10 Bullen raus aus Kreuzberg!, lauten viele Parolen auf Häuserwänden, rufen selbst ältere biedere Hausfrauen, Rentner. Wer sich das Viertel anguckt und die Art der Präsenz der Besatzungsorgane, weiß warum. 11 Plünderer nehmen sich nicht nur, von dem sie annehmen, daß es ihnen zusteht, sie erobern sich ein Stück ihrer Menschenwürde zurück. Ihre Gegner und die zierlichen Mittelstandskaninchen hören nur das Brechen und Splittern des Glases, die ständige Verletzung der Menschenwürde durch Beton, Arbeitslosigkeit, Streß, enge Wohnungen, Fließbandarbeit, überbordende Schaufenster, ist ihnen gleich. Der Dialog mit der Jugend findet statt: mit dem Gummiknüppel, der Exmittierung, dem Knast. Die Sprache der Kolonialherren entfernt sich ständig von der Sprache der Kolonisierten. Der Diskurs wird naturgemäß immer gewalttätiger. Hilflos ringen die Dolmetscher die Hände, die Mittelstandskaninchen beschwören die Apokalypse, tanzt die Neue ApO (Außerparlamentarische Opposition) ihren Kalypso. Blutbedeckt hängen die Spruchbänder der Herrschenden den Tages- und Abendschausprechern aus dem Maul,- durch Schöneberg, Tiergarten und Kreuzberg rasseln die Wasserwerfer und Panzerspähwagen; die Lügen aus Springer-Town, Kochstraße, werden dreister, dummer, überprüfbarer,- Bundeswehr, Grenzschutz und Bereitschaftspolizei werden zunehmend aufgerüstet, das Soziale Netz wird brüchiger, löcheriger, die Sozialdemokratie zur Partei der sozialen Demontage, die Demokratie mithin zum Hohn. |
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