2. Entwicklungen in Düsseldorf

 

2.1 Die Wiederaufbauphase nach dem 2. Weltkrieg

Nach dem 2. Weltkrieg sind die Wohnverhältnisse in Düsseldorf “ weithin katastrophal .”[471] In einem ersten Wohnungsnotprogramm zwischen 1945 und 1947 werden 11.000 Wohnräume neu erstellt und über 65.000 Wohnungen ‘winterfest’ gemacht. Viele von diesen ‘winterfest’ gemachten Häusern müssen jedoch aufgrund akuter Einsturzgefahr in den folgenden Jahren geräumt und schließlich abgerissen werden. “ Bis 1951 fielen diesen Maßnahmen noch über 800 Häuser vollständig und über 3.200 Gebäude teilweise zum Opfer .”[472]
Die folgenden Zahlen sollen den mangelnden Wohnraum nach dem Krieg verdeutlichen.
Vor dem Krieg 540.000 EinwohnerInnen - 580.000 Wohnräume
November 1945 370.000EinwohnerInnen - 270.000 Wohnräume [473]


[474]

Trotz dieses schlechten Wohnraumangebotes steigt die EinwohnerInnenzahl Düsseldorfs, unter anderem durch zurückströmende Evakuierte und Kriegsgefangene, stetig an. 1948 hat die Stadt bereits 466.000 EinwohnerInnen, obwohl bereits 1945 vor “ dem Zuzug nach Düsseldorf ... gewarnt! [475] wurde. Dennoch verlieren weder Verwaltung noch Bevölkerung “den Mut und die Hoffnung auf Besserung der Lage (...) [und eine] Hinwendung zum Radikalismus hat sich nirgends gezeigt” [476]. Am 17. Juli 1946 bilden die Besatzungsbehörden aus der Provinz ‘Nordrhein’, der Provinz ‘Westfalen’ und dem früheren Land ‘Lippe’ das Land ‘Nordrhein-Westfalen’ und ernennen Düsseldorf zu dessen Landeshauptstadt. [477]
In den 50er Jahren setzt ein regelrechtes ‘Aufbaufieber’ in Düsseldorf ein. Wurden im Mai 1948 gerade einmal 8 Häuser mit 15 Wohnungen gebaut, waren es 1949 bereits durchschnittlich 44 Wohnungen monatlich. 1958 werden monatlich 126 Gebäude neu erstellt. “ Trotz seiner Zerstörung von 42 Prozent wurde schon 1955 der Wohnungsbestand von 1939 wieder erreicht. Die Stadt wäre damit wiederaufgebaut gewesen, wenn nicht inzwischen ihre Einwohnerzahl die von 1939 um 150.000, also um fast ein Drittel, überstiegen hätte .”[478]
Einen wesentlichen Beitrag zu diesem Wiederaufleben trägt Düsseldorfs Industrie. Hier sind insbesondere diejenigen Betriebe zu nennen, die direkt nach dem Krieg ihren Sitz nach Düsseldorf verlegt haben. So ist der jährliche Umsatz von 45 Millionen DM (1948) auf 400 Millionen DM (1958) gestiegen. [479] Ab 1950 siedeln sich aufgrund mangelnder Arbeitskräfte und fehlendem Platzangebot weniger Industriebetriebe, sondern vermehrt Wirtschafts- und Fachverbände an. Auch nimmt die Ansiedlung ausländischer, besonders japanischer, Firmen zu. Die Stadt erhält vielfach ein neues ‘Gesicht’. Besonders deutlich wird dieses im Bereich der Innenstadt. Ging es direkt nach dem Krieg zunächst darum für die Menschen ‘ein Dach über dem Kopf’ zu schaffen, “ erwies es sich schon bald nach der Währungsreform als notwendig, den Wiederaufbau so zu planen, daß sein Ergebnis auch für die nähere und fernere Zukunft die Grundlage bilden konnte .”[480] Hierfür bildet man bereits 1946 eine Arbeitsgemeinschaft ‘Stadtplanung’ [481]. Ihre Tätigkeit endet vorläufig mit einem innerstädtischen Verkehrs- und Wiederaufbauplan [482], der im Dezember 1947 von der Stadtverordnetenversammlung angenommen wird. Man verhängt daraufhin für die Innenstadt eine zweijährige Bausperre, die jedoch weiteres “ Bauen nicht verhindern konnte.” [483] Das ist so zu erklären, daß direkt nach dem Krieg einige private Bauherren und insbesondere viele Gewerbebetriebe darauf bedacht waren, möglichst schnell - soweit sie finanziell in der Lage waren - ihren Besitz wiederaufzubauen bzw. durch vergrößerte Neubauten gewinnträchtige Produktionsstätten zu errichten.


[471] Weidenhaupt, H., Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf, 6. Aufl., S. 196.
[472] Ebenda, S. 196.
[473] Ebenda, S. 196.
[474] Weidenhaupt, H., Kleine Geschichte der Stadt Düsseldorf, 10. Aufl., S. 269.
[475] Ebenda, S. 196.
[476] Ebenda, S. 198.
[477]Die Bedeutung der Stadt als Verwaltungszentrum der Ruhrindustrie und auch der Sitz des wiedergegründeten Deutschen Gewerkschaftsbundes, (...), mag bei dieser Wahl eine größere Rolle gespielt haben als der Umstand, daß Düsseldorf bereits eine Tradition als Hauptrstadt besaß, da sie bereits im 16. Jahrhundert Residenz eines größeren niederrheinischen Territoriums gewesen war” , ebenda, S. 198.
[478] Ebenda, S. 201.
[479] Vgl. ebenda, S. 201.
[480] Ebenda, S. 203.
[481] Diese bestand aus Mietgliedern des Bauausschusses, DezernentInnen, ArchitektInnen, VertreterInnen der Wirtschaft und der BürgerInnenschaft.
[482]Der Plan war in starkem Maße von der Schaffung umfangreicher Grünanlagen und öffentlicher Erholungsflächen sowie von der Herstellung einer besseren Verbindung zwischen Hauptbahnhof und dem Rathaus bestimm. ”, ebenda, S. 203.
[483] Ebenda, S. 203.


Zur nächsten Seite

Zurück zum Inhaltsverzeichnis