Interview mit BesetzerInnen in Zürich April 1998


Uli: Also in der Wohlgroth haben in diesen sieben Wohnhäusern gegen Ende über 100 Leute gewohnt. Und von diesen 100 Leuten haben vielleicht noch die Hälfte weiterbesetzt. Das war aber auch von vorneherein klar, weil es haben relativ viele verschiedene Leute dort gewohnt auch einige, naja die dort einfach wohnten solange es dort halt dort ging, aber sich nicht irgendwie einer Gruppe anschliesen konnten. Um weiter zu besetzten die auch kaum was fürs Areal machten, die einfach eher mitgetragen wurden. Es gab dort viel Wohnraum und es wurde dort von vielen Leuten dort gewohnt. Und als es dann halt später darum ging weiter zu machen war es vielleicht noch die Hälfte die weitermachten.

Frage: Welche Hälfte hat weitergemacht?

Uli: Es waren eher die politischen Leute die dort weitermachten und es wurden nach der Wohlgroth Räumung innerhalb von etwa 3 Monaten etwa 20 Häuser besetzt. Das heist die allermeisten wurden sofort wieder geräumt. Es war ne ziemlich harte Sache auch füer die Leute die dort ziemlich aufgerieben wurden. Die Repression auf der Strasse war ziemlich massiv die Stadt war nach der Räumung wirklich von den Bullen besetzt, es war in der vorweihnachtszeit die Räumung und alle Plätze in der stadt - es war nichts angesagt - waren permanent von den Bullen besetzt. in Kampfmontour, die Wasserwerfer standen überall parat, obwohl nichts angesagt war. Es war ein total heftiges Klima. die Medienhetze war auch sehr massiv und die Leute haben sich auch zurück gezogen, weil sie irgendwie gescheit wohnen müssen.

Frage: Wann hat das dann wieder geklappt mit den Squats?

Uli: Es gab auch direkt nach der Wohlgroth Räumung auch direkt Häuser die gehalten haben für ne zeit. Dann gab es aber auch Gruppen die 4 mal besetzt haben, bis sie mal was hatten fuer ein Jahr die Steinwiesstrasse. Die wurde aber dreimal besetzt und zweimal geräumt und beim dritten mal hat es dann geklappt, aber auch nur weil der Besitzer in der Zwischenzeit konkurs gegangen ist.

Frage: Die Räumung von der Wohlgroth war ja wohl ziemlich heftig, oder?

Uli: Ja, es war heftig. Also erstes mal waren wir unserer seits total gelähmt. Naja, im Vorfeld gabs klar viele Diskussionen was können wir machen und so es gab auch Gruppen die sich untereinander schon fast ein halbes Jahr im vornerein Überlegungen anstellte, was koennen wir machen und die haben auch verschiedene Szenarien quasi sich ueberlegt und natürlich Vorbereitungen getroffen, aber das blieb unter höchstens 20 Leuten, die zum Beispiel begonnen haben, nen Tunnel zu graben, oder sonst wie massiv Material anschleppten. So ham se zum Beispiel ein Zimmer gefüllt mit Autopneu und weiss ich was. Also und es wurde massiv verbarikadiert und etc. Man konnte sich schlußendlich nicht auf ein Verteidigungskonzept einigen. und es gab am Schluss so drei verschiedene. Im Endeffekt fiel diese Gruppe dann auch auseinander, die schon seit Herbst sich zusammengesetzt hatte. also es begann mit Tunnel graben nen paar bleiben drin und machen Spektakel und die andern koennen abhauen, es ging weiter mit das ganze areal wird jetzt verbarikadiert und wir verteidigen das auch mit vielen Leuten was irgendwo eh hirnrissig war, weil du hättest dann auch die ganzen Strassen nehmen muessen, damit nicht die schweren Maschinen dran kommen. Was du natürlich zum Bahnhofsareal hin nicht häettest halten koennen. Ok, es wurde auch daran etwa ein Monat gebaut und dann wieder verworfen. Und das Dritte war die Massenbesetzung also alle vierten Stockwerke mit Brücken verbinden, alle Treppenhäuser raus, und mit möglichst vielen Leuten oben bleiben. und sie müssen halt jeden einzelnen mit dem Kran runter holen. Aber Schlussendlich war dann irgendwie so nicht mehr real, da es wurde so nur noch alles fast gegeneinander ausgespielt. Der Druck war auch zu groß von aussen und die Stimmung war auch zu schlecht. Es gab ne Zeit, etwa zwei Wochen lang da haben sich dann etwas 100 Leute verbarrikadiert; Es war eine total geniale Zeit ausgelöst von Percelis, die da fanden: ja machen wir mal was. Und es hat dann eine Stimmung ausgelöst, die dann zwei Wochen lang ging, so daß die Leute zwei Wochen total viel gearbeitet haben. Das Areal die Häuser und dazwischen dann bis zu 8 Meter hohe Barikaden bauten, aber die Stimmung die hätte halt anhalten muessen, so etwa zwei Monate, dann wärs ne Festung gewesen. Aber niemand konnte sich schlussendlich wirklich vorstellen hinter den Barikaden zu kämpfen und das bauen war ja schon Spass. Aber das Andere dann und wie sich dann auch rausgestellt hat wie die Bullen dann eingefahren sind. Mit Antiterroreinheiten, die ganz klar wenn wir uns gewehrt häten uns über den Haufen geschossen hätten. Scharf, und sie sind immun, oder. Also und das ist natürlich schon heftig, oder. Es waren also dann zwei Antiterroreinheiten, die sie dann auf die Besetzer losgelassen haben.

