über sinnlose und brutale Polizeiübergriffe vor. Die sogenannte Öffentlichkeit ist geschockt. Was ist passiert? Die Akteure bleiben die Antwort schuldig. Zum einen sind sie selbst ebenfalls überwältigt von der eigenen, plötzlich frei gesetzten Energie. Zum anderen ist da auch niemand, der das Wort ergreift, um im Namen aller zu sprechen. Auch Springer und die CDU lassen schnell die These von den kommunistischen, gar vom Osten bezahlten Drahtziehern fallen: Es gibt keine Rädels- und keine Wortführer. Der Begriff von der "Sprachlosigkeit" macht die Runde. Aber es gibt (die Subjekte des Geschehens nehmen den Begriff von den nach Schubladen ringenden Medien auf) seit diesem denkwürdigen Wochenende 'Die Bewegung X'


IV) Keine Atempause - Geschichte wird gemacht, es geht voran

Was diese Bewegung fordert, ist einfach: Freilassung der Gefangenen. Vorher wird sie nicht mit dem Senat, der nun vehementes Interesse zeigt, verhandeln und verspricht, daß zu Weihnachten "nicht nur die Bäume brennen werden", falls die zu diesem Zeitpunkt 17 Inhaftierten bis dahin nicht frei sind.

Mehr als 20 000 demonstrieren eine Woche später ihre Solidarität mit den Besetzern. Tatsächlich werden 13 in kurzer Zeit wieder freigelassen. Doch dies sind, wenn man Symbolen überhaupt eine solche Bedeutung beimessen darf, vier zu wenig. Die Fronten sind gesteckt, Vermittler werden abgelehnt, nichts geht mehr.

Die Berliner stehen dabei keineswegs unverbrüchlich auf der Seite des "Rechtsstaates". Trotz allgemeiner Ablehnung der Gewalt, ist - nach Umfragen - die Mehrheit der Ansicht, daß die Instandbesetzer durchaus im Recht sind. Schließlich ist es offensichtlich eine Sauerei, wenn Häuser leerstehen, obwohl jedermann weiß, wie schwer und unter welch unwürdigen Umständen in dieser Stadt eine Wohnung zu bekommen ist. Und wenn die jungen Leute auch noch in freiwilliger Selbsthilfe die Häuser instandsetzen, die andere haben verkommen lassen, um daran zu verdienen, sollte man ihnen dabei lieber helfen, anstatt sie zu verprügeln. Aber das ist nicht alles. Manch einer gönnt dem verfilzten und verlotterten SPD-Senat auch von Herzen den Ärger, den ihm die Besetzer machen.

Und dem Senat geht es wirklich gar nicht gut. Der Garski Skandal führt nach den Weihnachtsferien zu ersten Rücktritten. Die seit Kriegsende regierende Sozialdemokratie reagiert auf die Belastungsprobe mit Futterneid und Klün-

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