4. Zusammenfassung und Fazit

 

4.1 Zusammenfassung

Der Regierungswechsel 1982 beendet 13 Jahre sozialdemokratisch-liberaler Regierung. Die neue konservativ-liberale Koalition aus CDU/CSU und FDP beendet endgültig die unter der Regierung Brandt begonnene und unter Schmidt schon stark zurückgegangene Phase gesellschaftlicher Reformen. Bereits 1982 wird mit dem ‘roll-back’ einiger wichtiger Refomprojekte, wie der Umstellung des Bafög auf Volldarlehen, begonnen.
Ökonomische Maxime der Regierung ist die verstärkte Subventionierung von Privatunternehmen um deren Investitionstätigkeit zu stimulieren. Zur Finanzierung dieser Ausgaben werden vor allem im Sozialetat Einsparungen vorgenommen sowie bisher staatliche Unternehmen privatisiert. Staatliche Beschäftigungsprogramme werden zurückgefahren. Da die Unternehmen jedoch die durch Subventionen und Steuererleichterungen freigewordenen Mittel in erster Linie für Rationalisierungsmaßnahmen verwenden, führt diese Politik nicht zu dem von der Regierung prognostizierten Absinken, sondern im Gegenteil zu einem dramatischen Anstieg der Arbeitslosenzahlen.
Im Bereich der Wohnungspolitik werden MieterInnenrechte - z.B. beim Kündigungsschutz oder der Begrenzung von Mieterhöhungen - abgebaut. Auch hier soll über die höhere Gewinnerwartung die Privatwirtschaft zu verstärkter Bautätigkeit angeregt werden. Die Förderung des sozialen Wohnungsbaus wird immer weiter reduziert. Die Folge ist ein drastischer Anstieg der Mieten und eine Zunahme der Probleme von Geringverdienenden, auf dem freien Wohnungsmarkt eine bezahlbare Wohnung zu finden. Im Zusammenhang mit steigenden Mieten und Massenarbeitslosigkeit nimmt auch die Zahl der Obdachlosen während der achtziger Jahre stark zu.
Auf der anderen Seite sind in der ersten Hälfte der Achtziger zahlreiche Aktivitäten sozialer Bewegungen und außerparlamentarischer Opposition zu verzeichnen:

Im gleichen Maße, wie diese sozialen Bewegungen ab ungefähr Mitte der achtziger Jahre abnehmen, gewinnt die eben diesen Bewegungen entstammende Partei Die Grünen von Wahl zu Wahl an Stimmen hinzu. Ein großer Teil gesellschaftlichen Protestpotentials wird so ‘weg von der Straße’ in parlamentarische Bahnen gelenkt bzw. lenkt sich selbst dorthin.
Die HausbesetzerInnenbewegung erfährt am Anfang der achtziger Jahre - genauer: zwischen 1980 und 1982 - ihre ‘Blütezeit’. Am stärksten toben die Häuserkämpfe in Berlin, wo Mitte 1981 über 150 Häuser besetzt sind. In der Folgezeit werden im gesamten Bundesgebiet um die 500 Häuser besetzt. In jeder größeren Stadt, z.T. sogar in Kleinstädten und ländlichen Regionen, besetzen vor allem jüngere Leute Häuser, um gegen Wohnungsnot und Spekulation zu protestieren, aber auch, um Freiräume für (autonome) Stadtteil- und Jugendzentren zu schaffen. Ganze Fabrikhallen werden besetzt, in denen alternative Kulturprojekte eingerichtet werden.
Die Umstrukturierung in Düsseldorf setzt sich während achtziger Jahren trotz leerer Kassen fort. Neue Bürobauten werden errichtet und die Infrastruktur wird der ‘Handelsmetropole Düsseldorf’ angepaßt. Neu ist, daß in diesem Jahrzehnt in ‘weiche’ Standortfaktoren investiert wird, um die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes Düsseldorf zu erhöhen. Obwohl über eine schlechte Konjunktur geklagt wird, steigt das Gewerbesteueraufkommen der Stadt weiter an. Diese Gewinne werden jedoch nicht zur Konsolidierung des Haushaltes verwendet sondern fließen in die Standortförderung zurück. “ Hinter dem so harmlos klingenden Begriff ‘Ausbau Düsseldorfs als Handels- und Dienstleistungszentrum’ verbirgt sich eine Umstrukturierung der Stadt mit tiefgreifenden ökologischen und sozialen Folgen. [1299]
Arbeitsplätze werden rationalisiert, Gelder für den Sozialwohnungsbau gekürzt und Wohnraum wird vernichtet. Es gibt immer mehr wohnungssuchende und wohnungslose Menschen. Die Spaltung der Stadt in ‘Arm und Reích’ wird immer mehr Realität.
Zu Beginn der achtziger Jahre werden in Düsseldorf zahlreiche Privathäuser besetzt, um gegen die Vernichtung von Wohnraum zu protestieren. Durch die Ausweitung der Häuserkämpfe und das Hinzukommen neuer Leute, entwickelt sich schon bald eine HausbesetzerInnenbewegung, die neben dem Erhalt von Wohnraum sehr unterschiedliche, zum Teil weiterführende Ziele formuliert.

Bis einschließlich 1983 werden alle besetzten Häuser in der Stadt geräumt.
Die Häuserkampfbewegung hat jedoch schon Ende 1981 ihren ‘Zenit’ überschritten.
Nach den Räumungen der nicht-städtischen Häuser kommt es ab 1982 zu einem Rückzug großer Teile der HäuserkämpferInnen in die ab 1981 besetzten städtischen Häuser auf der Kiefernstraße. Nach jahrelangen Konflikten unterzeichnen die BesetzerInnen der Kiefernstraße schließlich 1988 Verträge mit der Stadt.
Ein anderer Teil zieht auf die Theodorstraße, wo recht schnell der Verein ‘Selbstverwaltetes Wohnprojekt Theodorstraße’ (SWT) gegründet wird. Dort kommt es zu keinen größeren Auseinandersetzungen mit der Stadt.


[1299] Die Grünen, Die Stadt - für wen?, S.76.


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