3. Politische Aktionen gegen Wohnungsnot und Umstrukturierung in Düsseldorf

 

3.1 Die Hausbesetzungen zu Beginn der achtziger Jahre

3.1.1 Die Besetzung des Lichtenbroicher Weg 137

Am 19. Juni 1980 wird das Haus Lichtenbroicher Weg 137 besetzt. Das Haus in Düsseldorf-Lichtenbroich “ wurde vor 5 Jahren von der Stadt aufgekauft und von da an von einer Familie mit einem behinderten Sohn bewohnt. Trotz Räumungsklage nach Auslaufen des zweijährigen Nutzungsvertrages blieb die Familie bis Juni 1980 in dem Haus wohnen .”[969] Dort ist geplant [970], “ in Zusammenarbeit mit Mercedes, Mannesmann und sog. ‘Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften’ aus Lichtenbroich ein Neubaughetto [zu] schaffen[971]. Mit der Forderung, das Haus bis zum endgültigen Abriß der AWN zur Verfügung zu stellen, ziehen am Morgen des 19. Juni 20-30 der Sponti-Szene zugehörige Leute dort ein. Parallel zur Besetzung führen VertreterInnen der AWN erste Verhandlungen mit dem Liegenschaftsdezernenten Bolo Mayweg. Dieser begründet das sofortige Abrißbegehren mit ‘städtischen Planungsangelegenheiten’ [972] und erklärt, daß keine Nutzung für die AWN in Frage kommt.
Am 9. Juli 1980 wird das Haus, während laufender Verhandlungen zwischen AWN und städtischen VertreterInnen, geräumt. Dabei gehen “ 100 Polizisten gegen zwei Hausbesetzer [mehr sind nicht im Haus; d.V.] [973] vor. Das “ bis dahin völlig intakte Haus [974] wird sofort nach der Räumung zerstört.
Zum zweiten Mal ist in Düsseldorf innerhalb von nur neun Monaten mit einem großen Polizeiaufgebot geräumt worden. [975]

3.1.2 Straßenschlacht bei Wohnprotestdemonstration

Die AWN ruft zum 10. Januar 1981 zu einer Demonstration [976] gegen “die menschenfeindlichen Machenschaften von Spekulanten, Banken, die die Kredite für Spekulanten bereitstellen, sowie gegen die Vertreibungspolitik der Stadt Düsseldorf” [977] auf. Darüber hinaus richtet sich die genehmigte Demonstration “ gegen die Einkesselung Bilks durch die Betonburgen und Glaspaläste von LVA, WestLB, Girozentrale der Sparkasse, Provinzialversicherung, Mannesmann, Innenministerium, RWI und Supermärkte wie DIVI. [978]
Vor der Demonstration finden Absprachen zwischen Demonstrationsleitung und Polizei statt. Trotz der festen Zusage der Polizei, “ sich im Hintergrund zu halten, um einen friedlichen Ablauf zu garantieren, begleitetet von Anfang an ein großes Polizeiaufgebot die Demonstration. [979] Bereits vor der Demonstration werden einzelne Leute festgenommen.
Die Route der Demonstration, an der ca. 700 Menschen teilnehmen, führt an Spekulationsobjekten auf der Brunnen-, Loretto-, Düssel-, Konkordia- und Kronprinzenstraße vorbei zum Büro ‘Modell Unterbilk’. Hier entlädt sich die Wut und Betroffenheit einiger DemonstrantInnen darüber, “ daß Spekulanten, Banken und Stadtplaner von der Wohnungsnot anderer leben.”[980] Es fliegen Farbbeutel und Knaller gegen das städtische Büro, “ das den Bilkern die Vertreibung schmackhaft machen soll. [981] Es kommt “ zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen einigen Demonstranten und der Polizei [982]. Dabei geht die Polizei mit größter Brutalität vor. [983]
Die Situation eskaliert. PolizistInnen schlagen wahllos auf Beteiligte und Unbeteiligte ein. [984] Einigen PolizeibeamtInnen scheint dieses Vorgehen redlich Spaß zu machen. Das wird deutlich durch den Kommentar eines Polizisten, der zur allgemeinen Erheiterung seiner KollegInnen beiträgt, nachdem er einen Demonstranten brutal krankenhausreif geschlagen hatte: “ Und da ist der doch tatsächlich noch immer wieder aufgestanden. [985] Es kommt zu einer Straßenschlacht [986]. “ Der ungeschützten Demonstrationsmenge standen [nun] mehrere Hundertschaften gut ausgerüsteter Bullen mit Schlagstock, Tränengas, Schilden, Hunden und wer weiß was noch zum Kampfe entgegen. [987]
Nach einigen Stunden ist die Schlacht vorbei. Viele DemonstrantInnen wurden verletzt, einige sogar schwer [988].
Zurück bleiben bei vielen nicht mehr nur Wut und Betroffenheit. Etliche Leute ziehen aus dem brutalen Vorgehen der Polizei die Konsequenz, die ein Demonstrant für sich folgendermaßen beschreibt:
Ich werde nicht! - wie mir auch einige Leute geraten haben - mein noch-bestehendes Recht auf Demonstrationsfreiheit freiwillig einschränken, indem ich gar nicht mehr oder nur noch zu bestimmten Demos stehe [und gehe; d.V.] . Im Gegenteil! Ich werde mich weiterhin - stärker als vorher - gegen jegliche Repression in unserem freiheitlichsten, bla bla usw... Staat wehren und mich für die nächste Demo eben besser ausrüsten! [989]
Der brutale Polizeieinsatz bewirkt, - gewollt oder nicht - daß die sich gerade formierende HausbesetzerInnenbewegung nun noch stärker und radikaler gegen Wohnungsnot protestiert.

3.1.3 Die Besetzung der Volmerswerther Str. 41

Nach der gewaltsamen Demonstrationsauflösung vom 10. Januar 1981 bilden “ sich vier Arbeitsgruppen [990], die das weitere Vorgehen vorbereiteten und planten, um konkrete Schritte gegen Wohnraumzerstörung durch Spekulanten und politisch Verantwortliche einzuleiten. [991] Ziel dieser vier Arbeitsgruppen ist es, “ ein geeignetes Objekt für ein Stadtteilzentrum zu finden und zu besetzen. [992]
Am 13. Februar 1981 veranstalten diese Gruppen eine Häuserkampffete in der ‘alten Mensa’ der Fachhochschule. Den ca. 800-1000 Anwesenden wird unter anderem der Film ‘Züri brennt’gezeigt, “ der die Motive und Ziele der Züricher Jugendbewegung dokumentiert. [993] Den Anwesenden wird immer deutlicher, daß von der Party aus ein Haus besetzt werden soll. Gegen 23.00 Uhr zieht der aus ca. 500 bis 600 Menschen gebildete Demonstrationszug [994] zum Haus Volmerswerther Str. 41. Das Haus wird gegen 23.30 Uhr von etwa 300 Leuten besetzt. [995]
Aus dem seit zwei Jahren leerstehenden Altbau wollen die BesetzerInnen unter dem Motto ‘lieber instandbesetzen als kaputtbesitzen’, ein selbstverwaltetes Stadtteilzentrum für Bilk aufbauen. [996] Das Haus ist mit seinen 30 Zimmern hervorragend für diesen Zweck geeignet.
Einige Minuten später rollten die ersten Mannschaftswagen der Polizei an. [997] Eiligst hatte die Polizeileitung aus allen Nachbarstädten “ mehr als 300 Beamte in Kampfanzügen und bewehrt mit Schilden [998] zusammengezogen. Die Beamten verhalten sich, “ da sich wohl zu viele an der Besetzung beteiligten”[999], abwartend und beschränken sich darauf, die Straße freizuhalten. [1000] Um 3.00 Uhr wird das Polizeicorps zurückgezogen.
Am nächsten Morgen meldet sich der Hausbesitzer Rainer Nemitz bei der Polizei und teilt mit, daß er “ keinen Strafantrag stellt und eine Räumung des Hauses nicht wünscht. [1001] Anschließend geht er zu den BesetzerInnen und erklärt, “ daß hier offensichtlich das falsche Haus besetzt worden sei. Seine 30 Freunde und ER hätten es nämlich vor 14 Tagen gekauft und wollten hier neben Wohnraum für sich sogar so etwas wie ein Stadtteilzentrum einrichten. Sie machten also im Prinzip das gleiche wie die Besetzer, nur halt legaler. [1002] Weiter führt der ‘Alternative’ an: “ Ich ärgere mich auch über Spekulanten (...) es geht doch nicht, daß man Häuser abreißt, um Betonblocks darauf zu setzen. [1003]
Die ‘alternative Familiengemeinschaft’ nimmt die BesetzerInnen-Vollversammlung dem Bauingenieur Nemitz nicht ab und verspottet diese als “ neue Masche bei Spekulationsobjekten. [1004] Es soll sich schon kurze Zeit später herausstellen, daß die Vermutung der BesetzerInnen nicht aus der Luft gegriffen war. [1005]
In den nächsten Tagen und Wochen wird mit dem Haus ein Ort geschaffen, “ an dem sich menschen treffen und miteinander klönen können, [es dient] als treffpunkt für initiativen, kinder, jugendliche und alte .”[1006] Im Gegensatz zu den AnwohnerInnen, die ein selbstorganisiertes Stadtteilzentrum durch viele Sachspenden unterstützen, und dem SPD-Unterbezirk, der die “ eklatante(n) Verstöße gegen das grundgesetzlich verankerte Gebot der Sozialpflichtigkeit des Eigentums”[1007] anprangert, lehnt die Stadt die Forderung nach Ankauf und anschließender Übergabe der Volmerswerther Str. 41 “ kategorisch ab.” [1008]

