73

Aussage einer Frau über eine Freundin, die kurze Zeit später verhaftet wurde.

"Ich kam in einer Gruppe von vier Leuten von der Oranienstraße und bog in die Manteuffelstraße. Ziemlich am Anfang sah ich A. auf der anderen Straßenseite allein dastehen Sie kam zu mir und teilte mir mit, daß sie Angst hätte und daß sie jetzt nach Hause geht, denn sie traute den Bullen in dem Moment alles zu. In dem Moment bog ein Bullenkonvoi von der Waldemarstraße in die Manteuffelstraße ein. Die Gruppe lief panikartig auf die andere Straßenseite und schnell in den Hauseingang der Manteuffelstraße 92. Von da an hab ich sie aus den Augen verloren."

"Am Freitag abend holten mich M. und G. gegen 21. Uhr in meiner Wohnung ab. Wir wollten zu Bekannten nach Spandau fahren. Vorher woIIten wir jedoch bei einem Freund in der Oranienstraße vorbei. Als wir vor der Oranienstraße unseren Wagen parkten und ausstiegen, fielen direkt neben uns zwei bis drei Rauchbomben. Wir flüchteten sofort in den Hauseingang. Außer den Rauchbomben geschah allerdings nichts, was mich ermutigte, bewaffnet mit einem Fotoapparat auf eine Gruppe von ca. hundert Demonstranten zuzugehen, um von dem Geschehen Fotos zu machen. Bei den Demonstranten erkundigte ich mich erst einmal, was wirklich los sei und worum es ging. Bei einem Gespräch mit einem Demonstranten sah ich plötzlich vom Heinrichplatz fünf bis sechs Wannen auf die Menge, also auch auf mich zufahren. Sie hielten kurz vor der Menge an, und heraus stürmten die Polizisten mit Schilden und Schlagstöcken. Es entstand eine kleine bis mittlere Panik, in der ich in den Bullenwinkel auf einen Spielplatz rannte. Als ich von dem Spielplatz wieder herunterrannte, verfolgte mich ein Poli, ich blieb sogleich stehen und stellte mich, weil ich fürchterliche Angst hatte. Als der Poli auf mich zukam, bekam ich sogleich das Schild ins Gesicht und fiel auf die Erde. In dem gleichen Augenblick waren schon drei bis vier weitere Polis da, die auf mich eintraten und mit dem Gummiknüppel in die Seite stießen. Unter weiteren Faust- und Knüppelschlägen wurde ich zum Einsatzwagen gebracht (von den Beschimpfungen sehe ich mal ganz ab).
Anklage wegen schwerem Landfriedensbruch

Ein Passant, 15.12. gegen 23 Uhr, Wittenbergplatz:

"Ein Mann rief etwas zu den Polizisten. Er und wir waren auf dem Bürgersteig, die Polizisten auf der Straße. Daraufhin ergriff ein dicker Polizist den Rufer, der von den umstehenden Leuten gehalten wurde. Er kam frei. Daraufhin wurde wahllos ein Mann (dunkle, wellige Haare und Vollbart, mit Kamera oder ähnlichem in der Hand) verhaftet. Die anderen Polizisten drängten die anderen Leute an die Schaufensterscheiben und verprügelten sie. Auf Drängen von uns, aufzuhören, reagierten die Polizisten nicht. Es handelte sich übrigens nicht um Demonstranten, sondern um Leute, die hinter der Demo hergingen."

12. 12. gegen 23.15 Uhr

"lch hörte auf der Straße Leute rufen und wollte wissen, worum es ging. Ich ging zur Haustür und wartete dort. Die Menschenmenge kam aus Richtung Kottbusser Tor die Adalbertstraße herunter und wartete an der Ecke Oranienstraße. Ich ging ein paar Schritte auf die Straße, die Leute liefen plötzlich auseinander. Ich reagierte langsam und lief erst sehr spät. Dann war ein Mannschaftswagen hinter mir her und verfolgte eine Gruppe von ca. 10 Menschen auf der Straße. Wir liefen auf den Hauseingang Oranienstraße 29 zu und blieben dort stehen. Der Mannschaftswagen hielt vor uns und Polizisten sprangen aus dem Wagen und liefen auf den Hauseingang zu. Zwei Polizisten

<- back | next ->