9

Hausbesetzungen sind richtig und notwendig

Die Stadtsanierung in Kreuzberg begann in den 60´er Jahren. Von da an wurden in Berlin mehr Häuser abgerissen, als im 2. Weltkrieg zerstört worden waren. In den Außenbezirken entstanden Trabantensiedlungen (Märkisches Viertel, Gropiusstadt, Falkenhagener Feld) für die Bewohner der Sanierungsgebiete. Ganze Blöcke wurden in Kreuzberg, Wedding und Neukölln abgerissen und damit Jahrzehnte alte Strukturen und Lebenszusammenhänge zerstört. Allein rund um das Kottbusser Tor wurden in den letzten Jahren über 400 Gewerbebetriebe vernichtet.

Die Trabantensiedlungen erwiesen sich als eine der größten Fehlschläge des Städtebaus. Totale Isolation, Kriminalität, kein soziales Gefüge sind die Folgeerscheinungen. Daraufhin wurde in den 70´er Jahren die Sanierungspolitik geändert, z.B. gab es die "Strategien für Kreuzberg". Alles sollte besser werden! In Wirklichkeit sieht es so aus: Ganze Blöcke werden entkernt, übrig bleiben nur schnucklige Fassaden. Neubauten und modernisierte Altbauten sind kaum voneinander zu unterscheiden, und haben vor allem eines gemeinsam, nämlich dreimal so hohe Mieten wie vorher.

Das alles immer noch über die Köpfe der Betroffenen hinweg. Bewohner und Gewerbetreibende werden vertrieben, lebendige Höfe werden zu sterilen, durchgeplanten Flächen, die jegliche Kommunikation zwischen den Bewohnern verhindern. Das lebendige Kreuzberg mit seinen unübersichtlichen, verwinkelten Höfen scheint dem Senat ein Dorn im Auge zu sein.

Die Ausführenden dieser Sanierungspolitik in Kreuzberg sind zum größten Teil senatseigene Wohnungsbaugesellschaften wie z. B. Be Wo Ge, G S W, G.S.G., zum anderen Teil wenige große, private Spekulationsfirmen, wie z.B. Intergrund und Hauert und Noack (Samog, Combau). Diese Sanierungsgesellschaften denken natürlich in erster Linie ans GELDVERDIENEN, und dazu ist ihnen jedes Mittel recht! Es gibt eine ganze Reihe von Häusern, die ganz gezielt abrissreif gemacht wurden. Der Senat unterstützt diese Praxis auch noch durch Leerstandsgenehmigungen und Leerstandsgelder. Nicht zufällig brannte es auch schon in mehreren Häusern, die entmietet oder abgerissen werden sollten. Die wenigen, noch aktiven Mietervertretungen sind gegen diese Baugiganten machtlos und führen einen fast aussichtslosen Kampf gegen die immer weiter vorangetriebene Zerstörung ganzer Stadtteile wie z.B. Kreuzberg 36.

Ein gutes Mittel, um gegen diese Zerstörung von guter Bausubstanz und gewachsener Lebenszusammenhänge vorzugeben sind HAUBESETZUNGEN!

Flugblatt, anonym

<- back | next ->