3.1.4 Die Räumung der Volmerswerther Str. 41

Genauso skurril wie die Geschichte von der ‘Alternativen-Familien-Wohngemeinschaft’, mutet auch die offizielle Stellungnahme der Polizei zur Räumung der Volmerswerther Str. 41 am Nachmittag des 27. März 1981 an. Nach Polizeiangaben hat ein Mißverständnis die Räumung ausgelöst: Ein im Nachbarhaus tätiger Büroangestellter fuhr mittags mit seinem Fahrzeug um die Volmerswerther Str. 41 herum. Die BesetzerInnen, die das seltsam fanden, entdeckten in dem Auto eine Kamera und fühlten sich bespitzelt. Daraufhin stoppten sie das Fahrzeug und ‘konfiszierten’ die Kamera. Ein Freund des Angestellten alarmierte die Polizei. [1009] Kurz darauf “ rollten Mannschaftswagen, Funkstreifen und Kräder an .”[1010] Das Haus wird “ weitgehend widerstandslos [1011] geräumt und die 60 jungen Leute werden zur Personalienfeststellung ins Polizeipräsidium abgeführt. Hier wird erklärt, daß es sich “ nicht um eine Räumung mit Verhaftung [1012] handelt.
Das sechs Wochen lang instandbesetzte und nun wieder leerstehende Haus wird den ganzen Tag von der Polizei bewacht. Verunsichert darüber, was eigentlich geschehen ist, versammeln sich spontan viele SympathisantInnen vor dem Haus. Als die “ rund hundert zumeist ´jugendlichen Demonstranten [1013] anfangen, gegen die Räumung mit Sitzstreiks zu protestieren, “ gingen die Beamten gegen die Protestler mit Schlagstöcken vor und prügelten zum Teil wahllos auf sie ein. [1014]
Viele Zweifel werden an der Räumungsbegründung (nur ein Mißverständnis) der Polizei laut. So ließ Nemitz nämlich kurz vor der Räumung durchblicken, “ daß er nun doch mit einer Strafanzeige reagieren wolle. [1015] Die Westdeutsche Zeitung stellt in ihrem Artikel, vom 28. März 1981 abschließend die Frage, ob wirklich “ die ganze Fotoapparat-Geschichte für die Polizei der Anlaß [war], aufzuräumen? [1016]
Am Abend des 27. März 1981 bilden sich mehrere Demonstrationszüge, von denen einer zum Polizeipräsidium führt. Dort fordern etliche Leute die Freilassung der ‘nur zur Personalienaufnahme’ inhaftierten BesetzerInnen und die Rücknahme der Strafanzeigen. Andere ziehen die ganze Nacht durch die Stadt und entglasen das Amtsgericht, Banken und Luxusgeschäfte. Es entsteht ein Sachschaden von mehr als 150.000 Mark. [1017] Über 90 Personen werden vorläufig festgenommen.
Die Düsseldorfer Polizei zeigt bei der Verfolgung von steinewerfenden StraftäterInnen erste Anzeichen von Streß und Überforderung [1018].



3.1.5 Die Wiederbesetzung der Volmerswerther Str. 41

Am nächsten Tag, dem 28. März 1981, versammeln sich gegen 17.00 Uhr einige hundert Leute, um gegen die Räumung der Volmerswerther Str. 41 zu demonstrieren. Die Polizei, die für ihren Einsatz am Vortag viele schlechte Kritiken erhielt, hält sich diesmal weitgehend im Hintergrund [1019]. Der Zug führt quer durch die Stadt zur Volmerswerther Str. 41, die vom Hausbesitzer Nemitz gesichert worden war. [1020] Kurz bevor der Demonstrationszug das Haus erreicht, kommen ihm schon einige Leute entgegengestürmt: “ Es ist offen. Kommt rein!” [1021] Menschen drängen, schieben wollen alle wieder in das zurückeroberte Haus zurück. [1022] Die herbeigeeilte Polizei ist machtlos denn “ diesmal waren wir [die BesetzerInnen; d.V.] in der Überzahl. [1023]
Dennoch, oder gerade deswegen, schlagen die PolizistInnen “ sinnlos auf jeden Nicht-uniformierten ein, schlagen auf Menschen [1024], die bereits am Boden liegen brutal weiter rum, schleifen über den Boden, verhaften. [1025]
Nach einiger Zeit werden die Einsatzkräfte zurückgezogen und das Haus den BesetzerInnen überlassen.


3.1.6 Die Besetzung der Benrather Schloßallee 97

Am Morgen desselben Tages wird in Benrath ein weiteres Haus instandbesetzt. Eigentümerin des seit fast drei Jahren leerstehenden Gebäudes an der Schloßallee 97 ist die Dresdner Bank. Die etwa 80 HausbesetzerInnen, die unter dem Namen ‘Dresdner Pank’ in Erscheinung treten, wollen die ehemalige Bank, “ nach dem Vorbild der ‘Aktion Wohnungsnot’ (...) wieder bewohnbar machen und mietfrei für sich in Anspruch nehmen. [1026]
Die Dresdner Bank war vor drei Jahren in einen Neubau umgezogen, für dessen Errichtung ein denkmalgeschütztes Haus, das ‘Park-Hotel’, abgerissen wurde. Nun versucht die Bank das zwar alte, aber guterhaltene Bankgebäude an der Schloßkurve “ offenbar systematisch verrotten [zu] lassen[1027], um Platz für einen “ profitträchtigen Büroneubau” [1028] zu schaffen.
Neben dem Erhalt der Schloßallee 97 wollen die BesetzerInnen auf die, bis dato in der Öffentlichkeit relativ unbekannte, skrupellose Zerstörung von Benrath aufmerksam machen. Der Düsseldorfer Stadtteil Benrath wird seit einigen Jahren nach Bilker Vorbild systematisch ‘kaputtsaniert’ [1029]. In dem von den BesetzerInnen verteilten Flugblatt ‘Kahlschlag im Düsseldorfer Süden’ werden 53 Beispiele für das SpekulantInnentum und Vertreibungspolitik in Benrath und Umgebung aufgezeigt. [1030]
Zwei Häuser sind nun in Düsseldorf besetzt. Besonders durch die ‘Rückeroberung’ der Volmerswerther Str. 41 ist das Selbstbewußtsein der sich konstituierenden HausbesetzerInnenbewegung gestärkt worden, die nun die Stadt ultimativ auffordert, die Volmerswerther Str. 41 bis zum 4. April 1981 zu kaufen. Andernfalls werde es eine ‘fünf vor zwölf’-Demonstration geben, deren Ausgang ungewiß sei. [1031]
Während die BesetzerInnen beider Häuser mit Instandsetzungsarbeiten und weiterer Öffentlichkeitsarbeit beschäftigt sind, setzen sich PolitikerInnen, Verwaltung und Polizei zusammen, um Schritte zu erörtern, wie man “ die Szene beruhigen und dann erneut friedliche Lösungen anstreben [1032] kann. Aus der Angst heraus, daß sich “ die Ereignisse von Zürich am Rhein wiederholen [1033], richtet Sozialdezernent Karl Ranz Appelle an die BesitzerInnen leerstehender Häuser, “ die Gebäude der Aktion Wohnungsnot zur Verfügung zu stellen. [1034] Gleichzeitig betont er, “ daß die Verwaltung auf jeden Fall ein Stadtteilzentrum in Bilk einrichten will. [1035]
Am Vormittag des 3. April hatten PolitikerInnen bereits den Hausbesitzer Nemitz überreden können, “ zunächst auf sein Recht zu verzichten, das Haus räumen zu lassen. [1036] Im Düsseldorfer Amtsblatt vom 4. April 1981 ist zu lesen, daß Oberstadtdirektor Gerd Högener, “ dem Eigentümer der Volmerswerther Straße 41 [einen] finanziellen Ausgleich für den durch die andauernde Besetzung entstandenen Schaden [1037] anbot.
Auch die Dresdner Bank erklärt in einer ersten Stellungnahme, daß sie “ nichts unternehmen werde, was ‘im Gegensatz zu den Interessen der Bürger dieser Stadt steht. ’”[1038]
Die ‘Ruhe in der Stadt’ wieder herzustellen, scheint in diesen Tagen wichtigstes Ziel aller PolitikerInnen und VerwaltungsbeamtInnen zu sein. Selbst die Unstimmigkeiten [1039] zwischen Dresdner Bank und Stadt über den Verkauf der Schloßallee 97 werden zurückgestellt: Ranz bittet die Bank trotz der Meinungsverschiedenheiten seinem Vorschlag zu folgen. [1040]
Am verkaufsoffenen Samstag, dem 4. April 1981, findet schließlich die ‘fünf vor zwölf’-Demonstration in der Innenstadt statt. Die DemonstrantInnen geben bekannt: “ Unser Ultimatum ist abgelaufen. Der Phantasie sind keine Grenzen mehr gesetzt. [1041] Die Polizei befürchtet eine Wiederholung der Vorkommnisse des 23. März - also das Schlimmste. Alle freistehenden Einsatzkräfte des Umlandes werden nach Düsseldorf beordert. [1042]Die Polizei war auf alles vorbereitet. [1043] Auch die Industrie- und Handelskammer sieht “ die ‘Sicherheit von Personen und Eigentum’ in Gefahr. [1044]
Doch ein ‘Demonstrationszug der Krawallmacher’ bleibt aus. Der Protestzug mit 500 Menschen führt friedlich [1045], begleitet von FeuerspuckerInnen, von der City nach Bilk. Überrascht von diesem Verhalten, bemerkt die Polizei die Besetzung eines weiteren Hauses [1046] erst, nachdem diese Nachricht vom Podium verkündet wird.

