From: het Fort van Sjakoo (sjakoo@xs4all.nl)
Date: 07 May 2001 13:15 uur
------- Forwarded message follows -------
Date sent: Mon, 07 May 2001 10:42:44 +0200
Subject: FW: Nazis in Deutschland
From: dorthe <dortart@dds.nl>
To: <2@xs4all.nl>, <sjakoo@xs4all.nl>
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hallo zusammen,
sollte man sich mal durchlesen, trotz kettenbrief - aber ist zu wichtig.
michael we
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> *********** BEGINN DER WEITERGELEITETEN NACHRICHT ***********
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> Am 26.04.01 um 12:50 schrieb Info||Octopussy <nicosuavenews@domeus.de>:
>
>> Liebe KollegInnen & Freunde,
>>
>> wir fanden heute morgen den angehängten Text in unserem Posteingang.
>> Wie wir alle wissen, sind Kettenbriefe das schlimmste in einem
>> Mailprogramm. Anders bei diesem!
>> Weitergeleitet an einige wenige Freunde, verwandelte sich die Mail zu
>> dem Lauffeuer, das es auch sein sollte. Aus diesem Grund haben wir
>> uns entschlossen, die Mail über unseren Verteiler zu senden, um so
>> viele Leute wie möglich zu erreichen und wachzurütteln: denn das
>> geschieht genau vor unserer Haustür und bis jetzt haben wir nur
>> zugeschaut!
>> Ich hoffe Ihr habt Verständnis dafür und sorgt für weitere
>> Verbreitung!
>> Vielen Dank an die Autorin und lasst uns gemeinsam was tun!
>>
>>
>> ----- Original Message -----
>> From: Winter
>> To: Undisclosed.Recipients@rz.uni-hildesheim.de
>> Sent: Tuesday, April 24, 2001 1:15 PM
>> Subject: nazis in deutschland
>>
>> hallo liebe leute,
>> ich schreibe euch heute allen zusammen eine mail, weil ich euch allen
>> etwas berichten möchte, was ich erlebt habe.
>> zum background: zur zeit gibt es eine hip hop tour gegen rechte
>> gewalt, die durch verschiedene städte ostdeutschlands geht. die tour
>> steht unter dem nahmen 'die leude woll'n, dass was passiert' (slogan
>> von fünf sterne deluxe) und ist im rahmen der stern aktion 'mut gegen
>> rechte gewalt'. ins leben gerufen haben diese tour der stern und das
>> büro lärm, für die ich diese tour als tourleitung begleite. wir sind
>> in städten wie neustadt an der orla, wurzen, eberswalde, dessau und
>> bad salzungen, weil dieses einige der brennpunkte sind, in denen die
>> nazis die überhand gewonnen haben.
>> ich möchte euch nun hier von unserem aufenthalt in wurzen am 21.april
>> 2001 erzählen, weil ich das gefühl habe, dass viel mehr menschen
>> darüber informiert werden müssen, was in dieser stadt abgeht.
>> wurzen ist die erste stadt, die sich national befreite zone genannt
>> hat. demzufolge gibt es dort auch keine ausländer. es gibt keine
>> dönerbude, es gibt kein ital. restaurant. das einzige
>> chinarestaurant, dass es dort gab, wurde solange terrorisiert, bis
>> die inhaber flohen. die anfangsbuchstaben vom happy house (name des
>> restaurants) wurden stehen gelassen und stehe heute für heil hitler.
>> die nazis haben dort einen ihrer treffpunkte eingerichtet, in dem sie
>> sogenannte heimatabende verbringen.
>> als wir in wurzen ankamen, war sofort klar, dass wir dort alles
>> andere als willkommen sind. wir wußten zwar, dass wurzen mit der
>> härteste termin auf unserem plan war, doch was uns dort erwarten
>> sollte, übertraf jede vorstellung.
>> zunächst muß gesagt werden, dass die veranstaltung open air war, da
>> die stadt keinen raum zur verfügung stellen wollte. vor ort
>> organisierte das konzert eine gruppe von antifa leuten, die (man kann
>> es gar nicht glauben) in wurzen und umgebung wohnen. diese menschen
>> sind alle um die 20 jahre und wollen nicht aus wurzen wegziehen, da
>> sie sagen, dass sie den kampf dann endgültig verloren haben.
>> unsere sprüher, die fester bestandteil der tour sind, fingen um 14h
>> an, eine mauer, die gegenüber des geländes an einer straße lag zu
>> bemalen. von anfang an wurden sie von vorbeifahrenden nazis bedroht.
>> (heute nacht krieg ich dich. ich töte euch. etc) von der vorher
>> abgesprochenen polizeistreife zu unserem schutz war nichts zu sehen.
>> um ca 15h hielten zwei polizeiautos vor der mauer. die polizisten
>> stiegen aus und verlangten von den sprühern die sprüherlaubnis. reine
>> schikane, wenn ihr mich fragt, denn logischerweise war die ganze
>> veranstaltung (also auch das sprühen) genehmigt und angekündigt. von
>> anfang an trat die polizei sehr unfreundlich und äußerst unkooperativ
>> auf. einer der sprüher, der chinesischer abstammung ist, filmte die
>> ganze aktion mit seinem camcorder. plötzlich nahmen die polizisten
>> ihn und wiesen ihn an, ihnen ins polizeiauto zu folgen. es gab
>> überhaupt keine erklärung bzw rechtliche grundlage zu dieser aktion.
