»Lebensgefährliche Verletzungen«
Keine Lebensgefahr mehr besteht für einen jungen Mann, der in der Nacht vom 12. auf den 13. Juni von einem Polizeibeamten mit dem Knüppel auf den Hinterkopf geschlagen wurde und dabei eine Hirnblutung erlitten hatte.

Die fünf behandelnden Ärzte aus der Intensivstation des Krankenhauses Neukölln haben jetzt mit einem offenen Brief an lnnensenator Kewenig gegen den offensichtlich unnötig brutalen Polizeieinsatz protestiert. Der Patient habe sich bei seiner Einlieferung in einer lebensbedrohlichen Situation befunden. Die Ärzte mußten eine operative Schädelöffnung und künstliche Beatmung durchführen. Der Anästhesist Dr. Martin Krause, der das Schreiben an den Innensenator mitunterzeichnet hatte, erläutert, daß ein Viertel bis ein Drittel der Patienten, die eine Hirnblutung erleiden, an deren Folgen sterben. Wenn der polizeiliche Stockhieb zufällig eine Stelle der Schädeldecke trifft, unter der Adern verlaufen, kann es bei Leuten mit empfindlichen Gefäßen sehr leicht zu einer Hirnblutung kommen.

Im Verlauf der nächtlichen Polizeieinsätze in Kreuzberg im Anschluß an die Reagan-Demo waren zahlreiche Demonstranten von der Polizei durch die Straßen verfolgt und mit Knüppelschlägen auf Rücken und Kopf traktiert worden. Auch der Neuköllner Patient war am Hinterkopf getroffen worden, was die Möglichkeit polizeilicher Notwehr ausschließt. Auf der Sitzung des Ermittlungsausschusses am letzen Sonntag war über einen mit Hirnblutung im Krankenhaus Westend liegenden Patienten berichtet worden. Ob es sich bei dem von den Neuköllner Ärzten geschilderten Fall um einen zweiten von der Polizei lebensgefährlich verletzten Demonstranten handelt, konnte gestern nicht mehr ermittelt werden.
wollo


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