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From: hj (oioioi@dds.nl) Date: 06 Aug 2001 20:09 uur
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Billigbier-Aufstand
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Dies sollte sich in der Nacht zum Sonnabend ändern: Die Polizei verließ die bis dahin vorgegebene Linie der Deeskalation und provozierte die Teilnehmer der Chaostage durch unentwegte Beobachtung und Personalienfestellungen. Ab Samstag mittag kesselte die Polizei mehrfach Punker ein und nahm sie zur »Gefahrenabwehr« in Gewahrsam. Aus Protest gegen diese Maßnahmen zogen Punker durch die Einkaufsstraßen, um gegen die »Polizei-Übergriffe« zu demonstrieren. Zu nennenswerten Sachschäden kam es dabei nicht. Vor allem Dortmunder Zivilbeamte nutzten diese Situation, um mit Gewalt gegen die »unliebsamen Gäste« vorzugehen und die Stadt von »allem Unrat«, so ein Beamter, zu befreien.
Unter Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken wurden sämtliche »alternativ aussehenden« Jugendlichen festgenommen, einige verletzt. So war es nicht verwunderlich, daß sich unter den knapp 500 in Gewahrsam genommenen auch Obdachlose, Skater und andere Jugendliche befanden. Da die Gefangenensammelstelle im Polizeipräsidium heillos überfüllt war, wurden die Punker in eine offene Lagerhalle der »Thier-Brauerei« gefahren, wo sie über Stunden ausharren mußten. Proteste gegen diese Maßnahmen wurden von den Beamten zynisch kommentiert.
Als einige in Gewahrsam genommene Punker »Genua war Mord« und »Rache für Carlo« skandierten, rief ein Beamter, daß die tödlichen Schüsse auf Carlo Giuliani »gerechtfertigt« gewesen seien. Polizisten stürmten eine Studentenkneipe und verhafteten alle Gäste mit der Begründung, daß dort straffällig gewordene Punker versteckt würden. Die Stadträtin des »Linken Bündnisses«, Astrid Keller (PDS), kritisierte den Polizei-Einsatz »auf das Schärfste«. Die Polizei habe »Grundrechte mit Füßen getreten, friedliche Jugendliche beleidigt und mit unnötiger Gewalt ihrer Freiheit beraubt«.
In Cottbus ließ es die Polizei nach Angaben eines Sprechers gar nicht erst zu, daß sich die rund 150 angereisten Punker zu Grüppchen zusammenschließen konnten. Die Beamten sprachen 133 Aufenthaltsverbote und 89 Platzverweise aus und nahmen 58 Personen in Gewahrsam.
Emanuel Nahrstedt, Dortmund
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