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weise grundlos verhaftet oder sogar brutal verletzt. So wurde in diesem Zusammenhang eine Gruppe von sechs Leuten (vier Frauen, zwei Männer) verhaftet, darunter eine Frau, die brutal von den Bullen zusammengeschlagen wurde.

Eine Betroffene berichtet:

"Bin mit Freunden über Froben- und Ziethenstraße Richtung Nollendorfplatz gegangen (gegen elf Uhr) -, viele Leute auf der Straße, plötzlich rannten einige weg vom Nollendorfplatz in Richtung Bülowstraße. Bin mitgerannt (hatte keine Panik), habe mich umgedreht und mehrere Wannen vom Nollendorfplatz in Richtung Bülowstraße fahren sehen. Eine Wanne fuhr kurz vor der Ecke Ziethenstraße (rechte Seite vom Nollendorfplatz aus) auf den Bürgersteig, mehrere Polizisten (6?) in Kampfanzügen und voller Ausrüstung sprangen raus und einer packte mich von hinten. Ich wurde grob rumgestoßen und angeherrscht, mich mit erhobenen Armen und gespreizten Beinen an die Hauswand zu stellen. Ich wurde grob und unangemessen gründlich durchsucht und die ganze Zeit geduzt. Ich drehte mich um und sagte: 'Sie, bitte!' Daraufhin wurde der Polizist, der mich festgenommen hat, korrekter und fast höflich (war sehr jung und unsicher, konnte mir kaum in die Augen gucken). Mußte mit erhobenen Armen und gespreizten Beinen an der Hauswand stehen bleiben und durfte mich kaum umsehen.
(...) Wir vier Frauen wurden, jeweils mit den Polizisten, die uns verhaftet haben, in eine Wanne verfrachtet und zur Bülowstr. 89 gefahren. Dort standen wir ca. 15 Minuten, mußten dann in einen Gefangenentransporter mit den drei Männern zusammen umsteigen und wurden nach Tempelhof, Abschnitt 48 (?) (Ullsteinstraße) gebracht (ca. 12.15 Uhr).
Getrennte Zellen (Männer und Frauen), dann Einzeldurchsuchung (bis auf Hemd, Slip und Socken ausziehen) Mir wurden folgende Gegenstände gegen Unterschrift abgenommen: Kette, Ring, Schlüssel, Geld, Broschen, Schal. Habe ich bei der Entlassung wiederbekommen. Danach mußte ich mit den drei Frauen in eine andere Zelle und im Laufe der nächsten Stunden (bis ca. 22 Uhr) wurden wir einzeln von der Kripo verhört. Mir wird folgendes vorgeworfen:
- Verdacht auf Landfriedensbruch, evtl. schwerer Landfriedensbruch
- Beteiligung an einer "kriminellen Demonstration".
Ich habe Auskunft zu meiner Person (außer über Eltern) gegeben, zur Anklage keine Aussage gemacht und dies unterschrieben. Ich wurde gegen 22 Uhr entlassen, die anderen kurz nach mir."

Die Verletzte selbst beschreibt ihre Verhaftung wie folgt:

"Ich bin mit einer Gruppe, von 10-15 Leuten gegen elf Uhr auf der linken Straßenseite der Bülowstr. (von der Potse aus gesehen) in Richtung Nollendorfplatz gegangen, bis kurz hinter Bülow Ecke Ziethenstraße. In der Höhe kamen uns Leute entgegen, die meinten, die B... kämen aus der Maaßenstraße und würden einen Einsatz machen. Zwei (?) Wannen fuhren um die Ecke Maaßen-/Bülowstraße, eine fuhr über den Gehweg. B... stürzten raus, verteilten sich auf beiden Straßenseiten. Ich bin quer über die Bülowstr. gerannt auf die rechte Straßenseite (von der Potse aus) in Richtung Ziethenstraße zur Apostelkirche. Kurz vor der Ecke hat mich ein Typ, mir unbekannt, ziemlich groß, angefaßt und mitgezogen - soll schneller rennen. Ecke Ziethenstr waren drei bis vier B... direkt hinter uns, schlugen den Typen, dann mich auf die rechte

 

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