Frage: Haben sich die Leute zu sehr auf die Bullen konzentriert dann hinterher beim Besetzen oder wie war das?

Uli: Nee es war einfach ne riesen Niederlage, und wir waren total gelähmt, und es gab klar danach Randale und zwei drei Scherbendemos und da hat dann noch nen Alter nen Stein an dern Kopf gekriegt

Linda: Ach ja, stimmt.

Uli: Und das wurde riesengross ausgeschlachtet, Wir waren nur nich die Monster. füer die Medien, also das war ein enormer Druck. Wobei vorher eigentlich die Medien im ganzen positiv berichtet haben, aber sie berichteten halt übner die bunten Fassaden und die schrägen Künstler. Über das was mann halt noch in irgendeiner Form noch integrieren kann. Damit haben sie Seiten gefüllt, oder. Also auch die großen Zeitungen. Seitenweise bis dann halt der Bürle halt da ihr tolles Ersatzangebot uns angeboten haben .Und dann war es natürlich ein Affront unsererseits das abzulehnen. Obwohl klar war wir können das nicht annhemen. Aber sie brauchten das, um uns halt quasi an die Wand zu stellen. Bürli hat uns ein Ersatzangebot gemacht für ein Fabrikgelände in Ürlikon gemacht, ausserhalb von Zuerich ,zur Nutzung, um uns in die Legalität zu überführen. Es ging vor allem auch darum: Es gab keinen Wohnraum es war halt nur ne Fabrikhalle für kulturelle Sachen, wobei nach und nach auch dort wir ganz klar in legalem Rahmen zu funktionieren hätten oder aber sie würden am Anfang mal beide Augen zudrücken. Aber es war ganz klar ein Spaltungsversuch, der aber nicht geklappt hat, weil es wurde wirklich... also ich weiß nicht von leuten die dort rauswollten. Sie versuchten so im Vorfeld uns mit diesem Ersatzangebotz zu spalten. Ok, wir haben es abgelehnt und das war ein Affront, also das haben sie - sich haben sich dann alle auf den Kopf gestellt. Wie dann eben wir sind und wie grosszügig dann ebenn dieser Bürle Manager dann eben ist.

Frage: Vielleicht reden wir nochmal über die Zeit nach der Wohlgroth, was also danach passiert ist.

Uli: Es gibt im Moment noch etwa drei Leute die in der Wohlgroth schon gewohnt haben und jetzt noch am besetzen sind. Also etwa so. Die Allermeisten haben sich dann zurückgezogen. Es ist ja auch mittlerweile vier Jahre her. Es gibt auch damit verbunden einen Generationenwechsel.

Frage: Wie alt sind die Leute die Häuserbesetzten ?

Linda: Ach Gott, die sind nicht so jung.. Also zwischen 18 und 35 würde ich mal sagen ..

Frage: Und so im Durchschnitt?

Linda: Ach naja, vielleicht so 25 oder so. Bei uns an der Weststrasse sind die Leute eben schon älter. Vieleicht so 22 im Durchschnitt. Vielleicht sogar 23 im Durchschnitt.

