88 stattdessen eine Lüftungsanlage, Dauerbeleuchtung über Scheinwerfer,
kein Wasser außer der Klospülung, trockene Luft, eine Liege,
die wie eine Schaukel aussieht. Der Raum selbst 1.50 m schmal und hoch.
Am Anfang kamen wir alle bis Montagmittag in Aufnahmezellen, Einzelzellen
mit Fliegengitter (außer bei einem), kein Radio, keine Zeitung,
kein Kontakt, keine Information, Auskünfte, kein Hofgang. Beim Aufschluß
der Zelle teilweise Beschimpfungen: Ihr Steineschmeißer etc....
Die Mahlzeiten waren halbwegs genießbar, sonst nur Langeweile, Ungewißheit,
Angst, Wut. Am Montag begann dann die Aufnahmeprozedur. Nochmal mit Lichtbild, Filzen mit Hose runter, Schirmbilduntersuchung durch den Anstaltsarzt, danach zur Dusche (kalt), dann zur Hauskammer, wo wir unsere Bettwäsche, Zahnbürste und Kamm bekamen. Zwischendurch konnte man sich zumindest auf den Wartezellen immer mal wieder sehen, reden auch mit 'normalen' Knackis, die meist eine etwas sehr sarkastische Art drauf hatten. Unter uns war die Stimmung eher gedrückt, für fast alle war die Situation neu. Anschließend kamen wir alle auf Einzelzellen, außer einem Minderjährigen. Das bedeutet, 23 Stunden bist du mit dir allein. Die Zelle ca. 2 x 4.5 Meter, doppelt vergittertes Fenster meist mit Fliegengitter. Viele von uns bekamen erst sehr spät Besuche, Zeitung, Post. Einer mußte, da er von Angehörigen keine Wäsche bekam, bis Anfang Januar in Anstaltskleidung gehen. Ab Dienstag bekamen wir zwar Briefpapier - zwei Bogen - aber wer keinen Kugelschreiber, keine Briefmarken oder gar kein Geld dabei hatte, der hatte eben Pech, denn Einkauf gab es erst am 22. Dezember, oder er war auf die Gunst anderer beim Hofgang angewiesen. Besuch gibt es für U-Häftlinge zweimal im Monat eine halbe Stunde. Es gibt jedoch die Möglichkeit von Sonderbesuchen für Verwandte, Angehörige etc. bei besonderen Anlässen. Sowas sollte unbedingt ausgenützt werden. Grundsätzlich wird bei U-Häftlingen jeder Brief, der raus- oder reingeht, von der Staatsanwaltschaft oder dem zuständigen Haftrichter gelesen. Er darf nur unverschlossen rausgehen und wird meistens 10 bis 14 Tage später ankommen. Der normale Besuch findet in einer eigens dafür eingerichteten Zelle statt, ca. 2 x 3 Meter groß, die durch einen breiten Tisch in der Mitte geteilt wird. Er wird von zwei Beamten überwacht, es gibt absolutes Berührungsverbot sowie das Verbot, irgend etwas auszuhändigen, die Sachen, die der Besucher aus dem Anstaltsautomaten ziehen kann, werden von den Beamten später ausgehändigt. Tatgenossen, so wurden wir eingestuft, sind grundsätzlich noch besonderen Bestimmungen ausgesetzt, was sich auf Zusammenschluß, Besuchsmöglichkeiten, Gemeinschaftsveranstaltungen (in Moabit gibt es eh nur Hofgang und Kirchgang) und auf den Postverkehr beziehen kann. Der Hofgang ist eine Stunde täglich, einmal die Woche gibt's Duschen. Kirchgang, Bücher usw. müssen eigens beantragt werden. Von verschiedenen Gefangenen wurde im Nachhinein geäußert, daß sie während der Aufnahmezeit Selbstmordgedanken hatten. Wenn man bedenkt, daß nachts dies völlig unbemerkt geschehen könnte, ist es eigentlich eine Ungeheuerlichkeit in Anbetracht des angeblichen Charakters der Untersuchungshaft.
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