Im April 1981 beschließt der Landtag NRW den Bau
des neuen Landtagsgebäudes durch die Architektengruppe Eller,
Walter, Moser und Partner. Für den Neubau wird der Berger Hafen
südlich der Rheinkniebrücke zugeschüttet. [904] Mit dem bereits 1980 ganz in der Nähe an
der Haroldstraße [905]
eingeweihten Innenministeriums sind bereits “ wesentliche
Schritte auf dem Wege zu einem Regierungsviertel in der
Landeshauptstadt getan. ”[906]
Mit dem Bau des neuen Landtages wird “ ein exclusiver Sektor
[erschaffen], der weniger der Selbstdarstellung des
Staates dient als seine Selbstinterpretation verrät.(...) Die
Architektur des Regierungsviertels ist nicht von der Idee
städtischer Öffentlichkeit beeinflußt, sondern von der
Architektur der Konzernzentralen. ”[907] Auch durch die Gestaltung der
unmittelbaren Umgebung zeigt das Parlament, daß es nicht “ in
der Tradition des antiken Versammlungsplatzes ”[908] steht. Hinter
Autobahnzubringern, Rheinturm, Siemens und dem Polizeipräsidium
‘verschanzt’, gleicht es eher einer mittelalterlichen
Festung. ‘BürgerInnennähe’ findet einzig in Form von
Gebäudeführungen statt. Auch die Chance, eine Integration des
Gebäudes in das Stadtgefüge zu schaffen, wird nicht genutzt.
Zur Errichtung des Regierungsviertels wird das Hafengelände zum
Sanierungsgebiet erklärt. Für den Abbruch der alten Bebauung
erhält die Stadt 65 Millionen DM aus Sanierungsmitteln des
StBauFG. [909] Mit dem Bau des
Landtags beginnen auch die ersten Überlegungen zur Tieferlegung
der Rheinuferstraße [910] und
zur Neugestaltung des Hafengeländes. [911]
Das zweite Großbauprojekt in der Innenstadt zu Beginn der
achtziger Jahre ist der weitere Ausbau der U-Bahn. [912] Im Rahmen der Bauplanung
für die U-Bahn werden im ganzen Innenstadtbereich gewaltige
Baumaßnahmen begonnen. So ist zum Beispiel für den U-Bahnhof
‘Heinrich-Heine-Allee’ und die Umgestaltung des
Wilhelm-Marx-Hauses ein Abriß des ‘Carsch-Hauses’
vorgesehen. Nach heftigen Protesten der Denkmalpflege wird die
Fassade des zwischen 1913 und 1915 erbauten Kaufhauses in
Einzelteile zerlegt und um einen Kaufhaus-Neubau herum wieder
aufgebaut. [913] Das
Carsch-Haus eröffnet 1984, nach seiner werbewirksamen ‘Translozierung’,
als “ neuartiges Kaufhaus für gehobene Ansprüche. ”[914] Die Konkurrenten [915] ziehen in den folgenden
Jahren mit gigantischen Umbaumaßnahmen ihrer Kaufhäuser in der
Innenstadt nach.
Eine weiteres Großbauprojekt im Rahmen der U-Bahn-Erweiterung
ist die Schaffung einer ‘3. Ebene’ [916] im Hauptbahnhof.
Auffälliger als der Umbau des Hauptbahnhofes selbst, sind die
Veränderungen am neu eingerichteten Osteingang des Bahnhofs.
Hier wird auf dem Gelände des ehemaligen Oberbilker Stahlwerks [917] der
Bertha-von-Suttner-Platz angelegt. [918]
Dem nach der Pazifistin Bertha von Suttner benannten Platz,
verleihen in der Folgezeit “ hochragende, nüchtern
gestaltete Verwaltungsbauten, in denen neben Dienststellen der
Gerichte auch die Zentrale der Stadtbücherei und das
Weiterbildungszentrum der Volkshochschule untergebracht wurden,
eine sehr kühle Atmosphäre, wie sie es bis dahin im Stadtbild
nicht gegeben hatte. ”[919]
Nach der Fertigstellung aller Gebäude sollen hier 3.000 Menschen
arbeiten. Entgegen den städtischen Erwartungen nimmt die
Düsseldorfer Bevölkerung diesen Platz aufgrund seiner
Anonymität nicht an. [920]
[904] Vgl. ebenda, S. 238.
[905] Die Wohnhäuser auf der Haroldstraße wurden
abgerissen.
[906] Ebenda, S. 234.
[907] Heinzen, G., Koch, U., Heimat Stadt, S. 24.
[908] Ebenda, S. 24.
[909] Vgl. ebenda, S. 24.
[910] “ Weil der Landtag eine Hochstraße unschön fand,
die erst vor gut einem Jahrzehnt errichtet worden ist, versprach
die Stadt, diese Straße, die Stromstraße, wieder tieferzulege. ”,
ebenda, S. 26.
[911] Auf beide Großprojekte gehen wir im Rahmen der 90er
Jahre näher ein.
[912] Vgl. Kap. C. II. 2.7.1 (Das ‘Drei-Zonen-Modell).
[913] Kosten: 90 Millionen, vgl. Achten, U. (Hrsg.),
Düsseldorf zu Fuß, S. 14.
[914] Weidenhaupt, H., Kleine Geschichte der Stadt
Düsseldorf, 10. Aufl., S. 240.
[915] ‘Kaufhof an der Kö’, ‘Kaufhaus am Wehrhahn’.
[916] Das ganze Bahnhofsgebäude wird nochmals unterkellert,
um einen Verkehrsknotenpunkt für Fernzüge, S-Bahnen und
U-Bahnen zu erhalten.
[917] “ Schon seit langem war die Stadt an dem Gelände
als Bauland für ihre ehrgeizigen Pläne interessiert, und 1962
wurde der Vertrag perfekt: Mit finanzieller Hilfe der Stadtkasse
wurde der Umzug der Produktionsanlage mit 1.100 Arbeitsplätzen
nach Reisholz unternommen. Und nach einem Jahrhundert endet die
Werksgeschichte des Oberbilker Stahlwerks 1979. ” Achten,
U. (Hrsg.), Düsseldorf zu Fuß, S. 221.
[918] Vgl. Weidenhaupt, H., Kleine Geschichte der Stadt
Düsseldorf, 10. Aufl., S. 238.
[919] Ebenda, S. 238.
[920] “ Zuviel Stein und wenig Grün - nur 13 dürre
Bäumchen auf 4.500 m² Granit ”, Achten, U. (Hrsg.),
Düsseldorf zu Fuß, S. 220.