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tion. Am 22.9.81 war es dann soweit. Klaus-Jürgen Rattay verlor sein Leben.

Ein Interesse, die B. strafrechtlich zu verfolgen, gibt es nicht, das Gegenteil trifft zu (vergl. Interv.m. B. Th.). Im Todesfall ermittelt die Staatsanwaltschaft schon 5 Wochen ohne ein Ergebnis vorlegen zu können oder zu wollen. Die politische Führung beteuert wie üblich ihre Unschuld.

Vielerorts wird behauptet, es handele sich um einen Verkehrsunfall oder es sei die Folge der in provokatorischer Absicht in einem gerade geräumten Haus abgehaltenen Pressekonferenz durch Innensenator Lummer.

Eine Pressekonferenz zu dieser Zeit an diesem Ort ist wohl als "strafverschärfend" zu bezeichnen. Viel schlimmer ist aber, daß es jeden von uns jederzeit hätte treffen können und auch weiterhin kann.

Dies ergibt sich aus folgenden Überlegungen: Erstens will in Berlin keine der etablierten Parteien den Wohnungs- Subventions- Spekulanten- Profit- Skandal / Dschungel ernsthaft beenden. Stattdessen läßt man lieber die Leute, die sich zu Recht gegen diese Zustände wehren, ungeheuer verprügeln, einknasten und geht sogar soweit, ins politische Kalkül Tote miteinzubeziehen.

Zweitens darf man nicht vergessen, daß die Berliner Polizei die Funktion einer Bürgerkriegsarmee hat, die sie derzeit nach besten Kräften ausfüllt (u.a. deshalb wird sie zur Zeit auch dauernd für ihre "Besonnenheit" von den Politikern gelobt).

Als besonders verschärfend kommt die Person des derzeitigen Innensenators Lummer hinzu. Einmal sind seine reaktionären Äußerungen in der Vergangenheit hinlänglich bekannt. Zum anderen denkt dieser Mann öffentlich darüber nach, wie er die Instandbesetzerbewegung zerschlagen kann. (Etwa so nach, dem Motto: 3-4 mal eine große Räumung und die Szene ist frustiert). Insoweit kann es auch nicht überraschen, daß Lummer in den Zusammenhang mit dem Begriff "Endlösung" gebracht wird.

Dieser Mann denkt in Kategorien wie zerschlagen, aufräumen, für Ruhe und Ordnung sorgen. Als Senator für Inneres hat H. Lummer den Machtapparat unter seiner Kontrolle, um in Westberlin "Friedhofsruhe" herzustellen.

Wie danken allen denen, die uns bei der Herstellung der Dokumentation geholfen haben, insbesondere den Mitarbeitern der TAZ. Wir bitten um Entschuldigung, falls uns hinsichtlich der Urheber der Bilder ein Irrtum unterlaufen sein sollte.

 

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