Vertraulich! Verschlossen!
 
  Datum
1. April 1984
 
Betr.: Spaß
Vorg.: Ihr
1 Anlage
 

Eine erste Übersicht über den anliegenden Text ergibt: In einem ersten Teil wird die Entwicklung der "Spaßguerilla" entlang der Berliner Ereignisse der letzten zwei Jahre nachgezeichnet. Bisher ist es in Zusammenarbeit mit Presse, Rundfunk und Fernsehen gelungen, diese Art politischer Aktionen nicht in voller Breite an die Öffentlichkeit dringen zu lassen. Dieser Informationspolitik kam zugute, daß auch in den subversiven Medien keine Neigung erkennbar war, die "Spaßguerilla" zu propagieren. Das könnte sich mit der Veröffentlichung des vorliegenden Textes ändern: Einmal darauf aufmerksam gemacht, daß die "Spaßguerilla" bereits jetzt eine nicht zu unterschätzende Breite entwickelt hat und welche Möglichkeiten in ihr liegen, könnten derartige Aktionen zu einem gefährlichen Ausmaß anwachsen. In diesem Zusammenhang wäre auch besonderes Augenmerk auf Ihre künftige Informationspolitik zu richten: In dem Text wird z.B. ausdrücklich darauf hingewiesen, daß der Polizei weniger der angerichtete Sachschaden als die Finanzierung der Überstunden der Mannschaften zu schaffen macht - Es stellt sich die Frage, ob derartige Informationen in dieser Offenheit weitergegeben werden sollten.

Der Text begnügt sich aber nicht damit, eine Propaganda durch das Beispiel zu betreiben. Neben theoretischen Begründungen der Wirksamkeit der "Spaßguerilla" geht er auch ausführlich auf die Organisationsprobleme der "Spaßguerilla" ein. Weitere Einzelheiten

Mit den Scheinbesetzungen des "Tages X", mit dem "Lappenkrieg" vor dem Besuch des US-Präsidenten und zuletzt mit den Plakataktionen "Achtung! Kriminelle Fluchtburg" - diese Art von Aktionen wird in dem vorliegenden Text als "kollektives Theater" analysiert - haben Aktionsformen der "Spaßguerilla" in letzter Zeit spürbar an Boden gewonnen. Im Text wird etwa über eine mittels "Schwarzsender" geplante "Smog-Aktion" berichtet: Durch Einblendung in den öffentlichen Rundfunk soll eine "Alarmstufe III" durchgegeben werden, bei der die Bürger aufgefordert werden, ihrer Arbeit fernzubleiben. Es versteht sich von selbst, daß Aktionen dieser Art - und der Text arbeitet offensichtlich auf diese hin - zu einer großen und nur schwer bekämpfbaren Beunruhigung in der Bevölkerung führen würden.

Ich bitte, mich zu unterrichten, mit welchen Mitteln Sie beabsichtigen, derartige Unruhe zu unterlaufen.


next ->