Schon seit 1989 regt sich - vor allem in den
Stadtteilen Oberbilk und Flingern - Widerstand gegen eine der
gigantischsten Büroplanungen Düsseldorfs. Innerhalb eines
halben Jahres bilden sich drei Initiativen gegen das IHZ:
“Obwohl die drei Initiativen verschiedene
Ansätze und Interessen verfolgten, kooperierten sie miteinander,
führten zwei gemeinsame Veranstaltungen durch und mobilisierten
zur BürgerInnenanhörung im April 1990 400 Personen .”[1515]
Seit dem 12. Januar 1990 trifft sich die Initiative gegen das
IHZ alle zwei Wochen in den Räumen des Auxiliums auf der
Kölner Straße, in unmittelbarer Nähe zum riesigen IHZ-Areal.
Ursprünglich sind hier “301.000 qm Bürofläche (...)
geplant, als Krönung ein 140 m hoher Büroturm als Geschenk für
den neuen Baudezernenten Küppers, der für das Frankfurter ‘Mainhattan’
verantwortlich ist .”[1516]
Die Initiative prognostiziert schwerwiegende Veränderungen für
die Wohn- und Sozialstruktur in Oberbilk - vor allem durch Abriß
von relativ preiswertem Wohnraum und der Vertreibung der
geringverdienenden Bevölkerung durch erwartete Mieterhöhungen
als Folge des Zuzugs besserverdienender Angestellter. Bis zum
September 1990 sind bereits die Häuser der Initiativen
Hexenkessel und des Café Rosa, zusammen mit Häusern an der
Werdener Straße, abgerissen worden. Weitere “199 preiswerte
Altbauwohnungen an der Kölner Straße und Eintrachtstraße ”[1517] sollen folgen.
Die ‘Initiative gegen das IHZ’ macht mit verschiedenen
Aktionen in der Öffentlichkeit auf sich aufmerksam. So entsteht
am 6. Juli 1990 eine Wandzeitung am Bauzaun, der das IHZ-Gelände
umgibt. Wer will, soll dort seinen Protest und Argumente gegen
das IHZ veröffentlichen . “Jeder und Jede soll lesen
können ...was die Presse nicht druckt ...wogegen die Beamten und
Politiker der Stadt die Ohren verschließen ”.[1518]
Der ‘Arbeitskreis’ veröffentlicht im September 1990 eine
zwölfseitige Alternativplanung für das Areal, die nicht am Bau
von Büroraum, sondern an preiswertem, gemeinschaftlichem und
ökologischem Wohnen orientiert ist. Eckpunkte sind
Eine solche Struktur ermögliche die bessere
Integration von alten oder behinderten Menschen in das
Gemeinschaftsleben. Auch die Bereitstellung von Wohnungen für
Wohngemeinschaften und für Obdachlose ist fester Bestandteil der
Alternativplanungen.
Um das alternative Planungskonzept vorzustellen, besetzt der ‘Arbeitskreis
Alternativplanung’ zusammen mit anderen Düsseldorfer
Initiativen - trotz Verbot durch Verwaltungsgerichtsbeschluß -
im Oktober 1990 das Baugelände für einen Tag.
Danach ist der Höhepunkt der Aktivitäten allerdings
überschritten. Zuerst löst sich die ‘BürgerInneninitiative
Wohnen statt IHZ’ auf, “da von der Stadt versprochen
wurde, einen Teil der Altbauwohnungen vorläufig zu erhalten .”[1520] AnwohnerInnen wird bei
Auszug aus ihren Wohnungen eine Prämie von 10.000 DM
versprochen, und für einige Häuser wird eine ‘Schonfrist’
von 10 Jahren eingeräumt. Auch dem ‘Arbeitskreis’ und der
‘Initiative gegen das IHZ’ geht kurze Zeit später die Luft
aus: Beide Gruppen lösen sich nach und nach auf. Dem
Arbeitskreis “fehlten klare Vorstellungen darüber, wie nach
der Veröffentlichung mit dem Konzept der Alternativplanung
weitergearbeitet werden sollte .”[1521]
[1513] Daß ein Teil der Initiativenmitglieder aus dem
linksradikalen Spektrum stammt, u.a. aus der nur wenige hundert
Meter vom IHZ-Gelände entfernten Kiefernstraße, findet auch in
der Sprache einiger Publikationen seinen Ausdruck : “wir
brauchen innerhalb des wohngebiets selbstbestimmte lebensräume
und kulturzentren (...) wir wollen die stadtplanung nicht länger
denen überlassen, die nicht nach den bedürfnissen der menschen,
sondern nach den interessen des kapitals planen! ”,
Flugblatt ‘Wohnen ist ein Menschenrecht’, 1/90.
[1514] Vgl. RP, 7.5.90. Auf einer Veranstaltung wird
Baudezernent Hans Küppers von anwesenden OberbilkerInnen “regelrecht
niedergeschrieen (...). [Er] hatte Mühe, ‘den Bedarf an
Büroflächen zu begründen. Die Oberbilker wünschten ihn nach
Frankfurt zurück und das gesamte Projekt in eine Kiesgrube nach
Angermund. ‘Was gehen uns die Platzprobleme der Banker an.
Nicht Beton für Yuppies, sondern preiswerter Wohnraum muß her’,
forderten sie.”
[1515] Proschinski, U., Wahlers, J., Grundzüge der
Stadtplanung, S. 69.
[1516] IHZ alternativ, 9/90, S. 2.
[1517] Ebenda, S. 2.
[1518] Flugblatt ‘Riesen-Wand-Zeitung’, 6/90.
[1519] IHZ alternativ, 9/90, S. 3.
[1520] Proschinski, U., Wahlers, J., Grundzüge der
Stadtplanung, S. 69.
[1521] Ebenda, S. 69.