Frage:

Uli: Viele leute über 25, oder Leute die 5 oder 7 Jahre besetzt haben steigen irgendwann aus. Weil es gibt in Zürich kaum, das du nen Haus länger als zwei Jahre halten kannst. Die meisten Häuser haben wir viellelicht so ein Jahr oder? Und dann gibt häuser, die haben eh keine Chance. Und gab auch Gruppen, die sind entstanden die wollten besetzen, die haben sich nach drei Fehlbesetzungen wieder aufgelöst. Sie haben sich zurrückgezogen, aber auch auf Grund von Repressalien: Hausfriedensbruch etc. der halt dann bei Wiederholung sich dann auch höhere Strafen nach sich zieht. Also da kommt auch nich ein Druck Kriminalisierung halt

Linda: Das finde ich auch einen wichtigen Punkt!

Frage: Warum besetzt Ihr Häuser?

Linda: Ja, ich finde es schon mal politisch Häuser der Spekulation zu entziehen. Und irgendwie finde ich es, obwohl es normal ist, daß es WGs gibt. Daß Du halt mit vielen Leuten zusammen wohnst und versuchst das halt irgendwie zu regeln, halt auch mit den alltäglichen Dingen und so. Einkaufen, Kochen, miteinander auskommen und so.

Frage: Und die Häuser werden auch immer als Häuser besetzt? Ein ganzes Haus ist immer eine WG?

Uli: Nee, es gibt in Zürich nur immer ganze Häuser die besetzt werden, keine Stockwerke oder Wohnungen. Also das läuft hier nicht, das läuft in Genf massiv. Im Moment In Genf werden massiv Wohnungen besetzt.

Linda: Ja, das mit der Politik ist das eine und das andere ist natürlich, das man keine Miete Zahlen muss. Das man die Möglichkeit hat, vieles zu verändern, also wenn einem die Zimer nichtz gefallen, irgendwelche. Wände rausnehmen, blabla. Man kann alles umbauen, man hat auch die Möglichkeit, Dinge bei sich zuhause zu organinsieren, so Bars, Parties und Konzerte und so. Und Leute, die irgendwie für eine Nacht mal irgendwo pennen müssen oder auch mehrere, dann kannste halt einfach sagen : Ja klar ey, komm vorbei, Ja und was noch??

Konrad: Ja, bei uns ist sicher ein Teil auch wohnen und so. Aber ich glaube es ist für ziemlich alle Leute auch wichtig etwas weiter zu machen und so, ob es jetzt Parties sind, oder vielleicht auch ja nicht politisch, aber daß sich einfach mal etwas bewegt halt mal. So, also das leute vorbeikomen und so und die erleben was und finden es gut und bekomnmen vielleicht interesse, etwas mitzumachen oder selber zu besetzten. und dann verändert sich mal was, sicher natürlich auch zum wohnen und so.

Uli: Also vieleich erzähle ich auch noch mal wie ich so reingekommen bin. '89 war ne ziehmlich starke Wohnungsnotbewegung in Zürich, das dauerte nen Jahr und dann gab's jede Woche wenn Abendverkauf war, 'ne Demonstration und es gab dann auch Ausschreitungen es war damals ne bürgerlich rechte Regierung. Die hat keine Besetzungen toleriert, es gab aber damals häuser die damals im Auszugsboykott waren und die Szene damals war sehr politisch, oder. Sie hat sich zumindestens politischer geäussert als die Szene heute. Ich will jetzt nicht sagen, die Leute heute sind nicht so politisch, aber sie äussern sich nicht mehr. Wie's früher halt viel mehr war. es ging halt auch um Stadtentwicklung, Grossprojetkte zu verhindern, alte Häuser oder ganze Häuserblöcke. nicht dem Abbruch preiszugeben. Stadtentwicklung, das heist der City die sich halt in die Arbeiterquatiere (Kreis 4, Kreis 5) ausdehnt. Quasi denen Platz zu machen, das war also schon ein starker Hintergrund um Häuser zu besetzen, um halt irgendwie in die Stadtentwicklung einzugreifen oder ihr etwas entgegen zu setzten. Heute ist sehr viel in den Quatieren in Arsch geganden, keine grosse Proteste gegen Grossprojekte, die werden einfach nur so durchgezogen. Viele Leute von denen jetzt besetzen kommen direkt aus dem Elternhaus und es ist eh mal schwer hier ne billige Wohnung zu finden und es ist ja eh total genial mit vielen Leuten zusammen zu leben- Es sind immer so 10 bis 20 Leute Es ist halt ein guter Groove: Machst halt was zusammen es ist ein guter Austausch. Am Haus - leider immer weniger nach aussen.

Frage: Woran merken die Leute in einem Stadtviertel überhaupt, das in einem Viertel ein besetzten Haus ist? Was macht denn ein Haus nach aussen so aus?