3.1.7 Die Besetzung der Suitbertusstr. 122a

Während des Demonstrationszuges besetzen ca. 40 Erwachsene mit Kindern das Hinterhaus an der Suitbertusstraße 122. [1047]Die Besitzerin, die Düsseldorfer Wohnungsgenossenschaft [DÜWOGE, d.V.] , hat es jahrelang nicht instandgehalten und verrotten lassen, und will es jetzt wie die Nr. 120 und Nr. 124 abreißen! [1048] Der ganze Straßenzug wird seit mehreren Jahren bewußt entmietet. Um den Verfall zu beschleunigen, “ wurden den Mietern Instandsetzungsarbeiten (...) verboten. [1049] Die ‘Bilker Wohnungsrettungsgenossenschaft’, wie sich die BesetzerInnen selber nennen, ‘befreit’ als erstes die zugemauerten Fenster, was große Begeisterung in der NachbarInnenschaft auslöst. [1050] Gleich darauf feiern alle zusammen ein Fest, und seitdem “ ist auf der Sweet Bertus Str. Weihnachten. [1051]

3.1.8 Die ‘Hilfs’-Besetzung der Linienstr. 28

Was am 7. April 1981 wie eine erneute Besetzung aussieht, entpuppt sich relativ schnell als ein verzweifelter ‘Hilfeschrei’ eines 72 jährigen Rentners. [1052] Nachdem dieser fristgerecht aus seiner Wohnung auf der Linienstraße 28 gekündigt wurde, steht nun die Zwangsräumung bevor. Da er bis ‘aufs letzte’ kämpfen will, und außerdem noch keine neue Unterkunft hat, bittet er die Düsseldorfer HausbesetzerInnen [1053], ihm zu helfen. Kurz darauf hängt “ ein Transparent mit der Aufschrift ‘Zwangsräumung - Nein’ [1054] an der Hauswand. Als die Polizei zur Zwangsräumung anrückt, winken ihr ca. 15 Leute aus der zu räumenden Wohnung entgegen. [1055] Nach einigen Verhandlungen, unter anderem mit MitarbeiterInnen des Sozialamtes, wird dem Rentner Wilhelm Posenauer eine Ersatzwohnung zur Verfügung gestellt. Die BesetzerInnen erledigen den Umzug.

3.1.9 Die Besetzungen der Neusser Str. 75 und 77

Am 14. April 1981 gegen 18.00 Uhr besetzen rund 50 Jugendliche “ das Haus an der Neusser Straße 77 und einige Wohnungen im Nachbarhaus Nummer 75. [1056] Mit der Instandbesetzung wollen sie “ den drohenden Abriß und die Vertreibung der letzten Mieter verhindern. [1057]
Eigentümer der Häuserzeile Neusser Straße 71 bis 81 ist der Architekt Walter Brune. Er hat die Häuser bis Oktober 1979 aufgekauft. “ Das Gelände habe ich gekauft, um die von der Stadt seit Jahren vorgeplante Sanierung durchzuführen [1058]. Insofern wird es unvermeidlich sein, nach einiger Zeit die beiden Wohnhäuser Neusser Str.75 und 77 abzureißen. [1059] Nachdem alle Kündigungen vom Gericht abgelehnt wurden, versucht er, die MieterInnen zum Auszug zu zwingen [1060], um die Häuser abzureißen und dort Bürobauten errichten zu können. [1061] Einige MieterInnen, “ die sich in der BürgerInneninitiative ‘Rettet Bilk’ engagieren [1062], und nicht ausziehen wollen, fordern schon seit langem für dieses ‘Kerngebiet’ der Stadtplanung [1063] eine Erhaltungssatzung. Diese Forderung wird von der Bezirksvertretung unterstützt, vom Planungsamt jedoch kategorisch abgelehnt [1064]. “ Entscheidend für die Ablehnung der Erhaltungssatzung war wohl auch, daß Brune für den Fall, daß er nicht abreißen und neu bauen kann, Schadensersatzansprüche in Höhe von 10 Millionen DM an die Stadt stellt. [1065]
Bereits im Februar 1980 erstatteten MieterInnen der Neusser Straße aufgrund des Leerstands einiger Wohnungen ‘Anzeige wegen Zweckentfremdung’. “ Die Strafe betrug 500.- DM” [1066] Anschließend wurden die Wohnungen scheinvermietet. [1067]
Die Häuser, die nun von den BesetzerInnen ‘zwangsbelegt’ werden, sollen nach Aussage eines Sprechers des Architektenbüros Brune, “ so schnell wie möglich geräumt werden. [1068]

3.1.10 Die Besetzung der Suitbertusstr. 120

Am 20. April 1981 wird mit der Nr. 120, ein weiters Haus auf der Suitbertusstraße besetzt. Damit wird der Druck auf die DÜWOGE, die sich zur Besetzung der Nr. 122 bislang nicht geäußert hat, verstärkt.

3.1.11 Die Besetzung der Elisabethstr. 87

Die instandbesetzten Häuser ‘rufen’ unter der Devise, “ Auch am 1. Mai sind noch viele Häuser frei [1069], zur ‘1. Mai-Demonstration’ auf. Diesen Aufruf nehmen sich weitere HäuserkämpferInnen wohl ‘zu Herzen’, als sie in den Morgenstunden des 1. Mai 1981 das Haus Elisabethstraße 87 instandbesetzen. [1070]Besitzer des Hauses ist die Dietz Vermögensgesellschaft (...), der in diesem Block 3 weitere Häuser gehören, die ebenfalls leer stehen. [1071] Mehrere Versuche, die Wohnungen, die zum Teil schon drei Jahre leer stehen, anzumieten, waren fehlgeschlagen. [1072] Auch das Wohnungsamt reagierte nicht auf die von der DKP gestellten Anzeigen wegen Zweckentfremdung. [1073] Die BesetzerInnen wollen mit dieser Aktion verhindern, daß auf der Elisabethstraße weiterer Wohnraum vernichtet wird, um “ Betonklötze wie die WestLB [1074] zu bauen.

3.1.12 Die Besetzung der Christophstr. 4

Fünf Tage später, am 6. Mai 1981, wird das Haus Christophstr. 4 besetzt. Das Haus steht, aufgrund eines Rechtsstreits zwischen der Stadt und einem privaten Käufer, seit vier Jahren leer. [1075] Offizielle Eigentümerin ist die St. Suitbertus Kirchengemeinde in Bilk. Pfarrer Bruno Platzbecker gibt an, daß die Gemeinde “ totunglücklich darüber [1076] sei. Wiederholte Bemühungen von StudentInnen, befristete Mietverträge für dieses Haus zu erhalten, scheiterten jedoch. “ Der Gemeindevorstand drohte vielmehr für den Fall einer Besetzung mit Anzeige wegen Hausfriedensbruch. [1077] Nun setzen 10 StudentInnen das nun schon zum Teil zerfallene Haus instand und der Gemeindepfarrer stellt fest: “ Im Augenblick tun wir gar nichts. [1078]

3.1.13 Die Räumung der Benrather Schloßallee 97

Vier Wochen nach der Besetzung des Hauses Schloßallee 97 [1079] treffen sich am 23. April 1981 leitende Angestellte der ‘Dresdner Bank’ zu einer Diskussion mit VertreterInnen des ‘Dresdner Panks’. Nach einem grundsätzlichen ‘Meinungsaustausch’ [1080], legen die BesetzerInnen dem Direktor der Dresdner Bank, Pennhauser, “ eine unterschriftsreife Abtrittserklärung vor. [1081] Diesen Vertrag unterzeichnet er nicht, gibt aber bekannt, daß der ‘Deutsche Heilpraktikerverband’ Kaufinteresse hat. [1082] Das Gespräch wird daraufhin ergebnislos abgebrochen.
Auf Anfrage der BesetzerInnen erklärt der Heilpraktikerverband einige Tage später, daß er “ kein Interesse an dem Haus [1083] hat.
Zwei Wochen nach dem erfolglosen Gespräch, am 12. Mai 1981 wird die Schloßallee 97 von SEK-Einheiten geräumt. [1084]Die grünen Minnas stoppten mit quietschenden Reifen, dann klirrten die Scheiben. [1085] Gegen 8.15 Uhr schlagen die rund 70 Beamten mit Äxten die Panzerglasscheiben ein und vollziehen in Amtshilfe die Räumung. [1086] Die BesetzerInnen, denen nur Zeit gegeben wird, ihre persönlichen Sachen aus dem Haus zu holen, sind von der Aktion schockiert. Sie räumen widerstandslos das Haus, in dem sechs Wochen lang “ mit vielen Leuten gelebt [wurde] , Phantasie, Wärme, (...), eigene Lebensformen entwickelt [1087] wurden. Nun ist das Haus hinter einem Bauzaun ‘verbarrikadiert’. [1088]
Obwohl die Dresdner Bank Polizeischutz für ihre Objekte angefordert hatte [1089], gehen in dieser Nacht “ an mehreren Düsseldorfer Geldinstituten (...) Scheiben zu Bruch. [1090]

