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From: Spike (spikey@kraakpand.nl) Date: 19 Jun 2001 09:44 uur
20.Juni: Lufthansa gaat offline
Grote online-demo tegen de massale deportaties van uitgezette vluchtelingen. De bedoeling is om met een gedownloaded bestandje de site van lufthansa plat te leggen. Dit bestandje kun je via http://go.to/online-demo ophalen.
Dankjewel!
original message: (Deutsch)
Im Rahmen der Kampagne gegen die "deportation-class" rufen kein mensch ist illegal und libertad! zur weltweiten Online-Demo vor dem Internetportal der Lufthansa auf. Mit dieser relativ neuen Aktionsform wird auch gezeigt, dass das Internet kein Raum ist, in dem die Konzerne in Ruhe ihre Geschäfte abwickeln können, sondern dass sie auch hier mit massenhaften Protesten gegen ihre Praxis konfrontiert werden.
Also: Protestsoftware runterladen (kinderleicht) und am 20.Juni den Computer anwerfen, Perso und EA-Nummer braucht ihr diesmal nicht unbedingt, Treffpunkt: 10h, www.lufthansa.com. Die Software findet ihr auf den Seiten der Kampagne
mehr Infos bei:
Neue Aktionsformen brauchen häufig etwas Gewöhnungszeit
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Zur Erinnerung
Am 30. August 1994 wird der Nigerianer Kola Bankole in Hockstellung gefesselt von BGS-Beamten ins Flugzeug getragen. Als er in seinen Sitz gezwungen werden soll, wehrt er sich immer noch heftig, worauf ihm ein Beamter ein Skisockenknäuel in den Mund presst und mit einem Gurt anzieht. Dies obwohl er zuvor schon Blut gespuckt hatte. Dem Gefesselten verpasst der anwesende Arzt eine Beruhigungsspritze. Als der Nigerianer zusammensackt, unternimmt der Arzt zunächst keine Hilfeleistungen. Wenig später ist Kola Bankole tot.
Am 28.Mai 1999 wird der Sudaner Amir Ageep an Händen und Füssen gefesselt und mit einem Integralhelm auf dem Kopf im Mittelsitz einer Dreierreihe angeschnallt. Als er sich immer noch panisch wehrt, stemmen sich drei BGS Beamte auf ihn, drücken seinen Oberkörper und den Kopf nach unten. Nach einigen Minuten ist Ageep erstickt.
Dies sind nur die tragischen Höhepunkte einer Abschiebepraxis, in der Fesseln, rassistische Beschimpfungen, Schläge, Klebeband und Knebel zur normalen Behandlung für sich wehrende "Schüblinge" gehört.
Lufthansa in der Kritik
Kola Bankole und Amir Ageep starben in Maschinen der Lufthansa. Von den über 30.000 "deportee tickets" die jährlich für abgelehnte Asylbewerber ausgestellt werden, werden ca. 10.000 von der Lufthansa verkauft. Für dieses Geschäft mit der Abschiebung ist die Fluggesellschaft seit dem Tod von Amir Ageep in heftige Kritik geraten. Bei der Aktionärsversammlung vor einem Jahr gelang es der Stop Deportation Class-Kampagne, mit ihrer Kritik den Geschäftsablauf empfindlich zu beeinflussen. Die Pilotenvereinigung Cockpit und die ÖTV sprachen sich gegen die Abschiebepraxis aus und empfahlen ihren Mitgliedern, unfreiwillige Beförderungen von Abschiebehäftlingen nicht mehr durchzuführen. Schließlich sah sich Vorstandssprecher Thomas Weber gezwungen, selber die Beförderung von sich wehrenden "Schüblingen" in Frage zu stellen. Aber zu einem Ausstieg aus dem schmutzigen Geschäft mit der Abschiebung, wie es die niederländische Air Martin, die belgische Sabena oder die Swissair bereits vollzogen haben, sah sich der Konzern bisher noch nicht gezwungen.
Die Rechtslage für ein Ablehnen der Beförderung ist übrigens eindeutig. Nach dem Tokyoter Abkommen von 1963 hat der Flugkapitän die "Bordgewalt", sobald sich die Türen schließen. BGS-Beamte und Flüchtlinge sind somit gleichermaßen Passagier und wenn der Pilot ein Sicherheitsrisiko für einen der Mitreisenden feststellt, hat er sogar die Pflicht, den Start zu verweigern. Hier kann auch die Solidarität der Mitreisenden relativ einfach greifen: wenn z.B. viele Passagiere lautstark protestieren und sich weigern, ihre Plätze einzunehmen, kann der Start nicht durchgeführt werden. Und gegen prügelnde BGS-Beamte einzuschreiten ist kein Widerstand gegen die Staatsgewalt, vielmehr das einzig rechtmäßige in dieser Situation - alles andere wäre unterlassene Hilfeleistung.
Die Lufthansa nicht die einzige Firma, mit Abschiebungen Geld verdient. Die meisten großen Europäischen Airlines sind im Abschiebegeschäft. Die rumänische Fluggesellschaft TAROM bietet sogar reine Abschiebe-Charterflüge mit eigenem Sicherheitspersonal an, incl. "ärztlicher Betreuung" und routinemäßig mitgeführten Elektroschockgeräten. Mit der Lufthansa wird jedoch ein Konzern angegriffen, der mit einer Imagekampagne empfindlich getroffen werden kann und der das zynische Ineinander von Service-Gesellschaft und rassistischer Praxis aufs Beste repräsentiert.
Online demonstrieren?
Eine Online-Demo ist nur eine Ergänzung, nie eine Alternative zu anderen Formen des Widerstands. Wenn aber Konzerne immer größere Teile ihres Gewinns im Internet erwirtschaften, dann muss Widerstand gegen ihre Politik sie auch an diesem Ort treffen. Schon jetzt hat die Lufthansa im Netz ihre größte Filiale, will in diesem Jahr 500.000 Tickets online verkaufen, im Jahr 2005 sollen es dann ein Viertel der Tickets sein. Die wirtschaftlichen Ausfälle durch die Blockade werden sich trotzdem in Grenzen halten, nur wenige werden ihren Flug woanders buchen, nur weil sie ein paar Stunden nicht auf die Lufthansa-Seite kommen. Und eine dauerhafte Blockade, wie es das mexikanische Finanzministerium und der Spielzeugkonzern Etoys zu spüren bekamen, wird bei der immensen Kapazität der Seite nicht zustande kommen. Doch es geht nicht in erster Linie um wirtschaftlichen Schaden (der ließe sich durch ein paar geziete Hacks einfacher erreichen), es geht darum, Öffentlichkeit zu schaffen, durch neue Aktionsformen neue Leute zu mobilisieren, den globalen Widerstand in globalen Aktionen abzubilden und damit die Lufthansa bei ihrem teuer erworbenen Saubermann-Image zu packen. Schon jetzt gibt es eine immense Medienberichterstattung und wenn es wirklich gelingen sollte, zehntausende an die Computer zu bekommen, dann ist das Kampagnenziel, Lufthansa zu einem Ausstieg aus dem Abschiebegeschäft zu zwingen, greifbar nah.
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Online-Widerstand, Wireless Communities und die Macht von Diskursen
Die Zukunft des zivilen elektronischen Widerstands
Auszüge aus den internationalen und nationalen Vorschriften bei Abschiebungen per Flugzeug
Justizministerium verneint Recht zur Online-Demo
:-)DIRECT ACTION is not a last resort when other methods have failed, but the preferred way of doing things(-:
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