Konrad: Lärm machen!

Frage: Also die Nachbarn holen die Bullen?

Konrad: Also wir sind erst kurz da und wir haben halt nicht die Möglichkeit gross was zu machen. Wir haben so eine Biene raus gehängt.

Frage: Schreibt ihr Flugblätter?

Konrad: Nee, haben wir noch nicht gemacht.

Frage: Wollt Ihr?

Konrad: Ja schon, wir sind einfach noch nie dazu gekommen.

Linda: Wir haben natürlich schon.. Es ist ja logisch, du musst ja auch Transpies raushängen.

Uli: Musst du nicht, also, kannst auch Stillbesetzen!

Frage: Gibt es auch stille Besetzungen?

Linda: Ach, ja es stimmt. Also, wir haben natürlich Transpies rausgehängt und später auch das Haus angemalt, und da haben wir auch zu beginn auch Flyer geschrieben so: Das Haus lebt jetzt wieder und kommt uns besuchen und und in die umliegenden Briefkästen geschmissen und aber leider, leider ist niemand gekommen, obwohl es sehr hübsch bei uns war. Ja, und am Anfang haben wir echt viele Konzerte und Bars gemacht und so und ach ja am Anfang war auch noch gute Stimmung. Immer wenn was neues ist ist so eine Power da, und die Leute sind noch echt schnell begeistert. Und dann haben wir auch noch VoKü eingeführt und aber es kommen auch nicht so viele Leute. Ja, manchmal sind schon noch recht viele da. Aber komisch ist schon, daß die Nachbarn wirklich nicht kommen. Also ich meine: Wenn man die Kinder anguckt die vorbeilaufen, sie rennen vorbei, sie haben wie Angst, obwohl das Haus eher einen freundlichen Eindruck macht. So die Farbe. Sonst machen wir auch nicht so viel, also ein Cafe zum Beispiel machen wir jetzt nicht.

Frage: Wie ist denn der Kontakt unter den Häusern? Oder noch weitergehend: Wie ist denn der Kontakt unter den Städten hier in der Schweiz?

Linda: Ja es sind halt mehr so persönliche Kontakte oder so. Jeder hat halt seinen Freund, seine Freundin oder so aber nicht so Häusertreffen oder Häuiserinfos oder so.

Uli: Also es gabt früher stärker solche Strukturen. Über regionale Häusertreffen oder auch Aktionen. Oder der Wallenberg , ein Freilichtmuseum füer alte Häuser, in einer gesammt schweizer Aktion wurden dann da die alten Häuser besetzt. Früher gabe es viele so Besetzungen viele so Aktionen. Aber mittlerweile, wenn hier in Zürich ein Hausbesetzt wird, dann kannste froh sein, wenn überhaupt das Megaphon informiert wird, Das Megaphon ist eigentlich füer die Nordschweiz das deutschprachige Blatt, das irgendwie noch regelmässig, monatlich rauskommt, oder so - Also über die Neubesetzung habe ich im Megaphon noch nichts gelesen. Über die Neubesetzungen in Zürich zum Beispiel. Also da wird nicht gross informiert, also wenn hingegen in Bern was passiert, dann wird das informiert, weil in Bern haben sie auch noch einen anderen Druck, als wenn es hier eine Besetzung gibt. Da brauchst Du halt ne Öffentlichkeit, die Dir auch einen bestimmten Schutz gibt. In anderen Städten können die Leute nicht einfach so still einziehen, wie hier in Zürich. Oder sie wollen das auch nicht.

Frage: Kontakte unter den Häusern?

Konrad: Naja, halt schon so persöhnliche Kontakte unter den Häusern aber so grössere Kontakte unter den Hausern gibt es nicht.

Linda: Naja, vielleicht noch etwas, das witzige an der ganzen Sache ist, es gibt eben schon so Häuser, von denen man garnicht weiss ob die jetzt besetzt sind oder nicht, die werden einfach besetzt und man weiss eigentlich garnichts davon und dann hörst du ein Gerücht davon, und dann denkst Du: Ach nein, dass kann nicht sein, ich weiss ja nichts davon, und dann ist es dann doch so und halt irgendwelche Leute die auch ziehmlich isoliert sind, dann schon und dann zum Teil auch Sachen organisieren, und die dann Sachen organisieren von denen niemand etwas weiss. Komische Abendspaziergänge zum Beispiel..