3.1.14 Die Besetzung der Rathausstr. 10

Am nächsten Tag, dem 13. Mai 1981, treffen sich 450 Menschen in der Düsseldorfer Innenstadt, um gegen die Räumung der Schloßallee 97 zu demonstrieren. [1091] Die von starken Polizeikräften begleitete Demonstration verläuft “ ohne Zwischenfälle. [1092]
Gegen 19.00 Uhr fährt etwa die Hälfte der DemonstrantInnen nach Benrath, um auch hier gegen die Räumung zu protestieren. “ Die Polizei hatte sich auf den Fall aller Fälle vorbereitet: Nicht nur das tags zuvor geräumte ehemalige Bankgebäude in der Schloßkurve wurde von Beamten bewacht, sondern auch das Schloß vor einem möglichen Sturmangriff geschützt. [1093] Zunächst zieht der Demonstrationszug “s cheinbar planlos [1094] durch Benrath, “ bis unversehens ein Fanfarenstoß erklang, woraufhin der Zug eilends die Richtung wechselte, in die Benrather Rathausstraße einschwenkte. [1095] Dort dringen die ca. 200 Leute, vor den Augen der Polizei, in das Haus Rathausstraße 10 ein und besetzen das nun schon seit 2 Jahren leerstehende Wohnhaus. [1096]
Eigentümer der Rathausstraße 10 ist nach Informationen der BesetzerInnen das Land NRW [1097].

3.1.15 Die freiwillige Räumung der Rathausstr. 10

Diese Information soll sich jedoch bereits kurze Zeit später als falsch herausstellen. Eine Kölner Familie hat “ den Kaufvertrag mit dem Regierungspräsidenten nahezu in der Tasche [1098], als sie von der Besetzung erfährt. Daraufhin tritt die Familie umgehend in Verhandlungen mit den BesetzerInnen, in denen alle Verkaufsunterlagen vorlegt werden. Der Familienvater bittet das BesetzerInnenplenum “ bis Sonntag [18.5.81] zu einer Entscheidung zu kommen, da er am Montag [19.5.81] dem Regierungspräsidenten über den Stand der Dinge berichten müsse. [1099] Die BesetzerInnen räumen am Abend des 18. Mai 1981 “ ihren Fehler, das falsche Haus besetzt zu haben, ein [1100] und versprechen, das Haus bis zum 22. Mai - so wie sie es vorgefunden haben - wieder zu verlassen. [1101]
In einer Presseerklärung stellen die BesetzerInnen fest, daß sie die neuen Eigentümer “ nicht zu den verbrecherischen Spekulanten und Kaputtbesitzern [1102] zählen. Gleichzeitig wird der Regierungspräsident, “ der die Wohnungen über Jahre hat leerstehen lassen [1103], aufgefordert, die leerstehenden Wohnungen im Nachbarhaus der Rathausstraße 12, “ innerhalb von vier Wochen mit vernünftigen Mietverträgen zu vermieten. [1104] Andernfalls sähen sich die BesetzerInnen gezwungen, auch dieses Haus zu besetzen. [1105] Außerdem kündigen die BesetzerInnen wahlweise die ‘Wiederinstandbesetzung’ der Schloßallee 97 oder des leerstehenden Benrather Schloßgymnasiums an. [1106]

3.1.16 Die Besetzung des ehemaligen Klosters auf der Bahlenstr. 164

Am 20. Mai 1981 ziehen die BesetzerInnen der Rathausstraße 10 in die Bahlenstraße 164 um. Hier besetzen sie “ das seit Jahren leerstehende Herz-Jesu-Kloster, welches von der Katholischen Kirchengemeinde Holthausen seit geraumer Zeit vergeblich zum Kauf angeboten [1107] wird. Die HausbesetzerInnen wollen hier länger bleiben und beabsichtigen “ die Einrichtung einer Fahrradwerkstatt, einer Schreinerei und Töpferei sowie von Versammlungsräumen [1108] vorzunehmen. Außerdem soll hier Wohnraum für rund 40 Personen geschaffen werden.
Offiziell eignet sich das Haus aufgrund seiner Raumaufteilung nicht für Miet- oder Eigentumswohnungen. [1109] So beschließt die Kirchengemeinde St. Joseph letztendlich, das ehemalige Klostergebäude abreißen zu lassen, da “ ein Erhalt (...) für keinen Anbieter finanziell tragbar [1110] ist. Kunsthistoriker fordern allerdings aus denkmalpflegerischer Sicht den Erhalt des 1912 gebauten Hauses. [1111]
Nun bieten die BesetzerInnen des ‘Dresdner Panks’ der Pfarrgemeinde die Nutzung des Gebäudes zur Kostenmiete und die Übernahme der Instandsetzungskosten an. [1112]
Die Kirchengemeinde stellt Strafantrag wegen Hausfriedensbruch.

3.1.17 Die Besetzung der Venloer Straße 8

Am Morgen des 24. Mai 1981 wird das Haus Venloer Straße 8 in Derendorf besetzt. [1113] Das Haus steht schon seit langem im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. “ Derendorf, dessen Bausubstanz zum überwiegenden Teil aus Altbauten besteht, eigne(t) sich recht gut für Spekulationen [1114]. Die MieterInneninitiative Derendorf wehrt sich, unter dem Motto ‘Aus lieben Mitbürgern werden empörte Mietbürger’ seit geraumer Zeit “ gegen ‘Häuserverfall aus Spekulationsgründen’, gegen ‘Entmietung zugunsten Bürosilos’ sowie rasante Mieterhöhungen nach Modernisierungsarbeiten”. [1115]
1976 wurde das in den zwanziger Jahren erbaute Mietshaus von dem Ingenieursbüro Gehlen/Heering gekauft [1116]. Von diesem Zeitpunkt wurde das Haus kontinuierlich entmietet. [1117] Gehlen will an der Stelle ein kombiniertes Wohn-/ Bürohaus erstellen.
Gehlen ist seit Jahrzehnten Prüfstatiker der Stadt. Anzunehmen ist, daß aufgrund dieser Zusammenarbeit, der Planungsausschuß im Februar 1981 mit CDU-Mehrheit [1118] die vorläufige Abrißgenehmigung für das Haus Venloer Straße 8 erteilt, “ obwohl das Haus vollkommen intakt ist. [1119]. Gegen alle verbliebenen MieterInnen laufen Räumungsklagen. Am 22. März 1981 legt der MieterInnenverein, zusammen mit einigen verbliebenen MieterInnen, einen Widerspruch gegen die Abrißgenehmigung ein, der sowohl vom Beschwerdeausschuß am 30. April, als auch vom Planungsausschuß am 13. Mai [1120] verworfen wird. Die MieterInnen des Hauses erklären bei der Versammlung der MieterInneninitiative Derendorf, daß sie dort wohnen bleiben. “ Auf diesem Hintergrund zog nun eine unbekannte Anzahl Besetzer ins Haus ein, die in Flugblättern einen Abrißstopp fordern: ‘Wir lassen die Zerstörung von intaktem, preiswertem Mietraum nicht zu’” [1121] Sie beginnen, die leerstehenden Wohnungen zu renovieren und solidarisieren sich mit den verbliebenen MieterInnen. Gehlen stellt Strafantrag.

3.1.18 Die Besetzung des Heyebades

Am selben Tag, dem 24. Mai 1981, wird das Heyebad an der Torfbruchstraße besetzt. Bei dieser Besetzung geht es nicht um die Schaffung bzw. Zerstörung von Wohnraum, sondern darum, der Forderung nach einem Jugendzentrum in Gerresheim Nachdruck zu verleihen. [1122]
Die Stadt hat den seit etwa zweieinhalb Jahren leerstehenden Komplex vor gut sechs Monaten von der Gerresheimer Glashütte übernommen, mit dem erklärten Ziel, hier eine Jugendstätte, für Gerresheim dringend notwendig, zu schaffen. [1123] Seitdem haben die Jugendlichen, die Mitglieder der ‘Initiative Jugendzentrum Heye-Bad’ sind, versucht, die Stadt mit mehreren Briefen zum Handeln zu bewegen. Die Stadt reagierte, indem sie die Briefe unbeantwortet ließ. [1124]
Schon einen Tag nach der Besetzung kommen städtische Beamte ins Heyebad, unter ihnen der stellvertretende Jugendamtsleiter Brockerhof, und verhandeln mit den Jugendlichen. Brockerhof, der die Verhandlungen anschließend als positiv bezeichnet, verkündet, daß die Stadt vorerst keinen Strafantrag wegen Hausfriedensbruch stellen werde. [1125] Für die Jugendlichen kann jedoch kein zufriedenstellender Verhandlungsabschluß erreicht werden. Bis ein Ergebnis vorliegt, wollen die Jugendlichen, die “ nach Angaben des Jugendamtes (...) nicht zur Düsseldorfer Hausbesetzer-Szene [1126] gehören, “ ein eigenes Jugendarbeits-Programm [1127] anbieten.
Am 29. Mai 1981, ‘besuchen’ die Jugendlichen die Sitzung des Jugendwohlfahrtsausschusses, da bis dato keine zufriedenstellende Lösung gefunden wurde. Hier hängen sie Transparente auf, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Außerdem wollen die BesetzerInnen wissen, “ weshalb diese seit langem offene Frage nicht auf die Tagesordnung gesetzt worden sei. [1128] Daraufhin droht Karl-Josef Keil, SPD, der Vorsitzende des Ausschusses an, die öffentliche in eine nichtöffentliche Sitzung umzuwandeln. Daraufhin verlassen die Jugendlichen das Rathaus.