>> ich versuchte herauszufinden, was dem sprüher vorgeworfen wird, aber
>> schon bald war klar, warum gerade er ausgesucht wurde. ich bekam
>> keine antworten auf meine fragen. daniel (sprüher) mußte seinen film
>> löschen und seine personalien angeben. dafür gibt es ebenfalls keine
>> rechtliche grundlage. reine schikane! als mir einer der polizisten
>> dann sagte, dass der sprüher dort festgehalten wird, weil er ja erst
>> einmal seinen namen buchstabieren müsse ("oder können sie etwa
>> vietnamesisch?"), war die situation kurz vor dem eskalieren. deshalb
>> und natürlich auch, weil wir die presse hinter uns haben (stern und
>> focus waren anwesend), wurde daniel schließlich wieder frei gelassen.
>> von da an war klar, dass die polizei, die uns eigentlich beschützen
>> sollte, nicht wirklich auf unserer seite steht. ein einsatzwagen
>> stellte sich dann eine zeitlang neben die mauer, und tat so, als
>> würde er aufpassen. einer der polizisten in diesem auto war der vater
>> des npd vorsitzenden dieser stadt. ein weiteres beispiel für die
>> parteiorientierung der polizei: ein einzelner nazi geht an ca 30
>> sprühern vorbei und sagt ganz selbstbewußt, dass er heute nacht alle
>> tötet. dann geht er um die ecke und begrüßt die schon erwähnten
>> polizisten.
>> das konzert verlief reibungslos. wir bekamen so viel dankbarkeit
>> entgegen und merken wie in neustadt, dass es so wichtig ist, etwas
>> für die menschen zu tun, die gegen diese nazis kämpfen. ich habe
>> tiefsten respekt, vor diesen leuten, die dort täglich verprügelt oder
>> aus bussen geschmissen werden und den kampf trotzdem nicht aufgeben!!!
>> als das konzert zuende war und der großteil des publikums zuhause und
>> die bands im hotel waren, tauchten plötzlich ca 50 glatzen auf dem
>> großen parkplatz vor dem konzertgelände auf. von der polizei war
>> zunächst nichts zu sehen. unser sicherheitschef konnte die nazis mit
>> seinen leuten einkesseln und eine straße hoch 'treiben'. dann tauchte
>> auch die polizei auf, die sich (mal wieder) äußerst unkooperativ
>> verhielt. doch nach einem gespräch des einsatzleiters mit anetta
>> kahane von der amadeu antonio stiftung, die während der ganzen tour
>> dabei ist, gaben die polizisten ein versprechen, dass sie auf dem
>> parkplatz blieben, bis alle beteiligten den ort verlassen hätten.
>> immer wieder taucheten nazis aus der dunkelheit auf. im fünfer konvoi
>> fuhren wir (a. a. stiftung, sprüher, focus fotograph und ich) dann
>> mehr oder weniger fluchtartig mit unsrem sicherheitschef in unser
>> hotel, dessen besitzer übrigens einen der npd jugendclubs durch
>> geldspenden unterstützt. auf dem weg bekamen wir dann noch zum
>> abschied den hitlergruß.
>> ich finde es sehr wichtig, dass ich möglichst vielen menschen
>> mitteile, was in dieser stadt abgeht. wir erfahren viel aus den
>> medien, nehmen das auf, und denken, dass das schon schlimm ist, aber
>> dass da ja eh nichts passieren kann. das sind doch nur so ein paar
>> vollidioten, die so denken. man kann sich das aber nicht vorstellen,
>> wenn man es nicht erlebt hat oder jetzt hört. es ist wirklich so
>> schlimm. egal wohin du guckst, es leben dort nur nazis (bis auf die
>> handvoll antifa leute). der stadtrat, polizei - egal was - nazis! und
>> die, die keine glatze oder hitlerfrisur tragen, verschließen die
>> augen. genau wie vor 50 jahren. das ist dort ganz schlimm und ich
>> wünschte mir, dass viel mehr menschen davon etwas mitkriegen, damit
>> das problem ernst genommen wird.
>> auch wenn ich in meinem ganzen leben noch nie solche angst vor
>> menschen gehabt habe, bin ich sehr froh, dass ich diese tour
>> mitmache. wie gesagt, die menschen, die dort gegen die nazis kämpfen,
>> müssen viel mehr unterstützt werden. ich würde immer wieder bei
>> dieser aktion mitmachen.
>> bei dem konzert waren übrigens ca 400 leute, die richtig gefeiert
>> haben. denen war es im prinzip auch total egal, wer auf der bühne
>> steht. hauptsache, es wird was für sie getan.
>> ich hoffe, ich konnte euch so einigermaßen eine vorstellung geben,
>> was in wurzen (und nicht nur dort) abgeht. wenn ihr mehr über die
>> tour erfahren wollt, guckt im internet unter www.eyedoo.de
>> www.buerolaerm.de www.fourartists.com
>> www.amadeu-antonio-stiftung.de oder kauft euch den neuen stern. da
>> steht ein bericht über wurzen drin, den ich vor der tour reißerisch
>> fand, aber nach der tour mit ganz anderen augen sehen.
>> bis dann,
>> macht es gut und denkt mal drüber nach,
>> meike
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