Uli: Es gibt auch eine totale Ghettoisierung hier in der Szene und wir kennen uns schon zum Teil seit Jahren und wir sind auch immer ungefäher die selben Leute die so aktiv sind.. die bestimmte Sachen anreissen. Zum Teil kommen manchmal auch neue dazu, aber irgendwo ist es total überschaubar, aber es ist auch total überschaubar, weil es einfach weniger Leute sind. Vor ein paar Jahren, da da gabs ne Wohlgroth mit 7 Wohnhäusern und drumrum auch noch 10 Häuser. Insgesammt gabs etwa 20 Häuser und wieviel sind es jetzt - vier oder so. Zwischenzeitlich gab es dann nur noch zwei..

Frage: Welche?

Uli: Röschibachstrase und Weststrasse.

Frage: Wie ist dass denn für neue Leute da in die Szene reinzukommen?

Konrad: Ja, wenn man was braucht, und die leute nen bisschen kennt kann man schon das Material kriegen schon so, Aber ich wurde auch nicht besonders informiert. Das mit dem Megaphon wusste ich also garnicht. Vieleicht vom Namen her oder so. Aber so was, dass die besetzten Häuser so sich gegenseitig informieren gibt es nicht.

Uli: Ja, das ist ein Problem, das die Leute die dann zu der älteren Generation gehören sich dann ein wenig zurrückziehen. Und alle halt nicht neuen jungen Leuten, die dann Neubesetzen und Sachen anreissen . Es fangen alle immer wieder ganz neu an. Und es ist auch immer schwer an die Leute ranzukomen, weil die bleiben weiterhin unter sich.. und ziehen sich dan später in WGs zurück und in einem Fall gabs dann auch die Variante, dass eine Gruppe, die lange besetzt haben, dann ein Haus gekauft haben und eine Genossenschaft gegründet haben, die Tellstrasse.

Uli: Aber das ist einfach nach wie vor ein ziehmlich geschlossener Clan.

Frage: Und darein mommt man nur überpersönliche kontakte,m weil man sich dann halt kennt?

Linda: Es gibt halt auch keine Treffpunkte, es gibt halt einen Infoladen.

Uli: Treffpunkte gibt es genügend!

Linda: Naja, Du bist neu und hast die Idee, du willst häuser besetzen. Hast vieleicht nen paar Freunde und Freundinnen, die das auch cool finden, und kennst aber jetzt niemanden und hast keine Ahnung, wie du so infos kriegst, hast keine Ahnung, was Du so abchecken musst. Oder was meinst Du für Treffpunkte..

Uli: Ok. es gibt keine Kraakersprechstunde wie in Holland, wo Leute hingehen können und sagen wir brauchen ein Haus und die Alten checken und organisieren.

Michi: Also ich denke es gibt schon Möglichkeiten sich zu informieren.. Das wichtige ist, daß wenn jemand neues da ist, daß die überhaupt versuchen sich zu informieren. Es gibt keine Leute die keine Personen suchen, die das machen möchten, aber wenn du Lust hast und das noch nicht gemacht hast, dann gibt es genug Leute die Du dann auch fragen kanst, vielleicht auch bei den jenigen die auch Erfahrung haben.

Frage: Sieht das im Moment so aus, als würde sich die Situation verändern, weil in den letzen vier Wochen sind ja immerhin vier Häuser besetzt worden, oder?

Uli: Naja, es wären ja auch schon früher mehr Häuser besetzt worden, aber die Situatioin hier in Zürich ist die, daß sie echt dran sind. Es gibt hier kaum Leerstannd. Und das hat verschiedene Gruende: ein Grund ist sicher die Städtische Jugendwohnhilfe - ein Städtischer Verein , der nach den 80er Jugendunruhen gegründet wurde und zwar explizit, um Hausbesetzungen zu ver hindern. D.h.: sie haben einige Forderungen der Hausbesetzer aufgenomen, die sagen: Leerstand ist kein Zustand, aber die jungen Leute sollen nicht besetzen, sondern sie sollen über den Verein der ihnen diesen leeren Wohnraum vermittelt legal wohnen können. Da mußt Du auch bestimmte Bedingungen erfüllen: Du must unter 25 sein, in der Ausbildung etc. und du zahlst Miete und die Hausbesitzer haben da natürlich mitgespielt, weil wenn die ein leeres Haus hatten die jungen Leute die da drin sind haben einfach kein Mietrecht, d.h. sie sind Untermieter von diesem stätischen Verein und sie können mit drei Monate Frist rausgeschmissen werden. Oder das heist der Hausbesitzer kann irgendwie seine Bruchbude noch bis zum Abbruch weiter vermieten und hier in Zürich sind es vielleicht so locker über 100 Häuser, die aus diesem Grund nicht leerstehen, wegen diesen Zwischennutzungen die also wirklich gemacht werden , damit das haus nicht besetzt wird und es sit sogar noch ein Geschäft füer den Hausbesitzer sind. Naja, es gab echt Gruppen, die wollten besetzen und die haben nichts gefunden hier in der Innenstadt.. und jetzt gibt es wieder Möglichkeiten, wieder leere Häuser, und dann wird natürlich auch schnell wieder besetzt und zum Teil Häuser, wo Du nicht die Hälfte bewohnen kannst, weil Du nicht genügend Leute bist. Aber cool dabei, und es sind meist Abbruchhäuser die nicht mehr wieder vermietbar sind und nur solche, nicht mehr vermietbaren Häuser kannnst Du besetzten, d.h . dort lassen sie dich dann auch drin bis dann wirklich abgebrochen wird.

