. [901]
Die Hafenstraße ist durch die Vertragsabschlüsse nicht zu einem ‘befriedeten, alternativen Wohnprojekt’ geworden. Das zeigt sich in den folgenden Jahren immer wieder bei diversen Auseinandersetzungen mit der Staatsgewalt, aber auch bei politischen Initiativen - zum Beispiel zur Unterstützung der politischen Gefangenen aus RAF und Widerstand 1988/89.
Die weitere Entwicklung der Hafenstraße werden wir im Kapitel C. IV. 1.4.2.1 (Die Hamburger Hafenstraße II) beschreiben.


[841] Riese, H., Wohnen in Berlin, S. 94.
[842] U.a. durch Modernisierungsprogramme wie das ‘Zukunfts-Investitions-Programm’ (ZIP)
[843] Eichstädt-Bohlig, F., Zerstörung der Sädte, S. 219.
[844] Vgl. Bodenschatz, H., Heise, V., Korfmacher, J., Schluß mit der Zerstörung?, S. 309.
[845] Vgl. Manrique, M., Marginalisierung und Militanz, S. 73.
[846] Vgl. Haberbusch, K., ‘Berliner Linie’ gegen Instandbesetzer, S. 7.
[847] Vgl. ebenda, S. 7 ff.
[848] BesetzerInnenrat 1980, S. 2, 15, in: Mulhak, R., Der Instandbesetzungskonflikt in Berlin, S. 225.
[849] Vgl. Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 50.
[850] Haberbusch, K., ‘Berliner Linie’ gegen Instandbesetzer, S. 9.
[851] Vgl. Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 52 ff.
[852] Laurisch, B., Kein Abriß unter dieser Nummer, S. 162.
[853] Vgl. Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 54.
[854] Der Häuserrat stellt ein Ultimatum: “Wenn bis Weihnachten nicht alle draußen sind, brennen in Berlin nicht nur Weihnachtsbäume!”, Haberbusch, K., ‘Berliner Linie’ gegen Instandbesetzer, S. 14 ff.
[855] “Dieses veranlaßte den jahrelang in Mieterinitiativen aktiven, späteren Baustadtrat Werner Orlowski [1981] zu der Aussage ‘Ein einziger Pflasterstein hat doch mehr gebracht, als zwei Jahre Sanierungsbeirat!’ ”, Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 56 .
[856] “In einem von der AL [Alternative Liste; d.V.] und CDU initiierten Volksbegehren sprach sich die Mehrheit für Neuwahlen aus, die für den 10.05.81 angesetzt wurden.” , ebenda,
S. 57.
[857] Ebenda, S. 59.
[858] Härlin, B., Lummerland ist abgebrannt..., S. 97.
[859] Vgl. Mulhak, R., Der Instandbesetzungskonflikt in Berlin, S. 234.
[860] Vgl. Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 69.
[861] Ebenda, S. 67.
[862] Ebenda, S. 68.
[863] In Kreuzberg bildet sich nach den Senatswahlen die Gruppe ‘Leagalize it’, die mit den HauseigentümerInnen Vertragsverhandlungen führen will, vgl. Laurisch, B., Kein Abriß unter dieser Nummer, S. 179.
[864] Geronimo, Feuer und Flamme, in: Kongreß-Reader, S. 16.
[865] NRZ, 11/81 (Genaues Datum unbekannt, Artikel liegt Verfassern vor).
[866] Haberbusch, K., ‘Berliner Linie’ gegen Instandbesetzer, S. 31.
[867] Bodenschatz, H., Heise, V., Korfmacher, J., Schluß mit der Zerstörung?, S. 318.
[868] Vgl. Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 80.
[869] Vgl. Haberbusch, K., ‘Berliner Linie’ gegen Instandbesetzer, S. 38 ff.
[870] Allerdings kann auch der CDU-Senat nicht so, wie er will: Zum einen kritisiert der liberale Teil der Öffentlichkeit das brutale Vorgehen der Polizei zunehmend - viel Prominente übernehmen ‘Patenschaften’ für besetzte Häuser und halten sich dort zeitweise auf. Außerdem mehren sich auch bei der Polizei die Stimmen nach Urlaub - durch die häufigen Einsätze wurde ein riesiger Berg an Überstunden angehäuft, vgl. Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 77 ff.
[871] taz-Journal, Nr. 3, 1981, S. 152.
[872] Vgl. Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 88.
[873] Ebenda, S. 91.
[874] Geronimo, Feuer und Flamme, in: Kongreß-Reader, S. 16.
[875] Vgl. ebenda, S. 16.
[876] Bodenschatz, H., Heise, V., Korfmacher, J., Schluß mit der Zerstörung?, S. 56.
[877] Geronimo, Feuer und Flamme, in: Kongreß-Reader, S. 16.
