früher wurde es als dolchstoß gegen die bewegung angesehen, wenn die besetzer sich polizeilich anmeldeten. im juli 1981 waren 102 leute angemeldet. ende juli 1982 hatten sich bereits 840 besetzer angemeldet. 220 davon in nebenwohnung. von etwa 3000 besetzern insgesamt. früher waren sich alle einig, daß sie verhandlungen ablehnten, bevor die gefangenen der bewegung freigelassen würden. heute sind risse zwischen 'nichtverhandlern' und 'verhandlern' - die ihre besetzung über nutzungs- oder erbpachtverträge stabilisieren wollen - aufgebrochen. es gibt anzeichen, daß diese risse auf unterschieden in der lebenslage der besetzer beruhen. so mancher sehr junger, arbeitsloser besetzer ohne berufsausbildung ist - für verhandlungen. zermürbt durch die durchsuchungen - im schnitt fast jeden tag eine. und mit begründungen, die vom jetzt strafbaren cannabisanbau bis zur 'unterstützung einer kriminellen vereinigung' reichen. dabei kam es bisher zu 1200 festnahmen, fast drei pro durchsuchung. anders die etwas älteren, sozial weniger an den rand gedrängten besetzer, die ihre häuser nicht unbedingt für sich selbst brauchen. seit herbst 1981 sind sie innerhalb der bewegung dafür eingetreten, den häuserkampf nicht als selbstzweck zu führen, sondern als teil eines auch auf a n d e r e n ebenen zu entwickelnden politischen widerstandes. mitunter treffen diese unterschiedlichen lebenslagen in ein und dem selben haus aufeinander, was die innere zermürbung und müdigkeit der bewegung erhöht.

anfang märz '82 hat der besetzerrat beschlossen, den 'verhandlern' ihre verhandlungsfreiheit zu lassen. seitdem haben sich die wege der verhandler und nichtverhandler getrennt. als gemeinsamer nenner wurde weiterhin an der forderung der freilassung der gefangenen festgehalten: die von den verhandlern ausgehandelten verträge sollten nur unterschrieben werden, wenn die gefangenen freigelassen werden, in den ersten monaten des jahres 1981 war diese formel 'es läuft nichts, bevor nicht die gefangenen frei sind' eine knappe und kräftige antwort auf die sich überstürzenden 'vermittlungs'- und 'verhandlungs'angebote des senats. ein jahr später überdeckt sie nur noch notdürftig die risse in der bewegung. das ernsthafteste hindernis möglicher verhandlungen stellen paradoxerweise heute der senat und die wohnungsbaugesellschaftten dar.

wenn der senat es für politisch angebracht halten würde, könnte er die bewegung heute mit einer 'friedlichen lösung' in ihrem ghetto einfrieden. anfang märz '82, zur gleichen zeit als ver- und nichtverhandler ihr getrenntes vorgehen beschlossen, haben die wohlmeinenden 'paten' der besetzten häuser eine rechnung vorgelegt: um 150 besetzte häuser aufzukaufen und durch selbsthilfe der besetzer instandsetzen zu lassen, müßte der senat ganze 120 Millionen locker machen. das ist keine zu große summe für einen senat, der gelder ähnlicher größenordnung aufbringt, um die unternehmen seiner lobbyisten zu sanieren - garskis 'bautechnik kg' etwa und in jüngster zeit die 'berlin consult', ganz zu schweigen von projekten wie dem wiederaufbau der 1979 eingestürzten kongreßhalle und überhaupt von den 18 milliarden, die er jährlich ausgibt. mit diesen befriedungsstrategien geht es schon lange auf und ab. nach den krawallen vom dezember 1980 machte der senat angebote unter der bedingung 'aber keine neuen besetzungen mehr'. dagegen stand die forderung nach der freilassung dann, als im frühjahr '81 klar wurde, daß der nächste senat erstmals seit seinem bestehen von der cdu regiert würde, machte sich die idee breit, mit verhandlungen noch schnell alles unter dach und fach zu bringen - bevor das berüchtigte ' größere übel' an die regierung kam. im mai hieß es dann, verträge lägen zur unterschrift bereit in der schublade. nun wollte sie der abtretende spd-senat nicht mehr unterschreiben. und außerdem stand immer die freilassungsforderung im raum. dann ab juni die cdu. sie verkündigte die fortsetzung der 'berliner linie'. zunächst geschah nichts. außer daß die bewegung der paten für die besetzten häuser aufkam. die auch in die gewerkschaften hineinreichte und dadurch druck auf die 'neue heimat' ausübte, die - als gewerkschaftsunternehmen - besetzte häuser räumen lassen wollte. dann kam der senat anfang august mit seiner räumungsankündigung. und als antwort

<- back | next ->