3.1.19 Der Angriff auf das Büro ‘Modell Unterbilk’

Am Morgen des 4. Juni 1981 dringen vier vermummte Personen in das Büro des städtischen Planungsamts an der Reuterkaserne ein. [1129] Dort versuchen sie, dem Beamten Egon Blüming “ einen Plastikeimer mit Kleister über den Kopf zu schütten. [1130] Anschließend verwüsten sie das Büro und bewerfen die Planungsakten mit Farbbeuteln.
Planungsamtsleiter Kurt Schmidt vermutet, “ daß die Tat mit der Arbeit Blümings als Sachbearbeiter für das ‘Modell Unterbilk’ zusammenhängt. [1131] Schmidt erklärt, falls “ diese Leute dies für eine Form der Auseinandersetzung halten, sollten sie sich wenigstens an den tatsächlich Verantwortlichen halten, und zwar an mich persönlich.”[1132]
In der Nacht vom 5. auf den 6. Juni wird die Dresdner Bank für die Räumung der Schloßallee ‘bestraft’. [1133] Innerhalb von nur 45 Minuten werden bei 14 Geschäftsstellen der Dresdner Bank im gesamten Stadtgebiet die Scheiben zertrümmert. Durch die ‘Entglasung’ entsteht der Dresdner Bank ein Gesamtschaden von mehr als 100.000 DM. Nach dieser ‘Strafaktion’ stehen alle Gebäude der Bank unter Polizeischutz. “ Vor allem der Zeitpunkt dieser Sachbeschädigungs-Serie findet im Polizeipräsidium keine Erklärung. [1134]

3.1.20 Die Vorfälle an der Bahlenstr. 164 und die anschließende Räumung

Am 8. Juni 1981 versuchen etwa 20 Jugendliche gewaltsam in das ehemalige Kloster einzudringen und zerstören Fahrräder und Mofas der HausbesetzerInnen. [1135]Anschließend werfen sie die Scheiben im Erdgeschoß des besetzten Hauses ein. [1136] Schon das ganze (Pfingst-) Wochenende gibt es an der Bahlenstraße “ jeden Abend Auseinandersetzungen zwischen den Besetzern des Herz-Jesu-Klosters und - so die Polizei - ‘vermeintlichen’ Rockern. [1137] Am folgenden Abend spitzt sich die Lage zu. Viele SympathisantInnen der BesetzerInnen versammeln sich vor dem Haus, um es gegen die Angriffe zu schützen.
Die Polizei hatte bislang tatenlos zugesehen, “ wie unsere Autos [die der BesetzerInnen d.V.] angesteckt und unser Haus tagelang angegriffen wird, - in der Hoffnung, aufgehetzte Jugendliche würden das erledigen, was sie selbst in absehbarer Zeit versucht hätten. [1138] Diesmal bringt die Polizei “ neben den Streifenwagen-Besatzungen der Schutzbereiche IV und V auch ein Sondereinsatzkommando an den Ort des Geschehens. [1139] Die ungefähr 40 Rocker aus Wersten treffen sich mit Schlagwerkzeugen ausgerüstet an der Bonner Straße. “ Als ein Trupp von etwa 50 Hausbesetzer-Sympathisanten sich vom Kloster entfernte und mit lauten Schlachtrufen in Richtung Bonner Straße marschierte [1140], erkannten die ‘Rocker’ schnell die zahlenmäßige Überlegenheit des ‘Gegners’ und flüchteten. Die Polizei beschützte die ‘Flüchtlinge’. [1141]
Nach 4 endlosen Terrorabenden [1142] und einigen Krankenhauseinlieferungen beschließen die InstandbesetzerInnen am 11. Juni 1981, die Besetzung des Klosters zu beenden. [1143]
Übrig bleibt ein altes, leerstehendes Klostergebäude, an dem nur einen Tag später mit den Abbrucharbeiten begonnen wird. Der Pfarrer der Kirchengemeinde, Kronen, hat bis zuletzt immer wieder behauptet, daß die BesetzerInnen den Bau von geplanten Behindertenwohnungen verhindern würden. Die BesetzerInnen sahen diese Bauplanung als ‘Finte’ an. Noch am 29. Mai 1981 schreibt der Düsseldorfer Rheinbote: “ Eine Finte ist der geplante Neubau von Behindertenwohnungen in dem Kloster keineswegs - die Pläne hierfür liegen bereits in der Schublade. [1144] - und dort werden sie wohl auch verschimmeln, da es nun kein Kloster mehr gibt.
Schließlich steht die Frage nach der Motivation der angreifenden Rocker-Banden im Raum. “ Nach Informationen von Nachbarn sind Schlägertrupps 3.000 ,-DM geboten worden,” [1145] um die BesetzerInnen aus dem Haus zu vertreiben. Diese Möglichkeit scheint nicht abwegig zu sein, da diese ‘Räumungspraxis’ auch schon bei mehreren Hausbesetzungen in anderen Städten bekannt geworden ist. Zudem hat Pfarrer Kronen am 23. Mai 1981 während einer Predigtpause seiner Sonntagsmesse verkündet: “ es müsse doch genug kräftige Männer in der Gemeinde geben. [1146] Daraufhin wurden einige BesetzerInnen, die den Gottesdienst besucht hatten, aus der Kirche geprügelt. [1147]

3.1.21 Die 2. Räumung der Volmerswerther Str. 41

Bereits am 10. Juni 1981, einen Tag vor der Klosterräumung, wird das Zentrum der Düsseldorfer HausbesetzerInnenbewegung, das ‘Autonome Stadtteilzentrum’ Volmerswerther Str. 41, geräumt. “ Eine 100 Mann starke Polizei-Streitmacht, unter ihnen schwer bewaffnete Spezialeinheiten ”,[1148] räumt gegen 7.00 Uhr morgens innerhalb einer Viertelstunde das seit vier Monaten instandbesetzte Haus. “ Die Räumung hatte Hausbesitzer Rainer Nemitz mit einer einstweiligen Verfügung der 8. Zivilkammer des Landgerichts erwirkt. [1149] 25 Menschen werden vorübergehend festgenommen.
Noch am gleichen Tag und verstärkt in der folgenden Nacht kommt es zu erheblichen, teilweise militanten, Protestaktionen im ganzen Stadtgebiet. Insbesondere auf der Königsallee fliegen Steine und Molotow-Cocktails gegen Banken und Luxusgeschäfte. [1150]
Die BesetzerInnen erklären, trotz der Räumung nicht resigniert aufgeben zu wollen: “ Die Bewegung V 41 lebt !!! [1151]

3.1.22 Die Besetzungen der Düsselstraße 26 und der Weißenburgstraße 31

Zwei Wochen später, am 26. Juni 1981, wird die Düsselstraße 26 instandbesetzt. Eine Gruppe wohnungssuchender junger Leute zieht in das seit 1½ Jahren leere Haus, um sich “ gegen das Leerstehenlassen und die Zerstörung gut erhaltener, billiger Altbauwohnungen und die schleichende Umgestaltung des Unterbilker Hafenwohnviertels in ein Bürohochhausviertel zu stellen. [1152] Der Besitzer, A. Gefferbitz, läßt das Gebäude, trotz einer gegen ihn beim Wohnungsamt laufenden Anzeige weiterhin leer stehen und verrotten. [1153]Die Bausubstanz ist gut, also möbeln wir es wieder auf, wobei wir die Kosten - auch Strom und Wasser - selber tragen. [1154]
Am gleichen Tag wird auch die Weißenburgstraße 31 besetzt. Das Haus gehört dem Spekulanten W. Brune. Dieser plant hier eine Erweiterung des ‘Münstercenters’. [1155] Dieser Erweiterung sollen insgesamt vier Häuser auf der Weißenburgstraße zum Opfer fallen. Das Haus Nr. 31 ist deshalb schon ganz und die beiden Nachbarhäuser teilweise entmietet worden. Nur das Haus Nr. 29 ist noch bewohnt, da sich hier der Besitzer weigert, an Brune zu verkaufen.
Brune ließ, nachdem er entmietet hatte, große Teile der Weißenburgstraße 31 zerstören und chemische Mittel (Carbonlium) im Haus verstreuen. [1156] So erschlich er sich die Abrißgenehmigung.
Obwohl das Gift den HausbesetzerInnen das Atmen schwer macht, können sie schon nach kurzer Zeit die erste Etage wieder bewohnbar machen. [1157] Für das Erdgeschoß ist ein Café geplant.

