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Zu den Bedingungen in den Haftanstalten

Die Forderungen der Frauen in der Haftanstalt Lehrter Straße, die sie im Oktober 1980 durch einen Hungerstreik bekräftigten und denen sich die Häftlinge der Haftanstalt Moabit im November 1980 anschlossen:

- 2 Stunden Hofgang täglich

- zweimal in der Woche Sport für alle

- Auf- oder Umschluß in der Station

- Abschaffung der Fliegengitter

- dreimal Duschen in der Woche

- eine Stunde Besuch wöchentlich

- für Ausländer müssen genügend Dolmetscher vorhanden sein

- Abschaffung jeglicher Sondertrakte, Arrestzellen, aber vor allem Auflösung des Hochsicherheitstrakts

- keine Drogenknäste

- keine lsolationshaft

Sie haben dich eingesperrt und dir deine Freiheit genommen, aber sie können dir nicht deine Gedanken nehmen. Sie halten dich hinter Mauern verborgen, um die Anderen zu schützen, wie sie sagen, zu schützen vor deiner Person.

Nein! Um sich zu schützen, vor der Tragweite deiner Gedanken, vor der Wahrheit ihrer Unzulänglichkeit, zur Erhaltung ihres Systems.

Deine Zelle engt nur deinen Lebensraum ein, nicht aber deinen Geist.

Sie lassen uns durch Gitter sehen, nehmen uns damit aber nicht den Durchblick. Im Gegenteil! Sie öffnen uns die Augen und unser Geist stimmt wißbegierig auf, wie dieses System bis ins Detail funktioniert: Gewalt, Unmenschlichkeit, Unterdrückung, Korruption!

Wie heißt das in unserem speziellen Fall? Angriff auf das Privateigentum und auf die Gesetze, die besagtes Eigentum verteidigen, sowie das darauf fußende Recht der Eigentümer, ihr Eigentum maßlos zu vergrößern.

Sie wollen alles besitzen: einschließlich unserer Gehirne, unserer Gefühle, unserer Arbeit und unserer Liebe. Kurz unser gesamtes Leben!

Nun, wir lernen daraus! jeden Tag! Ob im Häuserkampf oder anderswo, denn die Dinge hängen alle zusammen, das müssen wir uns klarmachen und dagegen gemeinsam den Widerstand organisieren und leisten.

Die äußeren Umstände können dich nicht kaputt machen, wenn du weißt, daß dieser Lernprozeß nur Vorteile für dich (uns) bringt.

Laß dich nicht in deinen Gedanken einengen oder gar anpassen, denn Anpassung ist Unterdrückung.

Unterdrückung für die Funktion dieses Systems, laß dich nicht zu einem Teil des Ganzen machen. Nicht in eine Maschine einbauen, die zwar funktioniert, aber nur Ausschuß produziert.

Laß dich nicht gebrauchen, sondern sei wachsam, resigniere nicht, sondern laß uns aktiv sein. Denn deine Resignation ist ein Plus für ihr System!

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