Frage: Wie reagieren Bullen und Behörden auf Besetzungen?

Linda: Der Witz an der Sache ist. Die Bullen sind ins Haus eingeritten ins haus nicht um zu Räumen, sondern um eine Personenkontrolle durchzufüherne und da werden die Namen aufgeschrieben und es gibt dann auch Verfahren, Prozesse und so wo du dann eine Busse zahlen kannst wegen Hausfridensbruch und unter Umständen auch noch Knast bekommst. Aber andrerseits kann dann trotzdem noch ein Vertrag zustande kommen später. Also wir zahlen jetzt Strom und Wasser und deswegen wissen wir also auch schon so und so vorher wann wir rausmüssen, das ist eigentlich megahirnrissig. Du kannst nicht einerseits die Leute bestrafen, daß sie Häuser besetzen und andrerseits mit denen dann doch einen Vertrag abschliesen.

Uli: Aber Ihr habt ja auch nicht mit den Bullen verhandelt, Ihr habt ja mit dem Hausbesitzer einen Deal machen können und das ist auch das Interesse auch der Bullen. Wenn die Bullen nicht Räumen können, dann wollen sie schon am liebesten eine Legalisierung, wo dann auch wieder auflagen reinspielen wie z.B. die Fassaden duerfen nicht angemalt werden, oder keine Konzerte die die ganze Nacht laufen. Man kann mit einem Vertrag einfach auf die Leute wieder Druck ausüben -

Michi: Das mit den Fassaden ist glaube ich vielen sehr wichtig, daß man auch nach Aussen sieht, daß es ein besetztes Haus ist, daß die Leute es mitkriegen.

Uli: Es geht den Leuten um eine Befriedung, jede Legalisierung ist auch ganz klar eine Art der Befriedung. Hier in Zürich haben sie das sogenannte Genfer Modell. Genf war sehr von der Spekulation betroffen es standen in Genf massiv viele Häuser leer und es gab auch eine ziemlich krasse Wohnungsnot in Genf und die hatten dort einen Kommunisten der Polizeichef war und irgendwann fanden die halt: es geht nicht mehr, also wir räumen keine Häuser mehr, solange so viel leersteht, rein aus spekulatioinsgründen. Und da wurde eine Praxis eingefühert, die besagt, dass wenn ein Haus besetzt wird, dann wird es erst dann geräumt wenn klar ist, daß der Umbauu beginnt, daß neuvermietet wird oder das abgebrochen wird, aber das Projekt muss klar sein, und das haben sie hier in Zürich auch aufgenommen. Die Rot-Grüne Regierungsmehrheit die seit 1990 an der Regierung ist und die damals nur wegen der Thematisierung der Wohnungsnot an die Regierung kam und nachher gings natürlioch darum die Szene zu befrieden - Ok. - Räumungspraxis ändern, nachher konnte besetzt werden. Und in der kürzesten Zeit wurden dann duzende Häuser besetzt '90 in Zürich, dann war aber auch wieder ruhig auf der Strasse, die Leute waren anderwärtig beschäftigt.

