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Arbeitsgruppe "Bürger beobachten die Polizei":

Die AG Bübepo hat in der Vergangenheit wiederholt die Polizei vor einer Eskalation der Gewalt in K 36 gewarnt. Der gezielte Schuß eines Polizeibeamten in eine flüchtende Menschenmenge am O-Platz am 1. Mai 1980, die Bedrohung von Passanten mit vorgehaltener Pistole (wegen der Benutzung einer nachgemachten Polizeimütze) anläßlich einer Theateraufführung in der Adalbertstraße am 2.9.80, schließlich der Todesschuß am Lausitzer Platz am 24.10.80:

Gemeinsam ist all diesen Vorgängen, daß die Polizei durch Schikanen und Provokationen in Kreuzberg ein Klima schuf, in dem der Griff zur Waffe zum Alltag wurde. Obwohl wir keineswegs der Auffassung sind, daß ein intakter Senat diese gefährliche Entwicklung verhindert hätte, so ist doch auffallend, daß mit dem beginnenden Zerfall des Senats eine weitere Verselbständigung des Polizeiapparats einherging. Dies zeigte sich dann konkret bei den Auseinandersetzungen um die Hausinstandbesetzungen Mitte Dez. 80 in K 36 und in der City. Um die Einsatzkräfte in die richtige Stimmung zu bringen fing alles mit einer bis heute nicht dementierten Falschmeldung an: Über Funk wurde den Polizisten das Schauermärchen von einem schwerverletzten Kollegen erzählt, dem beim Umkippen eines Bullis durch Demonstranten die Beine gebrochen worden seien. So verhetzt und aufgeputscht wurde die Lage im Kiez von der Polizei verschärft.

Noch brisanter wurde die Situation, als der Polizeipräsident Hübner eigens eine Veranstaltung über "Polizei und Bürgerrechte" abbrach, um offenbar die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Waren an diesem Freitagabend bis dahin "nur" wildgewordene Kolonnen von militärisch aufgerüsteten Polizeifahrzeugen mit rasender Geschwindigkeit durch den Kiez gebraust und Polizeiübergriffe noch im Bereich das Überschaubaren geblieben, so war ab diesem Zeitpunkt die Hölle los. Einzelne Fahrzeuge fuhren rabiat in Menschenmengen, schoben und trieben regelrecht Menschen vor sich her, Knüppelorgien, vor allem gegenüber festgenommenen Personen in den Wannen, Tränengaseinsätze bis hin zum Menschenleben gefährdendem Einsatz am O.-Platz, bei dem ein Polizeifahrzeug vorsätzlich in eine sich vor einer Barrikade befindliche Menschenmenge fuhr, mehrere umriß und einer Person die Oberschenkel zerquetschte.

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