3.1.23 Die Wiedereröffnung des Autonomen Stadtteilzentrums

Am 8. August 1981 wird in bisher ungenutzten Lager- und Fabrikhallen der Neusser Str. 75 und 77 das Autonome Stadtteilzentrum wiedereröffnet. [1158] Hier können sich die Gruppen und Initiativen [1159] treffen, denen der Raum auf der Volmerswerther Str. 41 genommen wurde. Ein außerordentlich positives Echo in Bevölkerung und Presse erfährt das von der Initiative Sägewerk e.V. eingerichtete Altencafé [1160]. “ Gerade für alte Menschen, die in ihren Wohnungen alleine leben, ist es wichtig, die Möglichkeit zu haben, sich mit anderen alten und auch jungen Menschen treffen zu können. So sind die alten Menschen aus dem Altencafé mittlerweile eine enge Gemeinschaft geworden [1161].
Doch leider erfahren die BewohnerInnen und NutzerInnen des Stadtteilzentrums nicht nur positive Resonanz. Immer wieder werden die Häuser von randalierenden Jugendlichen angegriffen. [1162] Auch das Altencafé wird zweimal völlig zerstört. “ Es werden Parolen gerufen, wie: ‘Tod der Rotfront’, ‘Keine Wohnungsnot, keine Wohnungsnot, schlagt die Hausbesetzer tot’, das Horst-Wessel-Lied und andere Nazi-Lieder gesungen. Besetzer und SympathisantInnen wurden verfolgt und verprügelt, Flaschen, Steine und zwei Brandsätze gegen die besetzten Häuser geschleudert; die Angreifer versuchen, die Häuser zu stürmen. [1163]

3.1.24 Die Räumung der Suitbertusstraße und die Besetzung der Kronprinzenstr. 119

Die BesetzerInnen der Suitbertusstraße kämpfen weiterhin für den Erhalt der Häuser. Mittlerweile haben sie sowohl die SPD / FDP, als auch den Minister für Stadtentwicklung Dr. Christoph Zöpel als Fürsprecher gewinnen können. [1164]Am 28.04.81 beauftragt die Bezirksvertretung 3 die Verwaltung, zu prüfen, ob die Häuser Suitbertusstr. 120-124 nicht erhaltenswert und von den Bewohnern selbst instandzusetzen seien. [1165] Am 24. Juni 1981 stimmt der Planungsausschuß und am 8. Oktober 1981 der Stadtrat für den Erhalt der Häuser. [1166] Der Regierungspräsident erklärt diesen Beschluß daraufhin als rechtswidrig und hebt ihn auf. [1167] Als nun die SPD eine Klage gegen den Regierungspräsidenten anstrebt, ‘kippt’ die FDP. [1168]
Am Morgen des 16. Juni 1982 stehen Räumkommandos der Polizei auf der Suitbertusstraße. “ 40 Bewohner, darunter fast 10 Kinder, müssen auf die Straße. (...) Der Besitzer der Häuser, die DÜWOGE, eine ‘gemeinnützige’ Gesellschaft, deren Aufsichtsrat gleichzeitig Mitglied im Stadtparlament ist, läßt räumen. [1169] Bagger reißen das Dach ab und Schlagtrupps des Abbruchunternehmens machen die Häuser unbewohnbar. [1170]
Die ehemaligen BewohnerInnen der Suitbertusstraße suchen vorübergehend Unterkunft und Schutz in der Lutherkirche. Zwei Tage später, am 18. Juni 1981, ziehen sie in das seit sechs Jahren leerstehende Vorderhaus der Kronprinzenstr. 119 ein. [1171]
Hier können sie jedoch nicht lange bleiben Gegen 23.00 Uhr werden sie wieder von der Polizei ‘rausgeprügelt’. “ Der nach Augenzeugenberichten bisher härteste und rücksichtsloseste Polizeieinsatz gegen Hausbesetzer und Andere läuft ab. [1172] Viele BesetzerInnen und SympathisantInnen werden verletzt, 11 Leute festgenommen. “ KEIN verletzter Polizeibeamter. [1173]
Ab diesem Zeitpunkt versuchen die ‘Suitbertus-BesetzerInnen’ mit der Stadtverwaltung ins Gespräch zu kommen, um ein Haus überlassen zu bekommen. Sie verfassen unter anderem einen Offenen Brief, in denen mehrere leerstehende Häuser, auch die Bachstraße 160, aufgeführt sind. Am 24. Juli 1982 besetzen sie die Bachstraße 160 [1174].
Bis einschließlich 1983 werden “ alle zehn nichtstädtischen Häuser geräumt und etliche Leute verurteilt. (...) Die organisierte Hausbesetzerbewegung [ist] zerschlagen, (...) die ‘Aktion Wohnungsnot’ [ist] politisch tot. [1175]