Uli: Vorraussetzung für eine Räumung ist, daß ein Strafantrag vom Hausbesitzer gestellt werden muss, wegen Hausfriedensbruch und klar kommt da noch Sachbeschädingung mit rein, ohne das können die Bullen eingentlich nicht räumen, wenn sie das haben, dann können sie Räumen, allerdings muss der Hausbesitzer vorher noch vorweisen, daß er jetzt etwas macht mit dem Haus. Er hat zum Beispiel einen Mietvertrag mit einer neuen Person abgeschlossen. Das reicht, da wurden schon Häuser geräumt oder da hatte der Nachbar das Haus für einen Franken gemietet. Oder der Nachbar ist Tischler hat dann die ganzen Fenster rausgenommen und zugenagelt, Der Räumungsgrund war dann die Vermietung, naja, also toll, es gibt natürlich auch totale Schlupflöcher. Oder die Bäckerstrasse war eine sehr aktives Haus, hatte eine lange Geschichte, und die waren dann im Auszugsboykott und dann wurde es besetzt und der Besitzer hatte alles zusammen und dann wurde geräumt und nacher wurde dann gesagt: Naja, ich mache jetzt Änderunmgen, ich baue jetzt nicht, ich mache eine Bauänderung. Mittlerweile hat er sich zurückgezogen. Also es wur der dann nie gebaut, es ist immer noch eine Baulücke, Es war die Verarschung, Es war klar, das er nie baut, aber er hatte die Pläne zusammen und so.

Frage: Wie läuft so eine Räumung ? Erfahren die Leute in dem Haus vorher davon?

Linda: Naja, das muss überhaupt nicht sein, So zum Beispiel an der Steinwiessstrasse da warst Du dann einfach und plötzlich waren dann die Bullen da und Du hast halt keine Tunnel durch die Du dich einfach verpissen kannst.

Uli: Die Tunnel gabs eh nur einmal.

Uli: Die Bullen kommen meistens morgen, Bis jetzt gabs es erst einmal, daß die Leute keine Zeit mehr hatten Ihren persöhlichen Kram auch noch rauszutragen und das war eine städtische Liegen schaft, als die Bullen und die Bauarbeiter wirklich nach einem 3/4 Jahr nach der Besetzugn eingefahren sind, die Leute rausgeknallt haben und alles was rumlag aus dem Fesnter in die Mulde. Aber das Taro war für die Stadt auch irgendwie sowas wie die Hausbesetzerzentrale nach der Wohlgroth. Oder es wurde vielmehr als sowas in den Medien aufgebaut, obwohl da nur noch irgendwelche Freaks wohnten.

Linda: Es kann auch immer sein das es ein Ultimatum gibt, aber es kann auch nicht sein.

Michi: Es hängt halt wirklich viel vom Besitzer ab. Meistens erfahren die Besetzter durch die Besitzer wann geräumt wird. Häufig legen die Bullen den Besitzern nahe einen Strafantrag zu stellen -.

Linda: Viele Besetzer hier sind schon sehr bemüht, wenn man das Haus neu besetzt hat etwas wie Gesprächsbereitschaft der Besitzerin, dem Besitzer zu zeigen. Und manchmal machen sie mit und dann ist das alles schon viel besser. Weil die melden dann auch: Naja, jetzt ist mal langsam fertig mit lustig und ihr muesst dann raus und dann gibt es Besitzer die überhaupt keinen Kontakt wollen, das ist halt blöd, du bist dann immer im Ungewissen ,..

Uli: Aber es gibt auch Hausbesetzer die keinen Kontakt wollen, Also, die finden, was sollen wir uns da Legalisieren lassen und die sagen: wegen dem blöden gemauschel, bleiben wir eh keinen Tag länger drin, nur wir lassen uns da noch irgendwie an die Leine nehmen, aber von dieser Art Besetzer gibt es nicht mehr viele. Die politisch motiviert finden, hey, wir gehen nicht ein Haus besetzen um es nachher legalisieren zu lassen, die halt finden: ein besetztes Haus ist ein befreites Haus.

Linda: Naja, viele Einschränkungen haste ja auch nicht wenn Du Strom und Wasser zahlst. Du kannst ja nach wie vor Dinge machen, ziemlich viele sogar.

Uli: Naja es gibt auch schon immer wieder Knebelverträge - 'dürfen keine Wände reusgerissen werden, darf nichts angemalt werden, muss ruig sein, es darf keine Agitaion mehr geben, darfst keine Plakate und Flyer mehr verteilen, die irgendwie im Zusammenhang mit dem Haus stehen etc. etc. Solche Sachen gabs auch immer wieder.

Frage: Nochmal die Frage: Sieht es im Moment so aus, als würde sich da was verändern?