[878] Vgl. Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 95.
[879] Wildcat, 37/86, S. 41.
[880] Geronimo, Feuer und Flamme, S. 127. - Das hängt auch mit der in Hamburg praktizierten Regelung zusammen, daß besetzte Häuser innerhalb von 24 Stunden geräumt werden.
[881] SAGA und Bauamt behaupten, daß die Häuser Bernhard-Nocht-Str. 16 und Hafenstr. 116 und 126 in dem Gutachten als ‘nicht erhaltenswert’ bezeichnet worden seien, was jedoch vom zuständigen ArchitektInnenbüro mehrfach dementiert wird, vgl. Herrmann, M./ Lenger, H.-J./ Reemtsma, J.P./ Roth, K.H., Hafenstraße, S. 130 ff.
[882] Vgl. Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 105 ff.
[883] Herrmann, M., Lenger, H.-J., Reemtsma, J.P., Roth, K.H., Hafenstraße, S. 156 ff.
[884] Die besetzte Hafenstraße wird als Investitionshemmnis für die gesamte Hansestadt betrachtet. Dies wird u.a. 1988 auf einer in Hamburg stattfindenden UnternehmerInnentagung deutlich, auf der der damalige Präsident der BDI, Necker, erklärt: “Wenn Hamburg das weltweite Symbol dieser Stadt, den Hafen - mit der Hafenstraße - zum Synonym für das Chaos verkommen läßt, ist der Schaden für die Wirtschaft, die Investitionen und die Arbeitsplätze nicht meßbar, aber beträchtlich ”, ‘1999’ H. 1/89 in: Geronimo 1990, S. 131.
[885] Hafenstr. 116 und 126, Bernhard-Nocht-Str. 16.
[886] Herrmann, M./ Lenger, H.-J./ Reemtsma, J.P., Zur Geschichte des städtebaulichen Konzepts, S. 25.
[887] Ebenda, S. 31.
[888] Warum sollten ausgerechnet die in der BRD am meisten gesuchten Personen in Häusern wohnen, die alle paar Wochen von einer Hundertschaft Polizei durchsucht werden?
[889] Es stimmt allerdings, daß ein nicht gerade kleiner Teil der BewohnerInnen der Hafenstraße sich in radikaler Opposition zum kapitalistischen Staat BRD stehend begreift. “Die Hafenstraße entwickelte sich zu einem Zentrum von Hamburger autonomen/antiimperialistischen Gruppierungen und zu einem Kristallisationspunkt politischer Mobilisierungen, so z.B. im Herbst ‘83 zu den Aktionen der Friedensbewegung, zum Hungerstreik der RAF-Gefangenen 1984/85 oder nach der Ermordung des Antifaschisten Günter Sare im September ‘85, die gerade in Hamburg zu heftigen Reaktionen der Linksradikalen führte”, Geronimo 1990, S. 127; “Die Hafenstraße entwickelte sich zu einem Kristallisationspunkt von linker, antistaatlicher Politik”, Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 109.
[890] Vgl. Kap. C. IV. 1.4.2.1 (Die Hamburger Hafenstraße II).
[891] Vgl. Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 110.
[892] So werden am 29.10. die Scheiben der Villa des SPD-Haushaltsexperten und SAGA-Anwalts Weiland eingeworfen und Buttersäure ins Haus befördert. Neben einem Brandanschlag auf das Altonaer Rathaus werden auch zahlreiche Schaufenster in mehreren Stadtteilen zerstört.
[893] Manrique, M., Marginalisierung und Militanz, S. 176.
[894] Wichtig ist unserer Meinung nach die Feststellung, daß nur die Kombination von zwei Faktoren - die Androhung militanter Aktionen (die z.T. auch durchgeführt werden) und die gute Bündnisarbeit/breite Mobilisierung - die sich ab Ende 1986 verbessernde politische Position der Hafenstraße bedingt. Dazu kommen noch einige besondere Umstände, auf die wir im Folgenden eingehen werden.
[895] Vgl. Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 113 ff.
[896] Vgl. ebenda, S. 116.
[897] Manrique, M., Marginalisierung und Militanz, S. 19.
[898] Vgl. Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 119.
[899] V. Dohnanyi gibt den BewohnerInnen ein an sein Amt als Oberbürgermeister gebundenes Versprechen, daß nicht geräumt werde, wenn die Barrikaden beseitigt würden.
[900] Der Piratensender ‘Radio Hafenstraße’ verkündet anläßlich der Einigung in ‘letzter Minute’, die Hafenstraßen-BewohnerInnen wünschten “dem Genossen Dohnanyi ein gutes Baden und eine gute Nacht” taz, 19.11.97, in: Manrique, M., Marginalisierung und Militanz, S. 179.
[901] Vgl. Nagel, T., Die Häuser gehören uns, S. 121.


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