»'n Hunni!«, ein Zischen, der Mundwinkel baumelt, Kai fummelt am David-Hamilton-Poster, der mit dem Zucken am Kinn kippt zurück auf die geblümte Matratze. Ich hab noch dreißig Mark, sagt Kai und denkt an die Pistole.

'n Pfund, sagt der Gelähmte und lächelt, soweit er es schafft und natürlich nur halb.

Du willst es wissen, denkt Kai und tritt mit der rechten Turnschuhspitze gegen den im nahtlos violetten Becken abgebundnen Schnellbeton, den Ausguß, der wie eingefroren wirkt.

Ihr bräuchtet Zimmerpflanzen, sagt Kai, hier drinne stinkt es.

Lenk nicht ab, sagt das halbe Gesicht, die andere Hälfte bleibt hängen, da, wo sie immer hängt. Kai kickt an das Poster.

»Dit hilft dir jetz ooch nix!« Warum machst du das, fragt die Dicke, wat kann dit Hamilton-Poster dafür? Der mit dem Zucken ringt mit der Matratze, während er hin und wieder schnarcht. »Weil er'n großer Kämpfer is«, der Gelähmte kichert, »aber so is dit Lebn: fies un widerlich.«

Kai kramt den letzten Zwanzigmarkschein aus der eingenähten Tasche, krümelt ihn auf den Plattenspieler, sieht erst, als er den Ausweis in der Hand hält, daß der abgegriffne Ausweis lange abgelaufen ist: was ham wir gelächelt.

Er tritt an die Tür, die Tür ist aus Sperrholz, das Sperrholz ist hohl, eine Delle.

Die Dicke gackert, der Schnarcher schnauft, der mit dem halben Grinsen duckt sich, aber Kai schlägt nicht zu.

Schleicht nur zum Klo, er schlurft eher, schließt hinter sich die Tür, und liest:

Erst der Befreite spricht von der Unterdrückung nicht mehr in der Sprache der Unterdrückung. Das macht die Verständigung so schwierig. Aber der Ausgangspunkt unserer Rede ist unsere Handlung: in der bewaffneten Aktion und im Knast verkörpern wir die Befreiung.

Sobald Kai spült, duftet das Klo nach Rosen. Er steigt auf die Brille, sieht aus dem Fenster, das Glas beschlägt. Mein Atem auf einer Scheibe, mein Anorak mit meinem Ausweis.

Kai stützt sich hoch. Draußen und sehr weit unten ist die Stadt wie geschlagener Schnee.

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