Ende August 1991 schlägt der AStA der
Fachhochschule, aufgeschreckt durch Pressemeldungen, Alarm: An
der Kaiserswerther Str. 117 bis 123 stehen bereits seit einiger
Zeit vier Häuser mit 16 Wohnungen, in denen zuvor
Rheinarmee-Soldaten mit ihren Familien gewohnt hatten, leer. Die
Stadt beginnt am 28. August damit, die Häuser “entkernen zu
lassen - ‘um widerrechtliche Belegungen zu verhindern’, so
der stellvertretende Leiter des Liegenschaftsamtes Frank Motzkus .”[1555] Im Auftrag der
Stadtverwaltung reißen Bauarbeiter den Dachstuhl des
Häuserkomplexes ein, zerstören WCs und Fensterscheiben. Einige
Tage später werden die Häuser dann abgerissen. Erst ein Jahr
zuvor waren die Wohnungen von Grund auf renoviert worden. [1556] In Erklärungen weisen
StudentInnen-VertreterInnen darauf hin, daß gerade zu Beginn des
Wintersemesters im September hunderte von StudienanfängerInnen
in Düsseldorf eine bezahlbare Wohnung suchten. Kurz vor dem
Abriß waren die halb zerstörten Häuser noch von StudentInnen
besichtigt worden. Ihr Kommentar im ASTA-INFO der FH lautet: “Sie
suchen eine bezahlbare Wohnung? Hier war sie!” [1557] Auch das städtische
Wohnungsamt hatte “schon vor Monaten signalisiert, daß
Interesse an den Häusern besteht ”.[1558] Wohnungsamts-Leiter Wagener zeigt sich “völlig
überrascht vom Abriß ”.[1559]
Die Nutzung der Häuser zu Wohnzwecken lag allerdings zu keinem
Zeitpunkt in städtischer Absicht. Das Liegenschaftsamt hatte sie
bereits 1983 von der Rheinarmee erworben, um sie an den
IBM-Konzern weiter zu verkaufen. IBM plant, auf dem Grundstück
seinen Bürokomplex am Kennedydamm zu erweitern. Zum Zeitpunkt
des Abrisses hat IBM allerdings noch nicht einmal einen
endgültigen Kaufvertrag mit der Stadt unterschrieben. Aber noch
im gleichen Jahr ändert IBM aufgrund schlechter
Konjunkturprognosen seine Pläne: Die Gebäudeerweiterung wird
nicht vorgenommen - und das Gelände bleibt zweieinhalb Jahre
lang leer. [1560] Erst im
März 1994 beginnt eine neue InvestorInnengruppe auf dem
Grundstück mit dem Bau eines Bürogebäudes, dem ‘Kennedypark’.
Nach einem offenen Brief der ASten von FH und Heine-Universität
an Oberbürgermeister Bungert müssen KommunalpolitikerInnen am
10. März 1994 im Beschwerdeausschuß zugeben, daß der Abriß
der Wohnungen seinerzeit ein Fehler gewesen sei, der “sich
nie wiederholen” [1561]
dürfe.
[1555] WZ, 29.8.91.
[1556] Vgl. Express, 31.8.91.
[1557] FH-ASTA INFO Nr. 36, 14.10.91, S. 9.
[1558] Express, 31.8.91.
[1559] Ebenda.
[1560] Vgl. FH-ASTA INFO Nr. 52, 26.1.94, S. 7 ff.
[1561] Express, 11.3.94.