[969] Sägespan, Nr. 7, 1980, S. 20.
[970]Im Bebauungsplan sind 4- und 8-geschossige Wohnblocks vorgesehen ”, ebenda, S. 23.
[971] Ebenda, S. 23.
[972] Durch die Herren Rattenhuber und Gassel, Angestellte des Liegenschaftsamtes, erfahren die BesetzerInnen in Gesprächen näheres über die Situation am Lichtenbroicher Weg 137:
Das Haus soll abgerissen werden, damit die eine Hälfte des Grundstücks dem Nachbarn des Hauses 137 übergeben werden kann. Dieser würde derzeit einen Rechtsanspruch auf diesen Teil geltend machen. Der andere Teil des Grundstücks 137 soll einem Gebiet zugeschlagen werden, auf dem Werkswohnungen für Daimler-Benz entstehen sollen. So wäre der Abriß des Hauses erst ‘erforderlich’, wenn Daimler-Benz mit dem Neubau beginnt, vgl. ebenda,
S. 20 ff.
[973] Zeitungsartikel ohne Angaben in: ebenda, S. 23.
[974] Ebenda, S. 23.
[975] Vgl. ebenda, S. 23.
[976] Die Demonstration findet vor dem Hintergrund inhaftierter HäuserkämpferInnen in West-Berlin statt, vgl. Presseerklärung der AWN zum 10.1.81.
[977] Ebenda.
[978] Ebenda.
[979] Ebenda.
[980] Ebenda.
[981] Ebenda.
[982] RP, 12.1.81.
[983] Vgl. taz, 12.1.81
[984] Ein Polizist: “ Soviel häßliche Typen hab ich noch nie auf einem Haufen gesehen ”, ebenda.
[985] Sägespan, Sondernummer zur ‘Straßenschlacht’ am 10.1.81, S. 2.
[986] Das ist auch den Headlines der Presseartikel der folgenden Tage zu entnehmen.
[987] Sägespan, Sondernummer zur ‘Straßenschlacht’ am 10.1.81, S. 6.
[988] Vgl. Erlebnisberichte in: ebenda, S. 6.
[989] Erlebnisbericht in: ebenda, S. 6.
[990] Öffentlichkeitsarbeitsgruppe, BewohnerInnengruppe, Organisations-, Materialgruppe, Haussuchgruppe, vgl. Sägespan, Nr. 9, 1981, S. 3.
[991] Ebenda, S. 3.
[992] Ebenda, S. 3.
[993] WZ, 12.2.81.
[994] Der Demonstrationszug erregt großes Aufsehen. U.a. geben Taxifahrer über Funk bekannt, daß in Düsseldorf die Revolution ausgebrochen sei. vgl. Sägespan, Nr. 9, 1981, S. 3 ff.
[995] Zur gleichen Zeit gab es mehrere Scheinbesetzungen, vgl. ebenda, S. 3 ff.
[996] Die Forderung einer Bilker BürgerInneninitiative nach einem, schon seit Jahren von der Stadt versprochenen, selbstverwalteten Stadtteilzentrum wird immer wieder von der Stadt ignoriert, vgl. Presseerklärung der HausbesetzerInnen, vermutl. vom 14.2.81. und Überblick, 3/81, S. 66.
[997] NRZ, 16.2.81.
[998] RP, 16.2.81.
[999] Sägespan, Nr. 9, 1981, S. 5.
[1000] WZ, 16.2.81.
[1001] NRZ, 16.2.81.
[1002] taz , 16.2.81.
[1003] Der Spiegel, 11/81, S. 115.
[1004] Ebenda, S. 115.
[1005]Das besetzte Haus Volmerswerther Str. 41 gehörte bis vor ca. 3 Wochen dem berühmt-berüchtigten Spekulanten Niehaus, auch die Häuser Dianastr.10 und Binterimstr.24 wurden von Niehaus aufgekauft und die ursprünglichen Mieter mit übelsten Methoden vertrieben, um die Wohnungen in unerschwingliche Eigentumswohnungen umzuwandeln. Da Niehaus aufgrund von Steuerhinterziehung und verschiedener Schiebereien nicht mehr geschäftsfähig ist, muß seit einiger Zeit sein 22-jähriger Sohn die Spekulationsgeschäfte für ihn abwickeln. [Der Sohn heißt mit Vornamen Roman Theodor, der Vater Theodor Roman Niehaus, wem sollte da etwas auffallen?, vgl. Schwarzbuch, 1981, S. 29; d.V.] Über die besetzte Volmerswerther Straße 41 wissen wir, daß die erste Etage bereits seit 15 Jahren leersteht. Und alle Mieter nach und nach vertrieben wurden. Um das Leerstehen der Wohnungen zu vertuschen, wurden die Gardinen vor den Fenstern hängen gelassen und sogar gewaschen und an der Tür wurden Klingelschilder angebracht mit Namen von Leuten, die nie hier gelebt haben.
Durch Spekulationsgeschäfte lernten sich Niehaus und R. Nemitz, der neue Besitzer, kennen. R. Nemitz arbeitet in einer Münchener Immobilienfirma (Scherer KG) und hat im Austausch gegen dieses Haus dem Niehaus ein Spekulationsobjekt in Millionenhöhe in München vermittelt. Zu Beginn der Verhandlungen zwischen den Besetzern und dem Hausbesitzer Nemitz, erklärte dieser, daß er dieses Haus im Auftrag einer Gruppe von ca. 30 Leuten, die hier ein sogenanntes Alternativprojekt aufziehen wollten, gekauft hätte. Mit diesen 30 Leuten hätte er Untermietverträge abgeschlossen. (...) Den für Montag versprochenen Vertrag haben sie allerdings bis heute nicht zu Gesicht bekommen, es hat sich viel mehr herausgestellt, daß er ihnen den Vertrag nicht zeigen, sondern nur Fragen zum Vertrag beantworten will. (...)
Außerdem haben sie erfahren, daß der Hausbesitzer Nemitz eine Teilungserklärung beantragt hat, was bedeutet, daß hier Eigentunswohnungen entstehen sollen ”, Überblick, 3/81, S. 63 ff.
Waren vor Monaten Büroräume in der V 41 geplant, sagt Nemitz am 2. Tag der Besetzung, eine alternative Wohngemeinschaft wolle einziehen, so wurde daraus: Eigentumswohnungen sollen entstehen; und jetzt hören wir aus der RP vom 16.05.81: ‘Ein Sprecher des Immobilienunternehmens Niehaus, von dem Nemitz das Haus an der Volmerswerther Straße gekauft hat, erklärte auf Anfrage, man habe bei der Stadt (Bauaufsichtsamt) einen Abbruchantrag eingereicht. Zu diesem Schritt sieht sich die Immobilienfirma legitimiert, weil wir laut Grundbuch noch Eigentümer sind. Über den Antrag wird jetzt vermutlich im Planungsausschuß gesprochen.’ Es ist nicht nur klar, daß Spekulant Niehaus weiterhin Eigentümer ist, sondern sein weiteres Vorhaben: Das gut erhaltene Haus soll weg!!!”, Sägespan, Nr. 11, 1981, S. 3.
[1006] Flugblatt ‘Volmerswerther Str. 41 besetzt’, vermutl. 1/81.
[1007] WZ, 17.3.81.
[1008] Kommunistische Volkszeitung, 23.2.81.
[1009]Die wollen alles zusammenschlagen! ”, WZ, 28.3.81.
[1010] WZ, ebenda.
[1011] WZ, ebenda.
[1012] WZ, ebenda.
[1013] NRZ, 28.3.81.
[1014] Ebenda.
[1015] WZ, 28.3.81.
[1016] Ebenda.
[1017] Vgl. NRZ, 30.3.81.
[1018] Aus einem Mitschnitt des Polizeifunks : “23.15 Uhr (...) ‘An Düssel 443, fahren Sie hin, sichern Sie den Tatort und fahren Sie den näheren Umkreis ab.’ Düssel 443 an Zentrale: ‘Wir können doch nicht alles machen!’ Zentrale an 443: ‘Stimmt, dann eben nicht!’ (...) 02.34 Uhr - An Zentrale: ‘Bei Stadtwerken sind die Scheiben kaputt. Ist das bekannt?’ Zentrale: ‘Sie sollten lieber mal fragen, welche Scheiben nicht kaputt sind, das ist einfacher zu beantworten ’”, Sägespan, Nr. 10, 1981, S. 14 ff.
[1019]Es scheint, als hätte der erst seit wenigen Tagen im Amt des Polizeipräsidenten eingeführte Dr. Lisken die Parole vorläufiger Zurückhaltung ausgegeben”, taz, 30.3.81.
Auch der Düsseldorfer EXPRESS vom 30.3.81 kommentiert das vermutete Verhalten des neuen Polizeipräsidenten unter der Überschrift ‘Schwarzer Peter’: “ Der neue Polizeipräsident hat sich sicherlich einen angenehmeren Start gewünscht: Gleich am Ende seiner ersten Amtswoche hat er die unangenehme Pflicht, sich vor seine Beamten zu stellen. Zunächst auch vor jene, die am heißen Wochenende die Staatsgewalt nur im Knüppel sahen. Nach dem Motto: kann nicht sein, was nicht sein darf, lassen sich die Ausschreitungen einzelner Beamter nicht aus der Welt schaffen. Dr. Liskens tut gut daran, energisch nach den schwarzen Schafen in seiner Truppe zu suchen. Keine beneidenswerte Aufgabe. Greift er hart durch, hat er schnell seine Untergebenen gegen sich. Unternimmt er zu wenig, hat er zu schnell den liberalen Ruf verspielt.”
[1020] Um 16.00 Uhr teilt der Nemitz der Polizei mit, daß er das Haus versperrt hat. Die Polizei zieht daraufhin ab, vgl. Bild, 30.3.81.
[1021] RP, 30.3.81.
[1022] taz, 30.3.81.
[1023] Bild, 30.3.81.
[1024]Ein Junge, der aufgrund der wilden Schläge einen epileptischen Anfall bekommt, wird nicht in Ruhe gelassen, blutet, eine Frau geht dazwischen, kann endlich überzeugen. Aber auf die Bitte der Frau, den Jungen mit einem Polizeifahrzeug ins Krankenhaus zu fahren, gibt es nur die Antwort ‘wir haben keinen Fahrer’. Hohn, so entlarvend, wie sonst nichts an diesem Wochenende”, taz, 30.3.81.
[1025] taz, 30.3.81.
[1026] RP, 30.3.81.
[1027] Flugblstt ‘Dieses Haus ist besetzt’, verm. 29.3.81.
[1028] Flugblatt ‘Neues von der Instandbesetzung’, verm. 3.4.81.
[1029]Benrath soll ‘attraktiv’ werden für die Schickeria mit dem dicken Geldbeutel. ” Flugblatt ‘Kahlschlag im Düsseldorfer Süden’, verm. 4/81.
[1030] Vgl. ebenda.
[1031] Vgl. RP, 31.3.81.
[1032] Sozialdezernent Karl Ranz in: RP, 31.3.81.
[1033] RP, 31.3.81.
[1034] NRZ, 31.3.81.
[1035]Das hat aber nichts mit der aktuellen Hausbesetzung zu tun.” , ebenda. [Wirklich
nicht? d.V.]
[1036] Ebenda.
[1037] Düsseldorf Amtsblatt, 4.4.81, S. 2.
[1038] NRZ, 31.3.81.
[1039]Es gab genug Interessenten, aber alle Verhandlungen scheiterten an dem Veränderungsverbot des Bauaufsichtsamtes” So Dieter Broich, Direktor der Dresdner Bank, zum Leerstand der Schloßallee 97 in: ebenda.