Linda: Naja, mittlerweile gibt es endlich wieder ein paar Häuser die leer sind, das ist schon mal cool, eine Zeit lang war Mega die Durststrecke und alle haben gesagt: Scheisse was können wir noch besetzen? Es hat nicht so viele Leute , aber es ist auch geil, sobald es wieder Platz hat und Raum hat, können vier Leute eine ganzen Hausbesetzten und es hat dann auch immer Leute die Nachkommen. Es war ja in der Wohlgroth auch so , am Anfang waren da nicht so viele Leute und am Ende waren es da dann superviele.

Uli: Also ich denke, es ist bald fertig mit besetzen.

Michi: Es gibt viele die denken es ist zu anssterengend, zu gefährlich ist Sie schätzen dann eher diese Jugendwohnungen, wo du dann einen Vertrag abschliessen kannst und halt für eine bestimmte Zeit einen gesicherten Wohnraum zu haben, anstatt sich selbst zu engagieren.

Linda: Warum denkst Du das es bald zu Ende geht?

Uli: Also hier in der City gibt es immer weniger Areale die Abruchreif sind oder so, also die Umstrukturierung die ist schon so fortgeschrittten, die City ist mehr oder weniger schon richtig herrausgeputzt. Clean und neubebaut oder irgendwie renoviert, und es ist fast nur noch möglich Häuser zu bestzten, die halt noch nicht ran gekommen sind, aber von denen gibt es wenige, aber dies ist nur der eine Grund - im Zentrum. Das andere ist: Wir sind einfach abhänglig vom Raum, da können wir Aktivitäten entwickeln; Kneipen, Konzerte, aber wenn der Raum dann nicht mehr da ist, dann fällt die Szene gleich wieder in sich zusammen und die Leute verpissen sich in irgendwelche Wohnungen und die Leute haben keine keinenm Raum mehr für irgendwelche Aktivitäten die nicht Profit orientiert sind und naja, dann kann es wieder mal Raum geben, aber die Leute, die irgendwann mal ausgestiegen sind, die gibts halt nicht mehr, und die kommen nicht zurück

Michi: Für viele war das so ein Jugendabenteuer, das irgendwann mit 20 ok. war, aber jetzt haben sie eine Arbeit usw. und das ist auch ein Problem, die sind nicht gewohnt. sich selbst zu engagieren. Sie haben sich abgesichert.

Frage: Wie wird das aussehen in 10 Jahren?

Michi: In Winterthur gibt es zwar Leerstand, aber keine Leute mehr die auch dann in die Häuser reingehen.

Uli: Aber das liegt auch daran, daß es keine Leute gibt, die in der letzten Zeit in diesen Zusammenhängen gelebt haben. Weil es in der letzten Zeit eben nicht möglich war, und jetzt wäre es vielleicht wieder Möglich, weil es vieleicht wieder leere Häuser gibt, aber die Leute wohnen in Ihren WGs und in netten Häusern befriedet.

Michi: Naja, oder auch weniger billig, den meisten ist es egal was zu zahlen und dafür halt den Mietvertrag zu haben

Konrad: Naja, die Möglichkeit wäre schon da. Hier in Zuerich gibt es die Kaserne oder die Konradstrasse oder auch was anderes das hier im Zentrum ist, es hat eigentlich genug Platz im Moment. Wenn Leute schon Bock hätten was zu machen, dann könneten sie schon!

Michi: Die Leute sind sehr eingeschüchtert worden.

Frage: Wo sind den die jungen Leute hier in der Szene?

Uli: Und die alten Leute habe auch keinen Bock den Jungen zu erklären wie der Abwasch funktioniert. Die Szene ist auch sehr isoliert.

Uli: In Genf sieht das schon ein bisschen anders aus: In Genf gibt es die unterschiedlichsten Schichten von Leuten die Häuser besetzen.

Frage: Wie ist denn die Szene hier in Zürich?

Uli: Die Leute kommen in den Häusern halt auch nicht weiter, wenn so ein Haus immer nach nem Jahr wieder geräumt wird, Was soll denn das? Eine Art Beschäftigungstherapie, staatlich verordnet.. Also klar...

Uli:Immer wieder von neuem Anfangen, im Schnitt sind die leute 2-3 Jahr in der Besetzterszene. Die Politszene, da sind die leute schon zum Teil so 20 Jahre dabei. Aber in der Besetzerszene... Im Moment gehts nur noch ums Wohnen. Zumindest 90 %

Uli: Sowieso leben 90 % der Stadt Zürich alleine - Ein Zimmer ein Personenhaushalt - das wollen wir halt nicht.

Frage: Danke für das Interview.


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