2.4 Stadtplanung

In den neunziger Jahren wird das Stadtbild im Innenstadtbereich weitgehend von Wirtschaftsunternehmen bestimmt. Eine Prognose von 1992 geht davon aus, daß bis 1995 insgesamt 951.700 qm Büroraum gebaut werden. Schwerpunkte sind dabei die rechtsrheinischen Stadtbezirke 3 (18 %), 6 (19 %), 1 (15 %) und der linksrheinische Bezirk 4 (26%). Der Leerstand von Büroraum wird für 1992 mit nur 1,5 % angegeben, was bei insgesamt 3,5 Mio. qm Bürofläche 52.500 qm ausmacht. [1449]
Im Jahre 1995 hat sich die Situation verändert. Über 200.000 qm Büroraum stehen in Düsseldorf leer und mehrere geplante Hochhausprojekte - etwa am Seestern in Heerdt - müssen gestoppt werden. “Unter dem Druck des überfütterten Büro-Marktes strichen auch andere Investoren ihre hochfliegenden Pläne auf ein Mindestmaß zusammen ”, kommentiert Jörg Hausmann die Situation in der NRZ. [1450]
Allerdings wurden in den letzten Jahren ‘Büro-Fakten’ geschaffen, die nicht zu übersehen sind. Und an vielen Stellen wird fleißig weitergebaut, wie der folgende ‘Büro-Stadtrundgang’ zeigt.
Bereits in wenigen Jahren wird sich ein fast lückenloser Bürogürtel um die Innenstadt ziehen. Im Osten der Innenstadt beginnt dieser Gürtel mit der geplanten Neugestaltung des riesigen Geländes, auf dem einst die Vereinigten Kesselwerke (VKW) zu finden waren. [1451] Direkt gegenüber, Richtung Hauptbahnhof, befindet sich das erst zu geringen Teilen fertiggestellte ‘Internationale Handelszentrum’ (IHZ). Etwas weiter im Norden, an der Grafenberger Allee, schließen sich das BMW ‘Trade Center’ und etliche, erst kürzlich fertiggestellte Bürobauten an. Auch im Bereich der in die Grafenberger Allee mündenden Schlüterstraße sind - u.a. von der METRO - Büroneubauten geplant. [1452] Von hier aus geht es weiter Richtung Nordwesten über das neue Arbeitsamt zu diversen Bürogebäuden an der Heinrichstraße. Wir sind nun am ‘Mörsenbroicher Ei’ angekommen, wo u.a. auf dem Gelände des ehemaligen ARAG-Hochhauses Pläne für den Bau neuer Büros existieren, die jedoch in der nächsten Zeit wegen fehlender InvestorInnen nicht realisiert werden dürften. Direkt ‘nebenan’ befindet sich eins der größten Projekte, an denen z.Zt. in dieser Stadt gearbeitet wird: Im ‘Planungsgebiet Nördliches Derendorf’ sollen in drei Bereichen insgesamt 365.000 qm Bürofläche (bei 140.000 qm Wohnfläche) entstehen. Geplant sind u.a. zwei Hochhäuser von jeweils über 100 Metern. [1453] Wir folgen dem Verlauf des an Hotels und Bürokomplexen (u.a. Hilton, IBM, Mitsubishi) reich bestückten Kennedydamms und erreichen an der Fischerstraße die Stelle, an der noch vor etwas über einem Jahr die Stadthalle zu finden war. Hier vergrößert sich mittlerweile die Victoria-Versicherung in Form eines gigantischen Anbaus. Da zwischen Altstadt und Rhein relativ wenig Platz ist, verzichtet man an dieser Stelle auf Büroneubauten. Hier sorgte der Rheinufertunnel zwischen 1990 und 1993 für den anscheinend in einer Metropole unbedingt notwendigen ‘Baustellen-Flair’. [1454] Über das schon etwas betagtere Mannesmann-Hochhaus führt uns unser Weg nun nach Unterbilk, wo neben Innenministerium und neuem Landtag (immerhin ist Düsseldorf Landeshauptstadt), auch das Polizeipräsidium, der Rheinturm, LBS, Siemens und bestimmt noch einige andere architektonische Meisterwerke zu bewundern sind, die wir hier aus Platzgründen nicht aufführen können. Schließlich gilt zu bedenken, daß im Planungsgebiet ‘Südlicher Landtag’ in den nächsten Jahren noch eine stattliche Anzahl neuer, hochwertiger Bürogebäude entstehen wird. [1455] Auch auf dem angrenzenden Hafengelände soll im Bereich der erst teilweise realisierten ‘Medienmeile’ (z.B. WDR) einiges für den Büroneubau getan werden. Wir runden unseren Bericht ab mit der geplanten Umgestaltung des Areals am Bilker Bahnhof [1456] im Süden der Innenstadt, die allerdings erst dann Gestalt annehmen wird, wenn über den endgültigen Standort des dortigen Containerbahnhofs entschieden ist. [1457]
Anhand von zwei Beispielen möchten wir nun exemplarisch die Stadtplanung im Düsseldorf der neunziger Jahre betrachten. Dabei widmen wir uns bewußt den Planungsgebieten ‘Südlicher Landtag’ in Unterbilk und dem ‘Internationalen Handelszentrum’ am Oberbilker Mark, da wir in den Kapiteln C. IV. .3.2 (Unterbilk Uns!) und C. IV. 3.3 (Wohnen statt IHZ) die Arbeit verschiedener (BürgerInnen)Initiativen gegen die städtischen Planungen in diesen Bereichen beschreiben werden.


[1449] Vgl. RP, 21.11.92.
[1450] NRZ, 1995 (genaues Datum unbekannt; Artikel liegt Verfassern vor).
[1451] Vgl. APS-Protokoll, 1.6.95.
[1452] Vgl. RP, 30.9.95.
[1453] Vgl. Terz, 1/95, S. 18 ff.
[1454] Vgl. Kap. C. IV. 2.5 (Die ‘Städtebauliche Neuordnung südlich des Landtages’).
[1455] Vgl. Kap. C. IV. 2.5 (Die ‘Städtebauliche Neuordnung südlich des Landtages’).
[1456] Es existiert noch kein neuer Bebauungsplan für dieses Gebiet, jedoch scheint das Planungsamt eine Mischnutzung von Büro- und Wohnbebauung zu bevorzugen, vgl. Gespräch Guido Köhler (Ex-Ratsmitglied der SPD und ‘Unterbilk Uns’), 8.11.95.
[1457] Vgl. Terz, 1/95, S. 18 ff.


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