[1040] Ebenda.
[1041] RP, 6.4.81.
[1042] Ebenda.
[1043] Express, 5.4.81.
[1044] Ebenda.
[1045] Selbst der Express, der sonst ‘aus jeder Mücke einen Elefanten’ macht, vergleicht den Demonstrationszug mit einer ‘frommen Lämmerherde’, vgl. ebenda.
[1046]nur 800 Meter vom Ort der Abschlußkundgebung entfernt ”, Bild, 6.4.81.
[1047] Vgl. WZ, 6.4.81.
[1048] Erklärung ‘der Instandbesetzer (innen) der Suitbertusstraße 122’, verm. 5.4.81.
[1049] Flugblatt ‘Düsseldorf ist wie verhext - schon wieder ist ein Haus besetzt!’, verm. 5.4.81.
[1050] Erklärung ‘der Instandbesetzer (innen) der Suitbertusstraße 122’, verm. 5.4.81.
[1051] Flugblatt ‘Düsseldorf ist wie verhext - schon wieder ist ein Haus besetzt!’ verm. 5.4.81.
[1052] Vgl. WZ, 8.4.81.
[1053] Welche genau ist unklar.
[1054] WZ, 8.4.81.
[1055] Ebenda.
[1056] RP, 15.4.81.
[1057] Ebenda.
[1058] Dafür liegt jedoch seitens der Stadt kein Auftrag vor. vgl. Flugblatt ‘Düsseldorf hat seit heute 1½ besetzte Häuser mehr!’, vom 14.4.81.
[1059] Arbeiter Kampf, 24.4.81.
[1060]Im Dezember 1980 fand eine Mieterversammlung statt, bei der Brune nur mündliche Abfindungsangebote machte. Erst bei Zustimmung wurden mit einzelnen Mietern sog. Mietaufhebungsverträge abgeschlossen, in denen die Höhe der Abfindungen ausgehandelt wurden. ” Flugblatt ‘Düsseldorf hat seit heute 1½ besetzte Häuser mehr!’, vom 14.4.81.
[1061] RP, 16.4.81.
[1062] Sägespan, Nr. 11, 1981, S. 9.
[1063] Die Baunutzungsverordnung (BauNVO) legt fest, welche Ausweisungsmöglichkeiten von Gebietskategorien grundsätzlich bestehen. Die ‘Kerngebiete’ sind demnach einzuordnen als gemischte Bauflächen, vgl. Dähne, E. (Hrsg.), Handbuch für eine alternative kommunalpolitische Praxis, S. 46 ff.
[1064] Flugblatt ‘Düsseldorf hat seit heute 1½ besetzte Häuser mehr!’, vom 14.4.81.
[1065] Ebenda.
[1066] Ebenda. Auch wenn die Höhe der Strafe von insgesamt 1.500 Mark den Spekulanten kaum geschadet hat, ist dieses einer der ganz wenigen Fälle in Düsseldorf , in denen die Zweckentfremdungsverordnung überhaupt angewendet wurde.
[1067] Ebenda.
[1068] NRZ, 15.4.81.
[1069] Flugblatt ‘Veranstaltung zum Häuserkampf’, verm. 4/81.
[1070] RP, 2.5.81.
[1071] Sägespan, Nr. 11, 1981, S. 11.
[1072] Angeblich würden die Wohnungen renoviert, tatsächlich rührt sich seit drei Jahren nichts, vgl. Flugblatt ‘Instandbesetzung in der Elisabethstr. 87’, verm. 1.5.81.
[1073] Ebenda.
[1074] Sägespan, Nr. 11, 1981, S. 11.
[1075]Auf der einen Seite steht die Stadt, die ein Vorkaufsrecht geltend zu machen versucht, und auf der anderen ein Privatmann, dem die Kirchengemeinde das Objekt bereits vor zwei Jahren verkauft hat ”, RP, 7.5.81. “ Die Stadt machte jedoch ihr Vorkaufsrecht geltend, weil ihr plötzlich einfiel, daß sie hier die Wendeschleife einer Straßenbahnlinie verlegen will und dazu müßte das Haus abgerissen werden ”, Arbeiterkampf, 25.5.81.
[1076] RP, 7.5.81.
[1077] Ebenda.
[1078] WZ, 7.5.81
[1079] WZ, 24.4.81.
[1080] Die Dresdner Bank AG beherrscht, als die zweitgrößte Privatbank der BRD, mit anderen Großbanken zusammen die Wirtschaft der BRD. Sie ist sowohl an zahlreichen Handels- und Industriekonzernen, als auch an Spekulationsgeschäften beteiligt. Im Aufsichtsrat der Dresdner Bank sitzen die Geschäftsführer wichtiger Industriekonzerne. (B.Beitz/Krupp, E.v.Brauchitsch/Flick, R.Sammet/HoechstAG, G.Sohl/ThyssenAG/BDI, ... Allianz-Vers., BP, AEG, RWE, Siemens, Esso, Henkel, Bayer,...) Die Dresdner Bank ist eine wichtige Stütze des rassistischen Apartheid-Regimes in Südafrika. Sie verstößt mit riesigen Stützkrediten und massivem Goldhandel gegen den Wirtschaftsboykott der UNO. U.a. über ihre Beteiligung an der Uran GmbH betreibt sie die nukleare Brennstoffversorgung der deutschen und südafrikanischen Atomindustrie. Ebenso stützt sie die Diktaturen in Chile, Argentinien und Brasilien. Zudem kommen vielseitige Spekulationen mit Wohnraum (u.a. Dreisameck in Freiburg), vgl. Flugblatt ‘Einige Informationen zur Dredner Bank’, verm. 4/81.
[1081] NRZ, 24.4.81
[1082] WZ, 24.4.81.
[1083] Flugblatt ‘Das ist unser Haus’, verm. 28.4.81.
[1084] Vgl. WZ, 13.5.81.
[1085] Express, 13.5.81.
[1086] Vgl. NRZ, 13.5.81.
[1087] Flugblatt ‘Schloßallee 97 geräumt’, verm. 12.5.81.
[1088] Vgl. Benrather Tageblatt (BT), 13.5.81.
[1089] Vgl. Bild, 13.5.81.
[1090] RP, 14.5.81.
[1091] Vgl. ebenda.
[1092] Ebenda.
[1093] BT, 15.5.81.
[1094] RP, 14.5.81.
[1095] WZ, 14.5.81.
[1096] Express, 14.5.81.
[1097] Express, 15.5.81.
[1098] BT, 18.5.81.
[1099] Ebenda.
[1100] NRZ, 18.5.81.
[1101] Vgl. ebenda.
[1102] Presseerklärung der HausbesetzerInnen, verm. 19.5.81.
[1103] Ebenda.
[1104] Ebenda.
[1105] Das Haus wird jetzt noch nicht besetzt, “ da im Erdgeschoß eine herzkranke Frau lebt, der der Anblick einer gewaltsamen Räumung mit Polizeiknüppeln nicht zuzumuten ist ”, ebenda.
[1106] Ebenda.
[1107] BT, 21.5.81.
[1108] Ebenda.
[1109] Offener Brief des ‘Dresdner Panks’ an die Pfarrgemeinde St. Joseph, verm. 22.5.81.
[1110] Pfarramt St. Joseph, ‘Information über das Herz-Jesu-Kloster’, 21.5.81.
[1111] RP, 21.5.81.
[1112] Offener Brief des ‘Dresdner Panks’ an die Pfarrgemeinde St. Joseph, verm. 22.5.81.
[1113] Vgl. RP, 25.5.81.
[1114] RP, 2.5.81.
[1115] Ebenda.
[1116]1976 wurde das Haus aus einer Konkursmasse gekauft. Da aber die erforderlichen 600.000 Mark von den Prüfingenieuren nicht sofort aufgebracht werden konnte, wurden zunächst nur 200.000 Mark bezahlt. Der Plan, aus dem Mietshaus ein Bürohaus zu machen, konnte erst einmal nicht realisiert werden ”, WZ, 6.6.81.
[1117] Vgl. Sägespan, Nr. 12, 1981, S.18. Die ‘frei’ werdenden Wohnungen vermietet er mit Zeitverträgen an StudentInnen. Josef Heering erklärt dazu großherzig: “ Aufgrund unserer Sozialverpflichtung haben wir geglaubt, Studenten in die leere Wohnung nehmen zu müssen. ” Die Sozialverpflichtung Heerings endet jedoch am 28.2 81. “ In jedem der standardisierten Mietvertrag war mit der Schreibmaschine eine Anmerkung hinzugefügt. ‘Der Mieter erklärt ausdrücklich, daß das Mietverhälnis unwiderruflich am 28. Februar 81 endet. Er verzichtet auf jede Einrede ’”, WZ, 6.6.81.
[1118] Gegen die Stimmen der SPD/FDP, vgl. Sägespan, Nr. 12, 1981, S.17 ff.
[1119] Sägespan, Nr. 12, 1981, S. 17.
[1120] In beiden Gremien wird erneut mit CDU-Mehrheit entschieden. Die SPD-VertreterInnen fehlen!!!, vgl. WZ, 7.5.81.
[1121] RP, 25.5.81.
[1122] Vgl. ebenda.
[1123] WZ, 25.5.81.
[1124] Vgl. ebenda.
[1125] Vgl. NRZ, 26.5.81.
[1126] Ebenda.
[1127] NRZ, 25.5.81.
[1128] RP, 30.5.81.
[1129] Vgl. RP, 5.6.81.
[1130] RP, 5.6.81.
[1131] Ebenda.
[1132] Ebenda.
[1133] Vgl. RP, 6.6.81.
[1134] Ebenda.
[1135] Flugblatt, ‘Wenn zwei sich streiten’, verm. 11.6.81.
[1136] Vgl. BT, 9.6.81.
[1137] NRZ, 9.6.81.
[1138] Sägespan, Nr. 12, 1981, S. 15.
[1139] BT, 10.6.81.
[1140] Ebenda.
[1141] Vgl. ebenda.
[1142] Überblick, 7/81, S. 62.
[1143] Sägespan, Nr. 12, 1981, S. 12.
[1144] Düsseldorfer Rheinbote, 29.5.81.
[1145] Sägespan, Nr. 12, 1981, S. 14.
[1146] Überblick, 7/81, S. 62.
[1147] Ebenda, S. 62.
[1148] RP, 11.6.81.
[1149] NRZ, 11.6.81.
[1150] Unter anderem wird ein Pelz-Geschäft ‘entglast’ und die ausliegenden Pelze mit einer Säure übergossen, vgl. Bild, 11.6.81.
[1151] Schwarzbuch, 1981, S. 8.
[1152] Sägespan, Nr. 12, 1981, S. 3.
[1153] Vgl. Schwarzbuch, 1981, S. 27.
[1154] Ebenda, S. 27.
[1155] Vgl. Sägespan, Nr. 12, 1981, S. 4.
[1156] Ebenda, S. 4.
[1157] Vgl. ebenda, S. 4.
[1158] Vgl. Sägespan, Nr. 13, 1981, S.3 ff.
[1159] Cafe Zoff, Gesundheitsladen, Filmgruppe, Theater Subversiv, Theater von Frauen, Frauencafe, Knastgruppe, Ermittlungsausschuß, Sägewerk mit Altencafe und Kinderzentrum, u.a., vgl. Schwarzbuch, 1981, S. 92.
[1160] Die Initiative sucht seit mittlerweile 2½ Jahren nach Räumen für die Errichtung eines Altencafés - vergebens. Die Stadt, vertreten durch Karl Ranz, hat den alten Menschen mitgeteilt, daß sie sich selbst Räume suchen sollten - die Stadt würde dann die Miete bezahlen, vgl. Presseerklärung der Initiative Sägewerk e.V., verm. 8/81.
[1161] Ebenda.
[1162] Vgl. Starkes Stück, 9/82, S. 4.
[1163] Vgl. ebenda, S. 4.
[1164] Vgl. Überblick, 4/82, S. 84 ff.
[1165] Schwarzbuch, 1981, S. 14.
[1166] Vgl. ebenda, S.14, und Sägespan, Nr. 14, 1981, S. 3.
[1167] Vgl. Überblick 2/82, S. 89.
[1168] Vgl. ebenda, S.89.
[1169] Überblick, 7,8 /82., S.100.
[1170] Vgl. ebenda, S. 100.
[1171] Vgl. ebenda, S. 100.
[1172] Ebenda, S. 100.
[1173] Ebenda, S. 100.
[1174] Über den weiteren Verlauf der Besetzung der Bachstraße 160 haben wir keine Informationen.
[1175] Fandango e.V., Stadtbuch Düsseldorf 1988, S. 67.


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