Kreuzberger Nächte Zeit: ca. 1 Uhr nachts vom Freitag, den 12. 6. 87 auf Samstag, den 13. 6. 87 Ich war auf der Suche nach zwei Leuten, die ich ca. eine Stunde vorher im Zuge eines Polizeieinsatzes am Görlitzer Bahnhof verloren hatte. Wir hatten einen vereinbarten Treffpunkt an meinem Auto, das unter der U-Bahn Skalitzer- Ecke Mariannenstraße parkte. Da der Heinrichplatz so gut wie leer war, weder Polizei noch viele Leute waren zu sehen, traute ich mich durch die Mariannenstraße zum Heinrichplatz, um mir an der Ecke im türkischen lmbiß etwas zu essen zu holen. Als ich dann durch die Mariannenstraße zurück zu meinem Auto wollte, war diese bereits von der Polizei abgeriegelt. Auf mein Befragen, wie ich denn nun zu meinem Auto kommen könnte, wurde ich von der Polizei über die Oranienstraße Richtung Görlitzer Bahnhof geschickt. Und nachdem mir dann auch noch zwei Leute, die aus der Oranienstraße Ecke Adalbertstraße kamen, von einer weiteren Sperre am Kottbusser Tor berichteten, ging ich den noch offenen Weg Oranienstraße Richtung Görlitzer Bahnhof auf der rechten Seite auf dem Bürgersteig langsam hinunter. Es waren fast keine Leute auf der Straße, auf meiner Straßenseite war ich sogar ganz allein.Auf der linken Seite fuhren plötzlich 6-7 Wannen aus Richtung Görlitzer Bahnhof in die Oranienstraße. Aus der ersten Wanne sprang ein Trupp Polizisten, die erst mit den Schlagstöcken auf ihren Schildern klopfend und dann im Dauerlauf an mir vorbei Richtung Heinrichplatz stürmten. Während ich noch nicht mal die Gelegenheit hatte, in den nächsten Hausflur zu stürzen, kam bereits der nächste Trupp aus der zweiten Wanne auf mich zu. Ich stand mit erhobenen Händen an die Wand gepreßt und war, so weit ich sehen konnte, die einzige Person, die sich so ca. in der Mitte zwischen Heinrichplatz und Görlitzer Bahnhof befand. Inzwischen kam der erste Trupp Polizisten wieder zurück und umkreiste mich zusammen mit dem zweiten Trupp. Unter Rufen wie »Verschwinde hier« schlugen sie mich zuerst auf die Beine, damit ich in die Kniee gehe und dann auf das Becken, das Gesäß, den Rücken und den Kopf. Da ich jetzt am Boden lag, ließen die Polizisten wohl von mir ab und stürmten weiter. Allerdings habe ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr mitbekommen, wohin, da ich auf Grund der Schläge auf den Kopf alles nur noch sehr verschwommen sah. Ich zog mich an der Wand hoch und versuchte mich Richtung Görlitzer Bahnhof zu bewegen, war aber noch nicht wieder in der Lage, alleine zu gehen, also tastete ich mich an der Wand entlang, wobei ich glaubte, aus Richtung Görlitzer Bahnhof erneut ein Trupp Polizisten in meiner Richtung zu sehen. Dessen bin ich mir allerdings nicht ganz sicher. Aus einem vorbeifahrenden Auto, das aus Richtung Heinrichplatz kam und in dem zwei Typen saßen, fragte man mich, ob ich Hilfe brauchte und es hielt an und einer der zwei Typen half mir ins Auto. Die zwei brachten mich zur ärztlichen Behandlung. Außer blauen Flecken, Prellungen am Becken habe ich eine Schädelprellung und Gehirnerschütterung und möchte, wenn es möglich ist und für mich keine weitergehenden Nachteile hat, Anzeige wegen Körperverletzung erstatten. Bilanz
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