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In Kreuzberg wurde auch das letzte Polizeirevier aufgelöst, Mannschaftswagen und Truppentransporter, voll von jungen Polizisten, bis an die Zähne bewaffnet, drehen ihre Runden, kreuzen durch die Straßen. Eine Besatzungsmacht! Die Kolonialherren in den feinen Vierteln der Stadt und anderer Städte setzen auf brutale Gewalt und ständige Drohung. Ich fühle mich an Algier erinnert zur Zeit des Kolonialkriegs.

Bullen raus aus Kreuzberg!, lauten viele Parolen auf Häuserwänden, rufen selbst ältere biedere Hausfrauen, Rentner. Wer sich das Viertel anguckt und die Art der Präsenz der Besatzungsorgane, weiß warum.

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Die zierlichen Mittelstandskaninchen unterscheiden fein säuberlich in strukturelle, latente und manifeste, in ökonomische und außerökonomische Gewalt. Die arbeitslosen Jugendlichen in Kreuzberg pfeifen derweil auf solche Differenzierungen; das macht: sie erleben die Summe jeglicher Gewalt. Beton, Glas, Aluminium, Asphalt wuchern auf die Außenbezirke zu; gewachsene Strukturen werden durch die unheilige Allianz von Staat und Kapital zerschlagen; zwischen die Eingeborenen und die Weit schiebt sich das Versprechen von Freiheit und Glück, die Ware. Da werden Schaufensterscheiben zur Provokation.

Plünderer nehmen sich nicht nur, von dem sie annehmen, daß es ihnen zusteht, sie erobern sich ein Stück ihrer Menschenwürde zurück. Ihre Gegner und die zierlichen Mittelstandskaninchen hören nur das Brechen und Splittern des Glases, die ständige Verletzung der Menschenwürde durch Beton, Arbeitslosigkeit, Streß, enge Wohnungen, Fließbandarbeit, überbordende Schaufenster, ist ihnen gleich. Der Dialog mit der Jugend findet statt: mit dem Gummiknüppel, der Exmittierung, dem Knast. Die Sprache der Kolonialherren entfernt sich ständig von der Sprache der Kolonisierten. Der Diskurs wird naturgemäß immer gewalttätiger. Hilflos ringen die Dolmetscher die Hände, die Mittelstandskaninchen beschwören die Apokalypse, tanzt die Neue ApO (Außerparlamentarische Opposition) ihren Kalypso. Blutbedeckt hängen die Spruchbänder der Herrschenden den Tages- und Abendschausprechern aus dem Maul,- durch Schöneberg, Tiergarten und Kreuzberg rasseln die Wasserwerfer und Panzerspähwagen; die Lügen aus Springer-Town, Kochstraße, werden dreister, dummer, überprüfbarer,- Bundeswehr, Grenzschutz und Bereitschaftspolizei werden zunehmend aufgerüstet, das Soziale Netz wird brüchiger, löcheriger, die Sozialdemokratie zur Partei der sozialen Demontage, die Demokratie mithin zum Hohn.

 
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