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Polizeipräsidenten enthalten; dort sieht diese ZahI doch ganz erheblich anders aus. Dort ist von 66 verletzten Polizeibeamten die Rede, von denen einer stationär behandelt wurde, zwei traten am nächsten Tag ihren Urlaub an. Mithin bleiben 63 Beamte übrig, die an diesem Tag ihren Dienst fortgesetzt haben. Das sind genau die Leute, die in unseren Akten dann etwa folgendermaßen zitiert werden: "Ich bekam einen Stein an den rechten Oberschenkel und verspürte einen stechenden Schmerz" - das sind dann 63 der verletzten 66 Polizisten.

Eine ähnliche Meinungsmache wurde mit den 300.000 Mark Sachschaden veranstaltet. Diese Zahl beruht auf den Angaben der Geschädigten. Wenn zum Beispiel die Berliner Bank gefragt wird, wie hoch der Schaden bei ihr gewesen sei, dann wird die Berliner Bank wohl kaum eine zu niedrige Zahl angeben: Das heißt, die Zahl 300.000 wird kaum zu niedrig sein. Ich möchte nun daran erinnern, daß die 300.000 Mark Schaden genau ein Vierhundertstel, das heißt 0.255 Prozent der Summe ausmachen, die das Land Berlin im Fall Garski zu zahlen haben wird. Zu den bewußt in Kauf genommenen, vielleicht von einigen auch bewußt gewollten Wirkungen der Untersuchungshaft für sechs Leute habe ich Ihnen bereits etwas gesagt. Mir scheint, daß auch bei den anstehenden Strafverfahren eine ähnliche Tendenz sichtbar wird. So sind bisher alle Termine, die bereits anberaumt wurden, in den Hochsicherheitsbereich des Amtsgerichts Tiergarten verlegt worden. Mithin werden alle Verfahren systematisch in Räumen stattfinden, die ursprünglich wohl zu etwas anderen Zwecken errichtet worden sind. Mithin wird jedes dieser 100 Verfahren hinter zentimeterdicken Panzerglasscheiben usw. stattfinden. Ich frage mich, wer Interesse daran hat. Ich möchte noch einmal kurz zusammenfassen: meines Erachtens ist der Konflikt, der in den Strafverfahren sichtbar wird, ein politischer und kein juristischer. Er ist meines Erachtens nur auf einer politischen Ebene Iösbar und nicht durch eine weitere Kriminalisierung. Die Justiz ist mit der Lösung dieses Problems überfordert. Es gibt die Möglichkeit einer politischen Lösung, es gibt die Möglichkeit, daß das Abgeordnetenhaus in Form einer Amnestie den Konflikt politisch Iöst.

Verhaftungen

Unsere Absicht ist es, anhand der vorliegenden Protokolle von Zeugenaussagen und Augenzeugenberichten die Kriminalisierungsbemühungen der verantwortlichen Politiker, Staatsanwälte und ihrer Sprachorgane - der sogenannten freien Presse - zu widerlegen. Vor allem in Anbetracht der anstehenden Prozesse erscheint es uns wichtig, nochmals aufzuzeigen, nach welchen "Kriterien" die zahllosen Verhaftungen vorgenommen wurden.
Anhand dieser Zeugenaussagen und Betroffenenberichte ergibt sich ein eindeutiges Bild: Nicht sogenannte "kriminelle Elemente" wurden in Begehung einer Straftat verhaftet, sondern die Festnahmen erfolgten willkürlich den zufälligen Gegebenheiten einer Situation entsprechend.

- Leute, die in der allgemeinen Panik der Flucht vor den Polizeiknüppeln stolperten und wehrlos am Boden lagen.

- Leute, die sich aufgrund ihrer äußeren Erscheinung, auffällige Kleidung etc. hervorhoben (für fingierte Polizeizeugen leichter zu beschreiben).

- Leute, die sich vereinzelt auf der Straße oder dem Bürgersteig, selbst am Rande des Geschehens aufhielten.

- Leute, die fotografiert haben (auch Presseleute)

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