am 1.9.81 spielen einige leute u-bahn-theater. sie steigen
in einen waggon ein. einige sind als Putzfrauen und -männer verkleidet
und beginnen heftig zu putzen. die fahrgäste müssen ständig die
füße heben. was sie natürlich gerne tun. denn berlin muß
sauber bleiben. wenig später steigen 'terroristen' ein. sie werfen mit
steinen aus - styropor. es kommt zu einer konfrontation zwischen 'arbeitender
bevölkerung' (dem Putztrupp) und ' kriminellen nichtstuern' (den 'terroristen').
und natürlich werden die übrigen fahrgäste in die diskussion
verwickelt. am ende qibt es bonbons für alle.
u-bahn-theater ist ein einfaches mittel für ausweitungen der bewegung:
du nimmst irgendein thema aus dem alltag und bringst es in einen witzigen bezug.
das problem wird offen dargestellt, 'lösungen'
werden nicht vorgespielt. die leute werden in diskussionen verwickelt. augusto
boal, der diese und andere theaterformen in lateinamerika und europa entwickelt
hat, spielte mit seinen freunden z.b. anmachszenen in der u-bahn: mann macht
frau an, ganz 'normal'. dann steigt eine frau zu und beginnt, einen mann anzumachen.
genauso 'normal', aber wirkt befremdend. und zwischen menschen gleichen geschlechts
soll's ja sowas
auch geben
oder: ein ehestreit wird so drastisch vorgeführt, daß eingegriffen
werden muß, wenn nicht böses passieren soll. boal und freunde haben
auch mit verschiedensten szenen die arbeitslosigkeit zur diskussion gestellt.
szenen beliebigen inhalts lassen sich ausdenken. und nicht nur in der u-bahn,
sondern überall da, wo menschen zusammentreffen: auf marktplätzen,
in kaufhäusern usw.
m a s s e n t h e a t e r hat die bewegung manchmal
mit den grünen männchen gespielt. für den 13.11.81 wurde der
'tag x' angekündigt . es war eine zeit der flaute: seit den ereignissen
vom 22.9. wurde jede neubesetzung
sofort verhindert. die risse zwischen paten und besetzern wurden immer klarer.
der senat sagte auf der einen seite 'kein grund zur räumungspanik' und
kündigte eine woche später schon wieder räumungen an. daneben
lief die kompromißaktion des kreuzberger bezirksparlaments. die bewegung
war in den hintergrund geraten.
andere konflikte traten nach vorn: der asta beschloß eine streikwoche
gegen die sparbeschlüsse. ab februar '82 sollten in den kitas gebühren
eingeführt werden. eltern protestierten. im wedding kam es zu einem schulstreik
gegen die trennung von deutschen und ausländischen schülern. im drogenknast
lief ein hungerstreik, an den sich der frauenknast und die u-häftlinge
angeschlossen hatten. und in der schublade von lummer lag schon der nächste
coup: der ausländererlaß, den er noch im november herausgab. und
überhaupt: die räumung des hüttendorfes der startbahngegener
bei frankfurt hatte das interesse an den berliner hausbesetzern zurücktreten
lassen. mit dem 13.11. wollte die 'bewegung' nun wieder in die offensive gehen:
sie kündigte neubesetzungen an.
tatsächlich kam es am 13.11. zu 67 besetzungen. nur 57 erwiesen
sich als scheinbesetzungen. die restlichen 10 häuser wurden geräumt.
kein erfolg also? doch, die
bullen standen ziemlich belummert da. mußten viele überstunden schieben,
kreuz und quer durch berlin fahren.