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Schulter (Prellung/Attest: markstückgroßes Hämatom, Beweglichkeit schmerzhaft eingeschränkt). Die B... haben mich alleine abgedrängt bis in ein Gatter vor einer Ladenwohnung in der Ziethenstraße (links von der Bülow aus). Fünf oder sechs B... haben mich eingekreist, einer hat mir sein Schild ins Gesicht geschlagen, wobei der linke Schneidezahn oben abgebrochen ist und mein Mund blutete - habe gebrüllt, sie sollen aufhören - haben weiter getreten (Schürfwunde am linken Knie) und mich zwischen ihren Schildern hin und her geschubst. Von da bin ich zur Bülowstraße geschleppt worden und immer noch sehr grob und brutal behandelt worden und B... haben blöde Sprüche abgelassen. Vor dem Haus Bülowstr. 45 (?) (ArWoBau) standen viele B.... mehrere Wannen und fünf Festgenommene, drei Frauen, zwei Männer. Ich wurde separat vor ein Toreinfahrtsgitter gestoßen, bin, bis sie mir die Jacke abgenommen haben, mich durchsucht haben, grob und brutal behandelt und beschimpft worden. (...) Vor dem Tor sind Polaroidfotos gemacht worden, Papiere und Schlüssel wurden mir abgenommen. Von der Bülowstr. 45 sind Frauen und Männer getrennt bis vor das besetzte Haus gefahren worden. Dort sind wir zusammen in einen Gefangenentransporter verladen worden und nach ca. 15 Minuten in die Ullsteinstraße, Polizeiabschnitt 48, gebracht worden. (...) Ca. 21.30 Uhr draußen."

Zusätzlich zu diesem Polizeieinsatz kam es im Laufe dieses Vormittags immer wieder zu kleineren Aktionen von Polizeieinheiten, die gegen die zu diesem Zeitpunkt fast ausschließlich friedlichen Menschengruppen auf der Straße mit Schlagstock, Tränengas und Wasserwerfer scheinbar völlig unmotiviert vorgingen. Schon hier wurden Tränengasgranaten offensichtlich gezielt auf Leute abgeschossen. Mehrere Zeugen berichten, wie eine Radfahrerin von einem solchen Geschoß ins Rückgrat getroffen stürzte und schwerverletzt ins Krankenhaus transportiert werden mußte.

"Gegen ca. 12.30 Uhr wurden die Leute, unter denen ich mich befand, aus der Winterfeldtstr. getrieben. Wir sammelten uns vor der Verkehrsinsel Maaßenstr./Winterfeldtstr. Ich stand mit in erster Reihe, uns gegenüber eine Polizeieinheit, die dort auf der Straße neben dem Winterfeldtplatz postiert war. Sie formierten sich zum Angriff und begannen mit Tränengas zu schießen. Ich bemerkte neben mir eine Radfahrerin, die im selben Augenblick wie bewegungslos und steif vom Fahrrad stürzte und mit dem Kopf zuerst auf den Asphalt schlug. Wir (die Zeugen) transportierten die Frau in einen in nächster Nähe liegenden türkischen Laden, von wo aus wir einen Krankenwagen anriefen. Kurze Zeit später kamen Leute von der Sanitruppe, die die stark blutende Platzwunde verbanden. Die Frau war ca. fünf Minuten ohne Bewußtsein und hatte anschließend, als ich sie ins Krankenhaus begleitete, kein Erinnerungsvermögen und schwere Konzentrationsstörungen.

Nach Zeugenaussagen wurde die Frau von einem Stein oder einer Tränengaspatrone in den Rücken getroffen, der aus den Reihen der Polizeibeamten kam. Ich kann dies hundertprozentig bezeugen, da ich ganz vorne stand und mir gegenüber nur Polizeibeamte."

 

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