am selben abend kommt es wieder zu straßenschlachten auf dem kudamm, in kreuzberg und zu 'dezentralen aktionen' in verschiedenen stadtteilen: kleine gruppen ziehen los und werfen bei banken, kaufhäusern und öffentlichen gebäuden fenster ein.

die dezemberereignisse machen große schlagzeilen in der springerpresse. eine für den 20.12. angesetzte großdemo für die freilassung der gefangenen wird von springer vorab als 'schlacht um berlin' aufgemacht. die demo verläuft jedoch friedlich und mit 15.000 Teilnehmern. dieses nebeneinander von straßenkampf und friedlichen großdemos bleibt ein gutes halbes jahr lang typisch für die bewegung. mit dem 25.6.81 änderte sich das. die 'al' hatte zur ersten parlamentsdebatte nach den wahlen vom mai einen antrag auf amnestie für die gefangenen ein gebracht. um den 'druck der straße' für die parlamentarier sichtbar zu machen, hatte sie zu einer großdemo aufgerufen, die vor das rathaus schöneberg führen sollte. vor dem rathaus - der senat hatte eine 'bannmeile ' verkündet, um politik und straße zu trennen - kam es zu kämpfen, die sich aus dieser demo von 10000 leuten heraus entwickelten. seitdem ist es öfter vorgekommen, daß auch großdemos 'gewaltsam' verlaufen sind.

der 12.12. wird im allgemeinen als der beginn der neuen protestbewegung angesehen. das ist nicht ganz richtig. bereits am 10.10.80 war es am kottbusser tor bei einer demo, die eine Aktionswoche der hausbesetzer gegen drohende räumungen abschloß, zu einer straßenschlacht gekommen. im unterschied zu den dezemberkämpfen tauchte sie allerdings nur auf den hinteren seiten der Zeitungen auf. und der 'taz' blieb es vorbehalten, sich unter der überschrift 'der krieg fand nicht statt' über die straßenkämpfer zu belustigen und die die taktik der bullen zu loben. spätestens ab damals - und erst recht nach der einrichtung eines berlin-teils im november '80 - blieb das verhältnis der 'taz' zur bewegung gestört. umso mehr begann sie dafür bei den politikern als blatt der bewegung zu gelten, was ihr neben einer durchsuchung im märz '81 (aufgrund eines demo-aufrufs) und einigen prozessen jede menge interviews, steigende abozahlen und finanzielle sicherheit einbrachte. die legenden um die bewegung sind nicht frei von ungereimtheiten und abhängig davon, was die medien und ihre konsumenten (sich) zusammenreimen.

ziemlich unbemerkt geblieben ist eine andere aktion, die an jenem denkwürdigen 12.12.80 stattfand: bei 'karstadt' am herrmannplatz wurden 600 weiße mäuse in die lebensmittelabteilung eingeschmuggelt. in cornflakespackungen versteckt. die tiere fraßen sich durch und gingen an die umherstehenden lebensmittel. dazu gab es eine kommandoerklärung der 'maf' (mäusearmeefraktion):

UNS MÄUSEN STINKT DIE KONSUMSCHEISSE SCHON LANGE UND WIR LASSEN UNS VON DIESEN AMERIKANISCHEN KOLONIALISTISCHEN MICKEY-MÄUSEN NICHT LÄNGER VERARSCHEN. WIR WOLLEN KEIN DISNEYLAND! KARSTADT MUSS IN MÄUSEHAND! KNASTMAUERN SIND FÜR UNS NUR GRÖSSERE KÄSEBROCKEN. WIR FRESSEN ALLES AUF, WAS UNS KAPUTT MACHT!

tierisch-lyrisch ging's auch am 14.2.81 zu: in die briefkästen von 40 banken wurden tüten geworfen. sie enthielten schweinescheiße und folgende erklärung der 'rollenden kommandos':

Schweine-Blues

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