heute hat sich dieses platz sehr verändert. plakataktionen gibt es schon
seit mehr als einem halben jahr nicht mehr. am 27.7.82 wurde ein haus direkt
an diesem Platz geräumt. am 22.9.81
waren drei häuser gleich um die ecke geräumt worden. immer noch sind
die besetzten häuser um diesen platz nicht zu übersehen. aber es sind
spürbar weniger geworden. die veränderung der atmosfäre am winterfeldtplatz
ist direkter ausdruck des rückstaus der bewegung.
ähnlich lief das mit dem platz am kottbusser tor. dieser platz war der
ursprüngliche kampfplatz im oktober und dezember '80. ganz anders als der
winterfeldplatz - mit seinem markt und der kirche belebter hauptplatz eines
'kiezes' - war der platz am kottbusser tor seit der errichtung des 'neuen
kreuzberger zentrums' mitte der 70-er jahre ein schreckbild der stadtsanierung:
beherrscht von einem riesigen betonklotz. eben dem 'nkz' - du kannst diese abkürzung
auch lesen als 'neues kz'. das 'nkz' ist mit einer brücke über die
adalbertstraße geführt. hinter dieser brücke beginnen der türkenkiez
und die bruchbuden. wenn du das nicht weißt, dann machst du dir keine
vorstellung, was hinter dem 'nkz' an abenteuer zu finden ist. vor dir hast du
die graue anstalt für wohn-häftlinge und um dich bank und sparkasse.
seit ende '80 sah der Platz aus wie im kriegszustand. die geldinstitute hatten
ihre einladenden scheiben mit holzverschlägen geschützt. sie wickelten
ihre transaktionen nunmehr im dunklen ab. auf den holzbrettern vor der sparkasse
stand wenig später gesprüht: 'holz brennt besser' - in anlehnung an
den verbreiteten spruch 'schade daß beton nicht brennt!. seit dem sommer
1981 war der Platz zum treffpunkt der punks geworden. die brachten leben an
die front. zerrissen und bedröhnt hauten sie alles was vorbeikam um knete
an. wie opfer des krieges, der auf diesem platz so oft getobt hatte. heute ist
der platz wieder leer. vor einem monat haben die pigs die punkies vertrieben.
die bank an der ecke hat wieder ihre fenster entblößt. die sparkasse,
weniger risikofreudig, hat die holzverschläge in kunststoffverschläge
verwandelt. paßt vortrefflich zur betonfassade des 'nkz'.
das stadtbild hat sich an einigen orten mit der bewegung verändert.
im frühjahr '81, als die bewegung dies erkannte und umkehrte: von sich
aus die gestaltung ihrer häuser, straßen und plätze in die hand
nahm, um so nach außen zu wirken, war dies wieder ein bedeutender ansatz
zu zeigen: wir wollen und können auch anders, wenn ihr uns laßt.
und dieser ansatz fand in einer äußerst angespannten lage statt:
räumungen am 9.3., 10.3., 25.3., 30.3., am 5.3. auch in freiburg und wöchentlich
durchsuchungen. am 7.4. wurde bei einer durchsuchung der gesamte besetzerrat
festgenommen. wenig später endet der hungerstreik der 'raf' und '2.juni'-gefangenen
mit dem tod von sigurd debus.
nie war auszuschließen, daß der übergangssenat doch noch zum
gesamtschlag gegen die bewegung ausholen würde. die gegengewalt der bewegung
kostete ständig neue verletzte und verhaftete. zumal sich die taktik der
weniger riskanten dezentralen aktionen nicht so durchsetzen konnte, wie es noch
im februar '81 den anschein hatte. die dynamik ließ nach. im märz
'81 vermehrte sich die zahl der besetzten häuser um 30. weit weniger stark
als in den vormonaten. im april um weitere 20. ende april waren 150 häuser
besetzt. so sah es aus als die bewegung begann, die graue stadt bunt zu machen.
ihre feste aus den festungen auf die straßen zu