diese etikettierungen dienen heute schon dazu, die 'alternative liste' in innere auseinandersetzungen und in eine abgrenzungsdiskussion zu verwickeln. so sehr haben sich die gewichte verschoben: die 'al', als anhängsel der bewegung nach den wahlen vom 10.5.81 ins parlament eingezogen, wird heute zu schlagen versucht, indem die bewegung als anhängsel der al dargestellt wird.

nebenher läuft seit februar '82 das millionending des senats für die 1 500 alternativprojekte. ob es nun 40 oder 10 millionen sind, die verteilt werden sollen ist unklar und auch nicht so wichtig. die cdu hat ihre gemeinsamkeiten mit der alternativbewegung entdeckt: für eine 'flexiblere organisation des arbeitslebens, durchlässigkeit zwischen arbeit, freizeit, familie und beruf, selbsthilfe statt staatliche wohlfahrt, dezentralisierte gesellschaft aufbauend auf den prinzipien der subsidiarität und der toleranz'. Mit diesem blabla geht es auch um das stimmenpotential der 18- bis 30-jährigen. ein viertel von ihnen hat nicht gewählt im mai '81. für die politiker heißt das: die stimmenzahl allein dieser nichtwähler hätte ausgereicht, eine weit stärkere fraktion als die 'al' ins parlament zu bringen.

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diese spielchen mit zuckerbrot und peitsche sollen einen keil zwischen spd und al treiben, die sich am 24.3.82 erstmals zu einem gemeinsamen mißtrauensvotum gegen lummer wegen dessen npd-sympathien zusammengefunden haben. aber die sicherung ihrer parlamentarischen stellung ist für die cdu vorläufig nicht so wichtig. denn sie kann sich der von der vernichtung bedrohten fdp, ziemlich sicher sein. auch wenn niemand sich dieser clownspartei so sicher sein kann, deren linker und rechter flügel jeweils offen zur unterwanderung der eigenen partei aufrufen. die cdu verfolgt auch eine viel tiefer ansetzende absicht. 1973 hat der cdu-politiker biedenkopf die 'neue soziale frage' aufs tapet gebracht. gegen den 'spd- und gewerkschaftsstaat' sollten alle jene aufgeboten werden, die in den organisationen der traditionellen arbeiterbewegung immer schon zu kurz gekommen sind: frauen, alte menschen, jugendliche, aus dem arbeitsmarkt ausgegliederte, nichtorganisierte arbeiter aus kleinbetrieben. die alle zusammengenommen ergeben tatsächlich eine 'neue soziale frage'. biedenkopf ist damals mit seinem vorhaben gescheitert. in der heutigen berliner politik experimentieren alle parteien für die bundesweite, nahe zukunft: ablösung der spd-fdp- koalition durch eine cdu-regierung mit oder ohne fdp. erstarken von oppositionellen listen wie 'alternative' oder 'grüne'. abwanderung von spd-wählern zu diesen hin zur cdu. frage nach einem neuen image für die spd. und da lebt plötzlich biedenkopfs weitsichtiger plan wieder auf. die cdu hat die politische initiative voll an sich gerissen.

aber die politik des cdu-senats ist nicht ohne risiko. sowohl die 'neue' als auch die 'alte' 'soziale frage' kann den senat mittelfristig bedrohen:

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