troebelen in Potsdam [squat!net] 6-6-00

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From: squatter@dds.nl
Date: 06/06/00


  Aktion saubere Blumenstadt  



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Bis zur Bundesgartenschau will Potsdam seine Hausbesetzer 
loswerden. Die Räumung eines Hauses führte am Wochenende zu 
heftigen Auseinandersetzungen. Erstmals wurde ein 
viertägiger Vorbeugegewahrsam gegen Festgenommene erlassen
aus Potsdam BORIS KANZLEITER

In Potsdam geht die Auseinandersetzung um die verbliebenen 
besetzten Häuser in eine neue Runde. Nach dem erklärten 
Willen der SPD/CDU-Koalition im Potsdamer Landtag sollen 
diese bis zum Beginn der Bundesgartenschau im nächsten Jahr 
verschwunden sein.

Nach der polizeilichen Räumung des "Boumanns", eines 
besetzten Hauses und Kulturtreffpunkts in der Innenstadt am 
Donnerstag kam es am Wochenende zu heftigen 
Auseinandersetzungen. Fensterscheiben von fünf 
Bankenfilialen wurden eingeschlagen, Barrikaden gebaut. 
Eine unangemeldete Demo mehrerer hundert Unterstützer der 
Hausbesetzer am Sonntag löste die Polizei auf.

Augenzeugen berichten von einem zum Teil brutalen 
Vorgehen. "Die Polizei führte eine regelrechte Menschenjagd 
durch", erklärt ein Sprecher des Ermittlungsausschusses. Im 
Innenstadtbereich und vor den besetzten Häusern zeigten 
teilweise mit Maschinenpistolen bewaffnete Beamte 
Präsenz. "Die Polizei hat die Bewohner verschiedener 
besetzter Häuser faktisch unter Hausarrest gestellt", meint 
der Ermittlungsausschuss.

Nach Polizeiangaben befanden sich gestern Nachmittag noch 
40 Personen in Gewahrsam. Zehn davon sitzen in viertägigem 
Vorbeugegewahrsam, das vom zuständigen Amtsgericht auf 
Antrag der Polizei angeordnet wurde. Über die anderen 30 
war noch nicht entschieden. Die Anzeigen gegen sie reichen 
von Körperverletzung über Sachbeschädigung bis Schwerer 
Landfriedensbruch. Polizeisprecher Geert Piorkowski wies 
den Vorwurf eines brutalen Vorgehens zurück. Die Polizisten 
hätten lediglich auf Straftaten reagiert.

Lutz Böde, Geschäftsführer der Fraktion Die Andere der 
Potsdamer Stadtverordnetenversammlung, wies dagegen auf die 
kontinuierliche Verschärfung der polizeilichen Maßnahmen in 
Brandenburg hin. Noch als alleinige Regierungspartei hatte 
die SPD 1996 die Möglichkeit des Vorbeugegewahrsams 
geschaffen. "Nach unseren Informationen wird davon jetzt 
zum ersten Mal Gebrauch gemacht", erklärt Böde. Dabei 
sollen Personen festgehalten werden, um eine Straftat zu 
verhindern. 

Brandenburg würde zum Exerzierplatz für die "Hardliner der 
inneren Sicherheit", kritisiert Böde. Derzeit wird im 
Landtag über eine weitere Verschärfung des Polizeigesetzes 
diskutiert, die den verstärkten Einsatz von 
Videoüberwachung und den finalen Rettungsschuss durch 
Polizeibeamte ermöglichen soll.

"Die ordnungspolitischen Hardliner der CDU versuchen in 
Potsdam politisch und visuell ungeliebte Erscheinungen 
wegzuräumen", meint Böde. Brandenburgs Innenminister ist 
Jörg Schönbohm (CDU), der schon als Berliner Innensenator 
alle besetzten Häuser räumen ließ.

Ob das am Donnerstag geräumte "Boumanns" tatsächlich 
geräumt bleibt, steht unterdessen noch nicht fest. Der 
Hausbesitzer hat Bereitschaft signalisiert, über eine 
Rückkehr der Bewohner zu sprechen. Die Räumung fand nicht 
auf seine Veranlassung, sondern auf Grund eines 
Feuerwehreinsatzes statt. 

taz, 06.06.00







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